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11. Symposium Health Technology Assessment

Deutsche Agentur für HTA des DIMDI – DAHTA

17. - 18.03.2011, Köln

Möglicher Einfluss der Ergebnisse des HTA-Berichts „Empirische Evidenz zur Verbreitung und Praxis von IGeL“ auf unser Gesundheitssystem

Meeting Abstract

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  • Ursula Hofer - Bundesärztekammer, Berlin

11. Symposium Health Technology Assessment. Köln, 17.-18.03.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11hta07

doi: 10.3205/11hta07, urn:nbn:de:0183-11hta074

Veröffentlicht: 16. März 2011

© 2011 Hofer.
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Gliederung

Abstract

Diese Übersichtsarbeit des DIMDI zeigt zunächst, aus welcher Situation heraus sich das Spektrum individueller Gesundheitsleistungen in Deutschland entwickeln konnte und dass es heute ein Sektor des „zweiten Gesundheitsmarktes“ mit etwa 1,5 Mrd. € Umsatz im Jahr 2009 ist.

In einem allgemeinen Teil wird erarbeitet, welche empirischen Daten es zu Angebot, Inanspruchnahme, Praxis, Akzeptanz und ökonomischer Bedeutung von IGeL gibt. Das HTA evaluiert Versicherten- und Ärztebefragungen, Modellprojekte zur Beratung und IGeL-Marktübersichten und beleuchtet so ethische, soziale und rechtliche Aspekte der IGeL unter Alltagsbedingungen.

Ein spezieller Teil setzt sich mit den beiden häufigsten individuellen Gesundheitsleistungen Glaukomscreening und intravaginalem Ultraschall (VUS) in Form eines Rapidassessments auf Evidenzbasis auseinander. Hier ergibt sich keine belastbare Evidenz zum Nutzen von Glaukomscreening, da keine patientenrelevanten Zielgrößen untersucht wurden und in Bezug auf den VUS einen niedrigen positiv prädiktiven Wert (0,75–2,8%), was zu Überdiagnostik mit invasiven Eingriffen führt.

Wichtige Erkenntnisse aus diesem HTA sind:

  • Der breit diskutierte Zusatznutzen von IGeL kann beziffert werden. Als „wertvoll“ bezeichnete IGeL wie reisemedizinische Beratungen und Impfungen machen nur 6% der ärztlichen IGeL-Angebote aus. Hingegen nimmt das Glaukomscreening bis zu 40% und der VUS bis zu 25% der IGeL-Angebote ein.
  • 30% der Versicherten sind bereit bis zu 50 € pro Leistung auszugeben
  • Bei 8% der Ärzte macht der IGeL-Umsatz über 20% des Praxisumsatzes aus; bei der großen Mehrheit der Ärzte ca. 5%.
  • Es wird Bezug genommen zu den zehn IGeL-Richtlinien der Bundesärztekammer, der IGeL-Checkliste für Patienten von ÄZQ, KBV, BÄK und dem Deutschen Netzwerk für evidenzbasierte Medizin
  • Manche GKV-Patient ist vom reinen Empfänger von Gesundheitsleistungen zu einem denkenden, rational handelnden „Konsumenten“ geworden, sofern er gesund ist!.

Das Prinzip individueller Gesundheitsleistungen hat sich im Lauf der Jahre auf vertragsärztliche Leistungsinhalte im EBM, auf die Kostenerstattungsangebote gesetzlicher Krankenkassen, ärztliches Verhalten und den Informationsgrad von Patienten ausgewirkt, was an Beispielen erläutert wird.

Das politische Dilemma, eine unbegrenzte Menge von Gesundheitsleistungen zu versprechen, obwohl das System gedeckelt ist, besteht seit 1998 unverändert. Umfassende Aufklärung der Patienten und korrekte Abrechnung sind Kernelemente bei der Erbringung von individuellen Gesundheitsleistungen. Es wäre wünschenswert, wenn alle betroffenen Ärzte auf die bereitgestellten Informationen der Selbstverwaltung zugreifen.