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Die Tumortherapie des greisen Menschen, eine Herausforderung! – Ein Fallbeispiel
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Veröffentlicht: | 4. April 2012 |
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Innerhalb der nächsten 30-40 Jahre wird sich der Anteil der über 60jährigen von derzeit 24% auf 34% der Gesamtbevölkerung steigern. 12% der stationären Behandlungen entfallen heutzutage auf über 65jährige mit Krebs. Hochbetagte Patienten mit Tumorerkrankungen stellen eine besondere Herausforderung dar. In Abhängigkeit bestehender Komorbiditäten ist die Indikationsstellung für eine Operation oft anspruchsvoll.
Eine 95jährige Patientin stellte sich mit einem Tumor der linken Glandula parotidea vor. Dieser bestünde seit 12 Jahren und sei nun größenprogredient. Bei der Erstvorstellung zeigte sich ein ca. 6 x 5 cm großer und schmerzloser Tumor im Parotisniveau links ohne Fazialisparese. Die empfohlene Operation lehnte die Patientin ab. Fünf Monate später war der linke Gehörgang obliteriert, eine hier entnommene Histologie zeigte ein pleomorphes Adenom. Weitere vier Monate später dehnte sich der Tumor bis in den Mundraum aus. Der orale Anteil wurde zur Ermöglichung der Nahrungsaufnahme in Narkose exzidiert. Die Histologie offenbarte ein Adenokarzinom. Eine kurative Situation bestand zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, auch aufgrund multipler pulmonaler Metastasen. Ein erneutes orales Debulking folgte nach 10 Wochen.
Immer häufiger wird man mit der Frage einer sinnvollen Therapie bei schweren Erkrankungen des hoch betagten Menschen konfrontiert. Man kann nicht zwangsläufig davon ausgehen, dass das volle Ausmaß einer Erkrankung nicht mehr erlebt wird.
Die schwierige Indikationsstellung hängt dabei ab vom vermuteten Krankheitsverlauf, dem zu erwartenden operativen Ergebnis, der aktuellen Lebenssituation des Patienten und seiner Begleiterkrankungen und im Wesentlichen von seinem Willen.