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Fehlt die Tumorinvasionstiefe in der TNM-Klassifikation von Kopf-Hals-Karzinomen?
Is the tumor invasion missing in the TNM classification of head and neck cancer?
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Veröffentlicht: | 12. September 2013 |
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Hintergrund: Während die Invasionstiefe von Kopf-Hals-Karzinomen in molekular-biologischen und histologischen Arbeiten eine zentrale Rolle spielt ( >4000 Artikel in den letzten 10 Jahren über Proteasen, Immunmodulatoren, chromosomale Instabilitäten) wird sie in klinischen Auswertungen meist nicht betrachtet (5-10 Artikel).
Methoden: Aus unserer Tumordatenbank analysieren wir den statistischen Einfluß der Tumorinfiltrationstiefe auf Halslymphknotenmetastasierung, Rezidivhäufigkeit, Gesamtüberleben und auf die funktionelle Beeinträchtigung nach chirurgischer Tumorresektion.
Ergebnisse: Bei Mundhöhlenkarzinomen (N=184) ergab sich bei 50 T1 Tumoren eine durchschnittliche Invasionstiefe von 3,96 mm (T2 (N=86): 7,21 mm, T3 (N=34): 9,93mm, T4a (N=14):10,14 mm). Obwohl die Invasionstiefe mit zunehmender Tumorgröße ( T-Faktor) ansteigt ergab sich eine statistische Korrelation zwischen T-Faktor und Infiltrationstiefe von nur 78%. Betrachtet man innerhalb der stage III/IV Patienten selektioniert die Patienten, deren Tumor eine Invasionstiefe < 10 mm aufwies, so erhöht sich deren overall survival (OS) von 58% (stage III/IV (OS 5y)) auf 76% (stage III/IV (OS 5y) Inv. <10mm).
Schlussfolgerung: Wenn es möglich ist, innerhalb des bisherigen Klassifikationsschemas (TNM) eine Gruppe zu selektionieren, die sich im Gesamtüberleben um fast 20% unterscheidet, so ist das aus unserer Sicht ein starkes Zeichen dafür, dass dieses Klassifikationsschema nicht ausreichend ist, um darauf basierend Therapieentscheidungen und prognostische Vorhersagen zu machen. Weitere Analysen an anderen Tumorlokalisationen und unter Einbeziehung von Funktionsstörungen werden derzeit durchgeführt. Untersuchungsverfahren zur Ermittlung der Infiltrationstiefe in der Klinikroutine werden vorgestellt.