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65. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (NDGKJ)

Norddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V.

11.03. - 12.03.2016, Hildesheim

Die Neuroborreliose als wichtige Differentialdiagnose einer Essstörung

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Viktoria Weiner - Allgemeinpädiatrie, Diabetologie, Endokrinologie und Klinische Forschung, Auf der Bult, Kinder- und Jugendkrankenhaus, Hannover, Deutschland
  • author Torben Biester - Allgemeinpädiatrie, Diabetologie, Endokrinologie und Klinische Forschung, Auf der Bult, Kinder- und Jugendkrankenhaus, Hannover, Deutschland
  • author Nicolin Datz - Allgemeinpädiatrie, Diabetologie, Endokrinologie und Klinische Forschung, Auf der Bult, Kinder- und Jugendkrankenhaus, Hannover, Deutschland
  • author Hans-Jürgen Christen - Neuropädiatrie, Auf der Bult, Kinder- und Jugendkrankenhaus, Hannover, Deutschland
  • author Olga Kordonouri - Allgemeinpädiatrie, Diabetologie, Endokrinologie und Klinische Forschung, Auf der Bult, Kinder- und Jugendkrankenhaus, Hannover, Deutschland

Norddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. 65. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (NDGKJ). Hildesheim, 11.-12.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16ndgkj07

doi: 10.3205/16ndgkj07, urn:nbn:de:0183-16ndgkj074

Veröffentlicht: 8. März 2016

© 2016 Weiner et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Gewichtsverlust im Jugendalter kann somatische und psychiatrische Ursachen haben. Bei adoleszenten Mädchen ist er häufig durch eine Essstörung bedingt. Im Alter von 11 bis 17 Jahren zeigt ein Fünftel aller Jugendlichen Hinweise auf ein gestörtes Essverhalten.

Fallvorstellung: Wir berichten über eine 13-jährige Patientin, die sich wegen eines Gewichtsverlustes von 10 kg in 2 Monaten und seit 4 Wochen persistierender Übelkeit (selten mit Erbrechen), Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und einem leichten Zittern der Hände vorstellte. In der psychosozialen Anamnese war bedeutsam, dass die Patientin viele Jahre lang gemobbt worden war, sodass differentialdiagnostisch auch eine psychiatrische Erkrankung in Betracht gezogen wurde. Die internistische und neurologische Untersuchung war außer einem leichten symmetrischen Haltetremor unauffällig. Gewicht 67,4 kg (75.-90. Perz.), Länge 165 cm (75. Perz.), BMI 24,8 kg/m2 (85. Perz.), RR 113/74 mmHg. Sinusbradykardie mit HF 48/min.

Im Rahmen umfangreicher Diagnostik waren erhöhte Antikörpertiter im Serum gegen Borrelia burgdorferi auffällig: IgM 104,4 U/ml (Norm: <20 U/ml), IgG 90,9 U/ml (Norm: <20 U/ml), Borrelia burgdorferi-Antikörpertiter 1:1280 (Norm: <1:160). In der daraufhin durchgeführten Liquoruntersuchung ergaben sich folgende pathologische Befunde: Pleozytose (768 Leukozyten/μl), pathologischer Glukose-Liquor-Serum-Quotient (0,23), Albumin-Liquor-Serum-Quotient von 22,1 (Norm: <8), erhöhte intrathekale IgM- und IgG-Synthese (14,5% bzw. 17,4%) sowie erhöhte Borrelien-Antikörper (IgM: 22,9 Index, IgG: 18,9 Index; Norm: <1). Unter intravenöser Therapie mit Penicillin und anschließend mit Doxycyclin p.o für insgesamt 14 Tage waren die Beschwerden vollständig reversibel.

Schlussfolgerung: Vor der psychiatrischen Diagnose einer Essstörung ist auch bei suggestiv psychiatrischer Genese eine sorgfältige somatische Abklärung notwendig. Dabei ist auch an die Möglichkeit einer Neuroborreliose als medikamentös behandelbare Erkrankung zu denken.