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PNET als Ursache einer peripheren Fazialisparese – eine interdisziplinäre Grenzbegehung
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Veröffentlicht: | 4. April 2012 |
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Die periphere Fazialisparese ist häufig idiopathischer Genese. Bekannt sind auch kongenitale, infektiologische oder seltene tumoröse Veränderungen des Nervus fazialis.
2010 stellte sich ein 18-jähriger Patient mit Tinnitus des linken Ohres vor. Seit kurzem zeigte sich eine Fazialisparese House-Level V der linken Gesichtshälfte. Im HNO-Status fiel im linken hinteren oberen Trommelfellquadranten eine Vorwölbung auf. Im Felsenbein-CT fand sich eine weichteildichte Verschattung des linken Mittelohres. Die ossäre Kontur zur Schädelbasis war partiell arrodiert, sodass eine explorative Tympanotomie erfolgte.
Intraoperativ fand sich eine Raumforderung, die um die Ossikelkette gewachsen war. Der Amboss musste entfernt werden, um an die Raumforderung zu gelangen. Der Nervus fazialis lag in seinen tympanalen Anteilen frei. Der Tumor reichte bis an die Pyramidenspitze. Bei Tumorelevation kam es zu einer Liquorrhoe, sodass der Verdacht auf ein intracerebrales Tumorwachstum bestand. Die Operation wurde abgebrochen und es erfolgte abschließend eine tympanoplastische Rekonstruktion der Ossikelkette mittels Titanimplantat.
Histologisch konnte ein primitiver neuroektodermaler Tumor gesichert werden.
Im Staging wurde eine Metastasierung ausgeschlossen. Aus neurochirurgischer Sicht bestand auf Grund der Tumorlokalisation keine Interventionsmöglichkeit.
Nach Abschluss der Radiochemotherapie in einem kinderonkologischen Zentrum besteht weder morphologisch noch funktionell ein Hinweis auf einen Resttumor oder einen Metastasierungsprozess bei fortbestehender Fazialisparese.
Bei einer peripheren Fazialisparese und einem pathologischem Korrelat im CT des Felsenbeines sollte eine explorative Tympanotomie erfolgen, um ein Tumorgeschehen zu erkennen und die notwendige Therapie einzuleiten.