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10. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2010)

Deutsche Gesellschaft für Infektiologie,
Deutsche AIDS-Gesellschaft,
Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit,
Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie

23.06. - 26.06.2010, Köln

Gründe für eine nicht vollständige virale Suppression – eine Analyse der Bonner HIV-Kohorte

Why not below the limit of detection? An analysis of the Bonn HIV-cohort

Meeting Abstract

  • A. Göke - Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik I, Bonn, Germany
  • M. Vogel - Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik I, Bonn, Germany
  • C. Schwarze-Zander - Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik I, Bonn, Germany
  • J. Rockstroh - Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik I, Bonn, Germany
  • J.-C. Wasmuth - Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik I, Bonn, Germany

10. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2010). Köln, 23.-26.06.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. DocP122

doi: 10.3205/10kit177, urn:nbn:de:0183-10kit1774

Veröffentlicht: 2. Juni 2010

© 2010 Göke et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Eine vollständige Unterdrückung der Viruslast ist ein Hauptziel der HIV-Therapie. Etwa 10 bis 15% der Patienten großer Kohorten erreichen dieses Ziel nicht. Die Gründe hierfür sind oft sehr unterschiedlich und schwer zu erfassen, zumal sie in Studien und Datenbanken nicht gut dokumentiert werden. In dieser Untersuchung haben wir die Gründe für anhaltende virale Replikation trotz HIV-Therapie analysiert.

Methodik: Die Arbeit beruht auf einer retrospektiven Querschnittsstudie aller HIV infizierten Patienten, die sich im Jahr 2007 in der HIV-Ambulanz der Medizinischen Universitätsklinik Bonn vorstellten. Patienten mit anhaltender viraler Replikation trotz HAART wurden durch eine Datenbankabfrage identifiziert. Die Gründe hierfür wurden retrospektiv mit Hilfe der Patientenakten und Interviews der behandelnden Ärzte erfasst.

Ergebnisse: Im Jahr 2007 wurden 603 Patienten mit einer antiretroviralen Therapie behandelt. Davon hatten 57 Patienten (9,5%) eine anhaltende virale Replikation trotz HAART. Die Dauer der HIV-Infektion dieser Patienten lag im Median bei 12 Jahren (Spannweite: 3-24,6 Jahre). Die Mehrzahl der Patienten bekam ihre erste antiretrovirale Therapie nach dem 01.01.1997 und kam aus Deutschland (46 Patienten). Sieben Patienten stammten aus Afrika, zwei aus Russland und zwei aus anderen Ländern.Die Gründe für eine anhaltende virale Replikation wurden wie folgt kategorisiert: Der Kategorie I „Stabiler Verlauf der HIV-Infektion trotz Virämie“ wurden 16 Patienten zugeordnet. 2 Patienten lehnten von sich aus eine Therapieumstellung ab, bei 14 Patienten sah der Arzt keine Indikation für eine Umstellung. Der Kategorie II „Adhärenz-Probleme“ wurden 32 Patienten zugeordnet. Bei 18 dieser Patienten wurden gesundheitliche Gründe identifiziert, die eine regelmäßige Medikamenteneinnahme erschwerten, wie zum Beispiel eine anhaltende Sooroesophagitis bei Alkoholmissbrauch. In der Kategorie III „Virus mit Drei-Klassen-Resistenz“ waren neun Patienten. Nur diese Patienten hatten gemäß der vorliegenden Resistenzdaten keine sinnvollen Therapieoptionen mehr (d.h. mindestens zwei neue, aktive Substanzen).

Fazit: Viele der Patienten mit anhaltender Virusreplikation trotz HIV-Therapie haben noch Therapieoptionen, die aus individuellen Gründen nicht genutzt werden.