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HTA zwischen Theorie und Praxis
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Veröffentlicht: | 16. März 2011 |
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Gliederung
Abstract
Health Technology Assessment (HTA) leitet sich unter anderem von den Intentionen der Technikfolgenabschätzung (TA) der frühen sechziger Jahre her. Es ist nach wie vor ein wichtiges wissenschaftliches Instrument für die Entwicklung politischer Strategien und Vorbereitung von Entscheidungen. Für die Abschätzung von Technikfolgen werden alle verfügbaren Informationen herangezogen; liegen zu wenige vor, können sie im Prozess selbst generiert werden, z.B. durch Expertengespräche oder Befragungen.
Mit HTA werden Verfahren, Prozesse, Strukturen (Technologien) und deren Wirkung für die Gesundheit im umfassenden Sinn bewertet und Entscheidungen basiert. Auf der Basis der öffentlich verfügbaren Evidenz werden die Wirkung von Technologien in der Praxis bewertet und weitere mögliche Folgen abgeschätzt. Ein HTA
- zeigt Informationsdefizite auf
- identifiziert Handlungsbedarf und bereitet Szenarien vor
- begründet zukünftige Forschungsschwerpunkte.
Entscheidungen auf der Basis von HTA sind evidenzbasiert.
Soweit die Theorie – der Anspruch. Wie sieht es in der Praxis, in der Realität aus?
In Deutschland wird von unterschiedlichsten Akteuren im Gesundheitssystem Evidenz bewertet und für Entscheidungen zur Verfügung gestellt. Der Gesetzgeber hat hierzu den Handlungsrahmen unter anderem für das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) und den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) als Repräsentant der Selbstverwaltung zum Teil sehr ausführlich definiert.
HTA im Auftrag der Öffentlichkeit
Im Jahr 2000 wurde das DIMDI mit der Implementierung von HTA in die gesundheitspolitische Praxis beauftragt. Seither sind mehr als 140 für die Öffentlichkeit relevante Themen einem Assessment unterzogen und entsprechende Berichte publiziert worden. Das wissenschaftliche Methodenspektrum ist breit. Schwerpunkte sind neben therapeutischen Technologien verstärkt Themen zur Pflege, Prävention und Versorgung sowie Methoden.
Bewertung von Evidenz (HTA) im Auftrag des G-BA
Im Zuge der Reformen des deutschen Gesundheitssystems im Jahr 2004 und 2010 hat der Gesetzgeber den G-BA und das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) beauftragt, die Leistungen der GKV auf der Basis von Evidenz zu bewerten. Schwerpunkt ist bisher die Bewertung des Nutzens von Arzneimitteln. Die Methodik der Bewertung ist vorab definiert. Die Ergebnisse fließen direkt in die gesundheitspolitischen Entscheidungen des G-BA ein. Die frühe Nutzenbewertung dient unmittelbar der Festsetzung von Preisen für Arzneimittel.
Im Vortrag werden die Erfahrungen des DIMDI im Spannungsfeld zwischen Anspruch und Realität reflektiert und zukünftige Entwicklungsoptionen für HTA aufgezeigt.