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60. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (NDGKJ)

Norddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V.

13.05. - 15.05.2011, Braunschweig

Eine Mutprobe als differentialdiagnostische Herausforderung – neue Form der Dermatitis artefacta bei Jugendlichen?

Meeting Abstract

  • S. Kamil - Pädiatrie, Finkelsteinklinik für Kinder und Jugendmedizin Soltau/Walsrode
  • K. Steidten - Pädiatrie, Finkelsteinklinik für Kinder und Jugendmedizin Soltau/Walsrode
  • N. Blödorm-Schlicht - Labor für Dermatohistopathologie, Dermatologikum Hamburg
  • R. Pankau - Pädiatrie, Finkelsteinklinik für Kinder und Jugendmedizin Soltau/Walsrode

Norddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. 60. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Braunschweig, 13.-15.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11ndgkjPO-36

doi: 10.3205/11ndgkj39, urn:nbn:de:0183-11ndgkj391

Veröffentlicht: 2. Mai 2011

© 2011 Kamil et al.
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Gliederung

Text

Eine neue Mutprobe unter Jugendlichen an unseren Schulen stellt bei Nichtwissen der Anamnese den Arzt vor eine möglicherweise diagnostische Herausforderung.

Wir berichten über ein 15-jähriges türkisches Mädchen, dass sich in der Klinik mit anhaltenden Bauchschmerzen zur weiteren Abklärung vorstellte.

Bei der Inspektion der Haut fielen asymmetrisch im Bereich des rechten Oberarms und des linken Unterarms bizarr geformte, kreisrunde, deutlich abgegrenzte, hyperpigmentierte Makeln in einer Größe von 3 bis 3,5 cm im Durchmesser auf, die nach Angaben der Patienten asymptomatisch waren. Auf näheres Befragen gab sie schließlich an, dass sich diese Makeln schon Monate zuvor nach Aufsprühen eines Deodorants gebildet hatten. Das punktförmige Aufsprühen eines Deodorants aus kurzer Entfernung über einen längeren Zeitraum verursacht zunächst Schmerzen mit anschließend taubem Gefühl. Parallel kommt es zu einer thermischen sowie mechanischen Läsion der Epidermis und Junktionszone mit Blasenbildung und entzündlicher Folgereaktion. Bei Personen mit einem Hauttyp IV führt die Läsion im Verlauf zu einer postinflammatorischen Hyperpigmentierung, die bei unserer Patientin auch histopathologisch bestätigt werden konnte.

Wir möchten auf diese Form der vermutlich nicht ganz seltenen Art der Dermatitis artefacta aufmerksam machen, da bei einem hellen Hauttyp oder im Akutstadium diese Dermatitis auch zu ganz unterschiedlichen Pigmentveränderungen führen kann und somit zahlreiche Differentialdiagnosen in Frage kämen.

Hilfreich bei der Diagnosefindung ist die Lokalisation sowie das Alter der ansonsten gesunden Jugendlichen.

Zwischenzeitlich konnten wir diese Diagnose bei drei weiteren Personen stellen.