gms | German Medical Science

1. Kooperationsforum Intelligente Objekte und Mobile Informationssysteme im Gesundheitswesen

Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS

19.05. - 20.05.2010, Erlangen

Wo Sicherheit auf Gesundheit trifft – Mit Technologieeinsatz zur Gesundheitsregion Bayreuth

Meeting Contribution

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  • corresponding author Gitte Händel - Netzwerkmanagerin BayGLog, BF/M-Bayreuth e.V., Bayreuth
  • Stephanie Schmitt-Rüth - Fraunhofer Arbeitsgruppe für Supply Chain Services SCS, Geschäftsfeld Prozesse, Nürnberg

Kooperationsforum Intelligente Objekte und Mobile Informationssysteme im Gesundheitswesen. Erlangen, 19.-20.05.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc10iis03

doi: 10.3205/10iis03, urn:nbn:de:0183-10iis035

Veröffentlicht: 4. Juli 2011

© 2011 Händel et al.
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Gliederung

Text

Im Vergleich zu anderen Regionen im Süden der Bundesrepublik Deutschland stellt Oberfranken schon heute einen schwachen Wirtschaftsstandort dar. Der demographische Wandel wird die Situation in Zukunft weiter verschärfen: ein verhältnismäßig hohes Durchschnittsalter der Bevölkerung von 43,6 Jahren kennzeichnet schon heute diese Region. 2028 wird das prognostizierte Alter auf 48 Jahre ansteigen. Ein derart starker Anstieg des Durchschnittsalters wird keinem anderen Regierungsbezirk prognostiziert [1]. Wie kann Oberfranken in Zukunft der Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Alterung gelingen? Die Entwicklung technologiebasierter Dienstleistungen und Produkten stellt einen innovativen und erfolgversprechenden Lösungsansatz dar – die Ankurbelung der Wirtschaft durch das Angebot und die Bereitstellung hybrider Produkte.

Innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die diesen Veränderungen Rechnung tragen und die Ressourcen der alternden Bevölkerung stärken, ist die Motivation der Partner, die sich zum Netzwerk „Bayreuther Gesundheitslogistik“ (BayGLog) zusammengeschlossen haben. Ziel ist es, eine Modellregion für Innovationen, das heißt technologische (Dienstleistungs-)Lösungen, zu etablieren. Speziell der Aspekt der Sicherheit soll im Fordergrund stehen: seien es ältere/alte Menschen, Singles (insb. Frauen), Touristen, Sportler oder Sport(wieder)einsteiger – für alle ist Sicherheit ein zentraler Aspekt in ihrem Leben. Das Teilprojekt „Sicher Mobil“ des hat sich diese Idee zur Zielsetzung gemacht. Entwickelt wird ein technologiebasiertes System, das universell einsetzbar und nutzbar sein soll und dem Träger sowohl im Haus als auch außer Haus Sicherheit im Notfall, Lenkung im Gelände und Bewertung seiner körperlichen Leistungsfähigkeit ermöglicht. Allen Bewohnern und Besuchern der Region Oberfranken wird dieses System zugänglich sein. Das breite Spektrum der Anwendungsfälle wird in Abbildung 1 [Abb. 1] mittels des sogenannten BayGLog-Kompasses abgebildet.

Die jeweilige Person befindet sich entweder in einer objektiven oder subjektiven Notsituation. Objektiven Notsituationen sind aus medizinischer Sicht eindeutig definierbar. In diesem Fall startet das System automatisiert einen Notruf an die nächstgelegene Rettungsleitstelle, sobald ein Abweichen von Normalwerten festgestellt wird. Anders stellt sich die Situation in einer subjektiven Notsituation dar: hier ist die Person in der Lage, aktiv Unterstützung anzufordern. Je nach Aktivitätsgrad oder Leistungswandlung des jeweiligen Menschen herrscht ein individuelles Sicherheits- oder Informationsbedürfnis, das sich auf deren Gesundheit und/oder geographische Position beziehen kann. So messen Sportler etwa ihren Puls, um ihre Leistungsfähigkeit beurteilen zu können, Fremde in der Region benötigen Wegmarken, um sich in einer neuen Umgebung zu orientieren und nicht nur Rehapatienten erwarten ein an ihre spezifische Konstitution und gesundheitlichen Hintergrund optimal abgestimmtes (Wander-, Walking- etc.)Routenprofil. Auch Menschen, die sich bislang nur noch in ihrem häuslichen Umfeld aufhalten, deren Aktionsradius immer stärker eingeschränkt wird infolge eines Mangels an Sicherheitsgefühl, können mit diesem System mobiler werden.

Die Unternehmen und Organisationen, die sich im Netzwerk BayGLog zusammen geschlossen haben, müssen die Anforderungen dieser Anwendungen erfüllen:

  • Das Produkt ist gekennzeichnet durch eine Integration von Funktionen (Messung von Vitaldaten, Ortung, Navigation etc.), die bisher jeweils nur von Einzelgeräten erfüllt werden. Ein modularer Aufbau ist unabdingbar.
  • Die Dienstleistung wir durch Unternehmen und Ärzte in der Gesundheitsregion realisiert werden. Neben Ausgabe, Wartung und Kalibrierung des Produktes gilt es, hochgradig individualisierte Informationen bereitzustellen, die der Kunde nutzen kann.

In dieser Kombination entsteht ein neuartiges Angebot für mobile gesundheitsbewusste Menschen, die ihren Bewegungsspielraum nutzen und erweitern wollen. Die technologischen Innovationen unterstützen diese und bieten – dezent und im Hintergrund laufend – Sicherheit im Notfall. Auch indirekter Nutzen wird generiert: so erfahren etwa Pflegedienste, Heime, Angehörig eine Unterstützungsleistung. Gerade sie sind verantwortlich für Menschen, die hilfsbedürftig sind. So können etwa Bewegungen auf dem Einrichtungsgelände kontrolliert werden, bei Unfällen oder im Falles des hilflosen Verirrens können aufwändige und kostspielige Suchaktionen vermieden werden. Insbesondere auch die Region Oberfranken mit Hotel- und Gaststättengewerbe und anderen touristischen Einrichtungen kann sich dieses neuartigen Angebots bedienen und es in das eigene Spektrum integrieren. Aber auch Kranken- und Pflegeversicherungen können von diesem Angebot im Sinne einer aktiv gesteuerten Rehabilitation profitieren.

Die Entwicklung eines solchen Systems ist gekennzeichnet durch ihre Systematik im Vorgehen und die Zusammenarbeit von Partnern aus Technologie, Forschung und Entwicklung, Medizin, Tourismus und späteren Nutzern. Unter Einbezug methodischer Instrumente des Service Engineerings können die Herausforderungen an das System konkretisiert werden. Nur mittels einer konsequenten und frühzeitigen fundierten Zusammenarbeit von Partnern mit unterschiedlichsten Kompetenzen sowie der Einbeziehung der Nutzer in die Entwicklung gelingt der Brückenschlag von Sicherheit und Gesundheit zu einer Win-Win-Situation in der neuen Gesundheitsregion Bayreuth.


Literatur

1.
Stadt Bayreuth, Hrsg. Statistisches Jahrbuch 2006. Bayreuth: Stadt Bayreuth; 2008. p. 43; 56ff. Available from: http://www.vdk.de/bg-oberfranken/ID54765 (26.03.2010) Externer Link