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Shared Decision Making – sind Patienten in der hausärztlichen Praxis dazu bereit?: (Teilergebnisse der PIA-Studie)
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Veröffentlicht: | 15. Juni 2004 |
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Gliederung
Text
Hintergrund
Die Einbindung von Patienten in Therapieentscheidungen wird sowohl auf wissenschaftlicher als auch auf gesundheitspolitischer Ebene diskutiert und weitgehend als sinnvoll und notwendig proklamiert. Für die Integration eines gemeinsamen Entscheidungsprozesses in den Praxisalltag kann es hilfreich sein, bestimmte Patientengruppen als besonders „entscheidungsfreudig" zu identifizieren.
Ziel
Ziel der PIA-Studie (Patienteninformation in der Allgemeinmedizin) ist es, 1. persönliche Bereitschaft, Motivation und Vertrauensbasis hinsichtlich einer eigenständigen Informationssuche abzubilden und 2. die individuelle Anwendung des erworbenen Wissens unter den Aspekten Eigenverantwortlichkeit und Selbstbestimmung aufzuzeigen.
Methoden
Schriftliche Befragung einer Zufallsstichprobe von 1120 Patienten (Alter 46,0 (± 17,7), Frauen 56,5%) in 11 hausärztlichen Praxen des Ruhrgebiets (Sept.-Nov. 2002) anhand eines 10seitigen Fragebogens.
Ergebnisse
76,5% der befragten Patienten möchten sich an Therapieentscheidungen beteiligen, 5,9 % möchten nicht mitentscheiden, 11,3% möchten gründlich informiert werden und allein entscheiden. Frauen möchten deutlich häufiger mitentscheiden als Männer (♀:♂, 79,1%:73,5%), Über 60jährige und unter 33jährige stehen einer gemeinsamen Entscheidungsfindung weniger offen gegenüber als die 34-60 jährigen (<33 → 74,4%, 34-45 → 83,4%, 56-60 → 83,4%, >60 → 66,2%). Ein heterogenes Bild zeigt die Gruppe der chronisch Kranken: So möchten z.B. 81,0% der Hypertoniker aber nur 65,9% der Diabetiker mitentscheiden (bei den Diabetikern ist jedoch der Anteil der Patienten, die allein entscheiden wollen mit 19,5% besonders hoch).
Schlussfolgerung
Einerseits bestätigen die Ergebnisse der hier vorliegenden Studie, dass von Patientenseite Bereitschaft für einen gemeinsamen Entscheidungsprozess vorhanden ist. Andererseits wird deutlich, dass es Unterschiede hinsichtlich Alter, Geschlecht, sowie Art und Schweregrad der eigenen Erkrankung gibt, die es in der Praxis zu berücksichtigen gilt.