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10. Symposium Health Technology Assessment

Deutsche Agentur für HTA des DIMDI – DAHTA

18.03. - 19.03.2010, Köln

Chancen durch Sturzprophylaxe für Sturzrate und Folgen? (HTA-Bericht)

Meeting Abstract

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  • Katrin Balzer - Institut für Sozialmedizin, Universität zu Lübeck

10. Symposium Health Technology Assessment. Köln, 18.-19.03.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10hta11

doi: 10.3205/10hta11, urn:nbn:de:0183-10hta117

Veröffentlicht: 16. März 2010

© 2010 Balzer.
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Gliederung

Abstract

Hintergrund und Ziel

Ältere Menschen haben ein erhöhtes Risiko zu stürzen und sich hierbei Verletzungen zuzuziehen [1], [2]. Letztere können mit erheblichen gesundheitlichen und finanziellen Konsequenzen für die betroffenen Personen und für die Gesellschaft einhergehen. Zwar existiert inzwischen eine Vielzahl von Assessmentverfahren und Interventionen zur Sturzprophylaxe, deren Nutzen wird allerdings kontrovers diskutiert. Vor diesem Hintergrund lautete der (Teil)Auftrag für das noch laufende HTA-Projekt: Die Bewertung der medizinischen Effektivität von Maßnahmen zur Sturzprophylaxe bei älteren, in der eigenen Häuslichkeit oder in Institutionen der stationären Langzeitversorgung lebenden Menschen.

Methodik

Die Fragestellung wird in einer systematischen Literaturübersicht bearbeitet. Die Recherche umfasste 31 Literaturdatenbanken und den Zeitraum von 2003 bis 2008. Zur Bewertung der Wirksamkeit von Interventionen wurden ausschließlich randomisierte kontrollierte Studien (RCT) und systematische Übersichtsarbeiten (SR) über RCT-Ergebnisse eingeschlossen, für die Evaluation von Assessmentverfahren wurde zusätzlich auf prospektive Diagnosestudien zurückgegriffen. Aufgrund der Heterogenität der aufgefundenen Studien wurde auf die quantitative Zusammenfassung der Ergebnisse in Form von Metaanalysen verzichtet.

Die hier referierten Ergebnisse sind bei noch laufenden Arbeiten als vorläufig zu betrachten.

Vorläufige Ergebnisse

Die Literaturrecherche ergab 4910 Publikationen, von denen 86 den Einschlusskriterien entsprachen (13 SR, 33 RCT und 9 prospektive Studien). Mit Abstand am häufigsten untersucht sind Übungen zur Förderung motorischer Funktionen (4 SR über 27 RCT, weitere 13 RCT), gefolgt von multifaktoriellen Interventionen (7 SR über 33 RCT, 3 weitere RCT), der Substitution von Vitamin D (5 SR über 16 RCT, 6 weitere RCT) und der Überlassung von Hüftprotektoren (2 SR über 15 RCT, 1 weiteres RCT). Der größte Teil der Studien bezieht sich auf in der eigenen Häuslichkeit lebende Menschen, mit Ausnahme der Studien zu den Hüftprotektoren.

Für keine der untersuchten Interventionen wurden konsistente Effekte gefunden. Verfügbare Ergebnisse sind oft aufgrund limitierter methodischen Qualität der zugrunde liegenden Studien (nicht auszuschließender Selektions-/Allokations- und Informationsbias, hohe Raten vorzeitig ausgeschiedener Teilnehmer, zu kleine Studienpopulationen) und/oder wegen ausgeprägter Heterogenität hinsichtlich der untersuchten Populationen, der Durchführung der Interventionen, der Compliance und des gewählten Endpunktes schwer interpretierbar.

Schlussfolgerungen

Aus den Ergebnissen der bisher analysierten Studien lassen sich keine klaren Schlussfolgerungen hinsichtlich der klinischen Effektivität sturzprophylaktischer Interventionen ableiten. Zur Generierung aussagekräftiger Daten scheint in einigen Bereichen die Durchführung weiterer methodisch hochwertiger Studien (mit adäquater Randomisierung und klinisch relevanten, valide und reliabel erfassten Endpunkten) unumgänglich. Darüber hinaus bedarf es fortgeschrittener Methoden der quantitativen und qualitativen Informationssynthese [3], [4], um die hochgradige Heterogenität der Studien und die Komplexität der zu bewertenden Interventionen angemessen zu berücksichtigen. Einige spezifische Anforderungen an die Informationssynthese werden im Rahmen dieses Beitrages diskutiert.


Literatur

1.
Heinze C, Halfens RJ, Dassen T. Falls in German in-patients and residents over 65 years of age. J Clin Nurs 2007;16(3):495-501.
2.
Oliver D. Older people who fall: why they matter and what you can do. Br J Community Nurs 2007;12(11):500-7.
3.
Sutton AJ, Higgins JP. Recent developments in meta-analysis. Stat Med 2008;27(5):625-50.
4.
Sutton AJ, Cooper NJ, Jones DR. Evidence synthesis as the key to more coherent and efficient research. BMC Med Res Methodol 2009;9:29.