Artikel
Anpassung des Immunisierungsschemas zur Prophylaxe einer Pneumokokkenmeningitis nach Cochlea Implantat-Versorgung
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 22. April 2010 |
---|
Gliederung
Text
Eine Versorgung mit einem Cochlea Implantat bei hochgradiger, an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit ermöglicht den Patienten bei frühzeitiger Operation und erfolgreicher Hörrehabilitation einen weitgehend normalen Spracherwerb und damit eine gute soziale Integration. Als großer Nachteil in der Nachsorge ist jedoch im Vergleich zur altersbezogenen Referenzgruppe ein Anstieg der Inzidenz bakterieller Meningitiden nahezu um den Faktor 30 zu verzeichnen. Als weitere Risikofaktoren gelten Innenohrfehlbildungen, die häufig durch einen erhöhten intracochleären Druck gekennzeichnet sind („Gusher-Phänomen“). Durch die Eröffnung liquorführender Räume und das Einbringen immunologisch inerter Elektroden wird neben der Möglichkeit einer hämatogenen Keimbesiedlung v.a. ein Zugangsweg für pathogene Keime aus der Paukenhöhle geschaffen. Das nachgewiesene Erregerspektrum umfasst Hämophilus influenzae b (Hib), Neisseria meningitidis und v.a. Streptokokkus pneumoniae (Pneumokokken), von denen über 90 verschiedene Serotypen nachgewiesen sind. Zur Prophylaxe invasiver Pneumokokkenerkrankungen (IPD) werden 2 verschiedene Pneumokokkenimpfstoffe eingesetzt, wobei für Kinder unter 2 Jahren ein Konjugat- (PPV) und für Personen älter als 2 Jahre ein Polysaccharidimpfstoff (PCV) zur Verfügung stehen, die jedoch nur Schutz gegen 7 (PPV) bzw. 23 (PCV) Serotypen bieten.
Anhand einer Falldarstellung einer Postimplantationsmeningitis wird die Bedeutung einer perioperativen Pneumokokkenimmunisierung dargestellt. Insbesondere die Serotypendiversität und die sich daraus ergebenden Probleme werden diskutiert. Eine Indikationserweiterung des PCV-Impfstoffes Pneumovax® zur Prophylaxe einer Pneumokokkenmeningitis im Rahmen einer Cochlea Implantat-Versorgung erscheint sinnvoll.