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9. Symposium Health Technology Assessment

Deutsche Agentur für HTA des DIMDI – DAHTA@DIMDI

17. - 18.10.2008, Köln

HTA-Bericht: HPV-DNA-Diagnostik zur Zervixkarzinomfrüherkennung: Eine Technologiefolgenabschätzung im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit

Meeting Abstract

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  • Marc Nocon - Charité-Universitätsmedizin, Berlin
  • Nikolai Mühlberger - Department of Public Health, Medical Decision Making and Health Technology Assessment, UMIT – University for Health Sciences, Medical Informatics and Technology, Hall i.T.

9. Symposium Health Technology Assessment. Köln, 17.-18.10.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08hta13

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/hta2008/08hta13.shtml

Veröffentlicht: 14. Oktober 2008

© 2008 Nocon et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Abstract

Hintergrund

Durch die Einführung jährlicher Früherkennungsuntersuchungen konnte die Inzidenz von Zervixkarzinomen in Deutschland deutlich reduziert werden. Der im Rahmen des Screenings eingesetzte Papanicolaou-Test (Pap) steht jedoch wegen seiner geringen Sensitivität in der Kritik. Seit der Identifikation humaner Papillomaviren (HPV) als notwendige Voraussetzung für die Entstehung von Zervixkarzinomen stellt sich die Frage, ob HPV-Tests in der Früherkennung eingesetzt werden sollten.

Fragestellung

Gibt es ausreichende medizinische und ökonomische Evidenz für die Einführung eines primär HPV-basierten Screenings in Deutschland?

Methodik

Im Zuge einer systematischen Literaturrecherche wurden diagnostische und gesundheitsökonomische Studien ermittelt, in denen die Sensitivität und Spezifität von HPV- und Pap-Tests verglichen, bzw. die Kosteneffektivität HPV-basierter Screeningstrategien evaluiert wurde. Gefundene Studien wurden hinsichtlich ihrer methodischen Qualität beurteilt und die Studienergebnisse systematisch zusammengefasst. Studien zur Kosten-Effektivität primären HPV-Screenings in Settings mit bereits etablierten Pap-Screening Programmen, wurde in eine semiquantitative Metaanalyse einbezogen.

Ergebnisse

Von 26 (incl. 3 Teilstudien) eingeschlossenen diagnostischen Studien ergaben 25 eine höhere Sensitivität des HPV Tests im Vergleich zu den zytologischen Verfahren. Die Zytologie wies hingegen in 21 Studien eine höhere Spezifität auf. Sieben der 15 eingeschlossenen ökonomischen Studien, evaluierten die Kosteneffektivität primären HPV-Screenings im Vergleich zu bereits etablierten Pap-Screening Programmen. Die Datensynthese verdeutlicht die Abhängigkeit der Kosteneffektivität primären HPV-Screenings vom Intervall des bereits etablierten Pap-Screeningprogramms. Während nur 25% der gegen Pap-Screening mit 2-jährigem Intervall verglichenen HPV-Strategien als kosteneffektiv eingestuft wurden, lag der Anteil als kosteneffektiv beurteilter HPV-Strategien beim Vergleich gegen Pap-Screening mit 1-, 3- und 5-jährigem Intervall bei 83%, 55% und 92%. Die Ergebnisse für das Setting mit jährlichem Pap-Screening basieren jedoch ausschließlich auf Modellen, die von einer vollständigen Screening-Abdeckung ausgehen.

Schlussfolgerung

HPV-Tests zur Früherkennung von Zervixkarzinomen sind sensitiver, aber weniger spezifisch als zytologische Testverfahren. Der Einsatz von HPV Tests in der Früherkennung könnte somit zu weniger falsch negativen, aber mehr falsch positiven Ergebnissen führen. Angesichts der vorliegenden Ergebnisse ist die Einführung eines primär HPV-basierten Screenings kosteneffektiv, sofern das Intervall des etablierten Pap-Screeningprogramms mehr als 2 Jahre beträgt. In Settings mit zweijährlichem Pap-Screening scheint die Kosteneffektivität von HPV-Screening dagegen unwahrscheinlich. Die Ergebnisse für das für Deutschland relevante Setting mit jährlichem Pap-Screening weisen ebenfalls auf eine Kosteneffektivität des HPV-Screenings hin, hier empfehlen sich jedoch weitere Modellierungen, die das Ergebnis unter Berücksichtigung unvollständiger Screening-Abdeckung absichern.

Die Autoren des HTA-Berichts (http://www.egms.de/en/journals/hta/2007-3/hta000043.shtml): Mittendorf T1; Nocon M2; Roll S2; Mühlberger N3; Sroczynski G3; Siebert U3; Willich SN2; Graf von der Schulenburg JM1

1 Leibniz Universität Hannover, Forschungsstelle für Gesundheitsökonomie
2 Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie
3 Institut für Public Health, Medical Decision Making und HTA, UMIT – Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Informatik und Technik