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„Private Practice – Fälle aus der Hausarztpraxis“: Tutorien zur Vermittlung von Perspektiven der Primärversorgung
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Veröffentlicht: | 9. März 2017 |
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Hintergrund: Der Stellenwert von Fertigkeiten und Inhalten der Primärversorgung im Medizinstudium wird aktuell kontrovers diskutiert. Die Gesellschaft für medizinische Ausbildung hat dies 2014 in einem Positionspapier antizipiert und unter anderem Skills-Trainings zur Primärversorung gefordert [1]. Seit 1999 bietet das Lernzentrum der Charité [2] Peer-Teaching-Kurse an, darunter auch „Anamnese und Untersuchung“ mit SimulationspatientInnen (SPs). Aufgrund einer geringeren Nachfrage nach Einführung des Modellstudiengangs wurden die Inhalte überarbeitet und als neues Tutorium „Private Practice“ mit einer primärversorgenden Perspektive neu angeboten. Das Tutorium ist für vier Studierende ab dem 3. Fachsemester konzipiert. Nach einer kurzen Einführung durch eine/n TutorIn hat jede/r Teilnehmende (TN) die Möglichkeit, ein Anamnesegespräch mit anschließender Untersuchung an einem SP zu führen. Die Fälle beinhalten u.a. ein Gespräch zur Impfauffrischung und eine Vorstellung bei chronischen Nackenschmerzen. Nach jedem Gespräch findet ein Feedback durch TutorIn, SP und TN (Checklisten-basiert) statt.
Der Beitrag stellt das überarbeitete Tutorium vor und illustriert die spezifische, retrospektive Evaluation des Tutoriums nach dessen Neueinführung.
Methoden: Zur Evaluierung des Tutoriums wurden alle TN, die 2016 teilnahmen, zu einer retrospektiven Online-Befragung eingeladen. Inhalte wurden mittels Likert-Skalen (-2=stimme gar nicht zu; 2=stimme voll zu) bewertet.
Ergebnisse: Insgesamt wurde das Tutorium 16x seit Mai 2016 mit insgesamt 48 TN (Auslastung 75%) veranstaltet. 29 TN (19 weibl.) nahmen an der Umfrage teil, ca. 80% studieren im 3./4. Fachsemester. Insgesamt sind die Studierenden mit den Tutorien und ihrem Lernzuwachs zufrieden (MW>1.5). Die Inhalte der Tutorien werden als relevant für das Studium und für das spätere Berufsleben (MW>1.8) angesehen. Das Feedback von TutorIn und SP (MW>1.7) wird besser bewertet als das Feedback der TN (MW 1.3; p<0,05), die nicht an der Simulation beteiligt waren.
Diskussion: Das neu geschaffene Tutorium „Private Practice“ stellt das erste Tutorium im Lernzentrum dar, welches explizit eine primärversorgende Perspektive einnimmt. Überraschend wird das Feedback der TN schlechter bewertet als das von TutorIn und SP. Mögliche Ursachen stellen geringes Vorwissen der Studierenden oder weniger intensive Feedback-Schulungen dar. Als Reaktion werden die TN-Checklisten zur Vorbereitung des Feedbacks überarbeitet. Ab Sommer 2017 ist eine weitere Befragung der TN geplant, in der vor allem die Inhalte der Feedbackgespräche aller Beteiligten vergleichend betrachtet werden sollen.
Literatur
- 1.
- Huenges B, Gulich M, Böhme K, Fehr F, Streitlein-Böhme I, Rüttermann V, Baum E, Niebling WB, Rusche H. Recommendations for Undergraduate Training in the Primary Care Sector - Position Paper of the GMA-Primary Care Committee. GMS Z Med Ausbild. 2014;31(3):Doc35. DOI: 10.3205/zma000927
- 2.
- Blaum WE, Dannenberg KA, Friedrich T, Jarczewski A, Reinsch AK, Ahlers O. The practial use of the consensus statement on practical skills in medical school--a validation study. GMS Z Med Ausbild. 2012;29(4):Doc58. DOI: 10.3205/zma000828