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10. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2010)

Deutsche Gesellschaft für Infektiologie,
Deutsche AIDS-Gesellschaft,
Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit,
Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie

23.06. - 26.06.2010, Köln

Anale intraepitheliale Neoplasien und Analkarzinome bei HIV-positiven Männern in Deutschland

Anal intraepithelial neoplasia and anal cancer in HIV-positive men in Germany

Meeting Abstract

  • U. Wieland - Institut für Virologie, Uniklinik Köln, Germany
  • A. Potthoff - Hautklinik, Ruhr Universität Bochum, Germany
  • T. Gambichler - Hautklinik, Ruhr Universität Bochum, Germany
  • M. Stücker - Hautklinik, Ruhr Universität Bochum, Germany
  • N. H. Brockmeyer - Hautklinik, Ruhr Universität Bochum, Germany
  • J. Swoboda - Institut für Zytologie, Bonn, Germany
  • M. Schmitt - Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg, Germany
  • H. Pfister - Institut für Virologie, Uniklinik Köln, Germany
  • A. Kreuter - Hautklinik, Ruhr Universität Bochum, Germany

10. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2010). Köln, 23.-26.06.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. DocINF 16-1

doi: 10.3205/10kit034, urn:nbn:de:0183-10kit0341

Veröffentlicht: 2. Juni 2010

© 2010 Wieland et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Ziele: Anale intraepitheliale Neoplasien (AIN) sind potenzielle Vorstufen des Analkarzinoms und kommen bei HIV-positiven Männern, die Sex mit Männern haben (HIV-MSM) häufig vor. Das Ziel unserer Studie war es, die Prävalenz von AIN und Analkarzinomen bei über 400 HIV-MSM, die bis zu 5,5 Jahren verfolgt wurden, zu bestimmen, sowie bei Patienten mit Analkarzinomen das Therapieansprechen und das vorliegende HPV-Typenspektrum zu analysieren.

Ergebnisse: Innerhalb des Beobachtungszeitraums (10/2003 bis 07/2009) hatten 36,5% (163/446) der Männer niedriggradige AIN (AIN1), 35% (156/446) hochgradige AIN (AIN2/3) und 2,5% (11/446) ein Analkarzinom. Nur 26% (116/446) hatten ausschließlich normale anale Befunde. Fünf Patienten, die eine AIN-Behandlung ablehnten, zeigten eine Progression zum Analkarzinom innerhalb von 4 bis 17 Monaten (Median 8,6 Monate). Alle anderen Patienten mit AIN erhielten eine AIN-Therapie und keiner dieser Patienten entwickelte im Beobachtungszeitraum ein Analkarzinom. In allen Analkarzinomen waren Hochrisiko-alpha-HPV-Typen nachweisbar, wobei alle fünf im Analkanal lokalisierten Plattenepithelkarzinome (PEK) HPV16-positiv waren. Im Gegensatz dazu, trug nur eines von vier Analrand-PEK HPV16. HPV31, HPV33 und HPV33+68 wurden in den restlichen drei Analrand-PEK gefunden. Zwei Adenokarzinome trugen HPV59 (Analkanal) bzw. HPV59+HPV33 (Analrand). Im Gegensatz zu den Analkarzinom-Biopsien, wurde in Analabstrichen der jeweiligen Patienten ein breites Spektrum von Hoch- und Niedrigrisiko-HPV-Typen gefunden. Die chirurgische Exzision führte zu einer langfristigen rezidivfreien Kontrolle aller fünf Analrand-Karzinome. Bei fünf Patienten mit Analkanal-Karzinomen wurde eine kombinierte Chemoradiotherapie (CRT) durchgeführt. Nur einer der fünf Patienten erreichte eine rezidivfreien Kontrolle des Karzinoms. Zwei Patienten entwickelten ein Rezidiv nach CRT, und zwei Patienten starben an Pneumonie bzw. Sepsis im Rahmen der CRT.

Schlussfolgerungen: AIN und Analkarzinom kommen bei HIV-positiven Männern häufig vor, selbst bei Patienten die an Analkarzinom-Screening Angeboten teilnehmen. Hochgradige anale Dysplasien können innerhalb kurzer Zeit zu Analkarzinomen fortschreiten. Analrand- und Analkanal-Karzinome unterscheiden sich bezüglich des läsionalen HPV-Typenspektrums, des Therapie-Anspreches, und der Prognose.

Die Studie wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie von FoRUM (Forschungsförderung Ruhr Universität Bochum) gefördert.