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81. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.

12.05. - 16.05.2010, Wiesbaden

Gingivostomatitis als Primoinfektion mit dem Herpes-Simplex-Virus bei einer 32-jährigen Patientin unter immunsuppressiver Therapie mit Infliximab

Meeting Abstract

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  • corresponding author Christoph Löffler - Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Freiburg, Deutschland
  • Christian Theilacker - Centrum für Chronische Immundefizienz, Universitätsklinikum, Freiburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. 81. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Wiesbaden, 12.-16.05.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10hnod118

doi: 10.3205/10hnod118, urn:nbn:de:0183-10hnod1186

Veröffentlicht: 22. April 2010

© 2010 Löffler et al.
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Gliederung

Text

Bei der Gingivostomatitis als Primärinfektion mit dem Herpes-Simplex Virus Typ I (HSV-I) zeigen sich zwei Altersgipfel. Zum einen tritt die Infektion bei Kindern zwischen 6 Monaten und 5 Jahren auf, zum anderen, jedoch seltener, bei jungen Erwachsenen um das 20. Lebensjahr.

Eine 32-jährige Patientin, die aufgrund einer Colitis ulcerosa eine Therapie mit Infliximab erhielt, stellte sich mit progredienten Schluckbeschwerden unter oraler antibiotischer Therapie in unserer Ambulanz vor. Die HNO-ärztliche Spiegeluntersuchung zeigte disseminierte schmerzhafte Bläschen im Bereich des weichen Gaumens und des Hypopharynx. Aufgrund der schmerzhaften Schluckunfähigkeit wurde die Patientin zur stationären Therapie aufgenommen. Aus den Bläschen konnte das HSV-I nachgewiesen werden. Bei Seronegativität für HSV-I lag damit eine Primoinfektion vor. Unter antiviraler Therapie mit Aciclovir und Rehydratation kam es zu einer raschen Rekonvaleszenz.

Infliximab ist als monoklonaler Antikörper gegen den Tumor-Nekrose-Faktor α gerichtet und findet sowohl bei Krankheiten im rheumatoiden Formenkreis als auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Anwendung.

Der Inhibition von Tumor-Nekrose-Faktor α wird ein erhöhtes Risiko für bakterielle Infektionen, insbesondere Tuberkulose, und für eine Reaktivierung des Varizella-Zoster Virus zugeschrieben. Dem Tumor-Nekrose-Faktor α kommt jedoch eine zumindest in Tiermodellen nachgewiesene wichtige Funktion bei HSV-Infektionen zu. Da unter immunsuppressiver Therapie Komplikationen einer HSV-Infektion wie Encephalitis, Hepatitis und Pneumonie gehäuft auftreten, sollte bei dieser Patientengruppe die Indikation für eine antivirale Therapie großzügiger gestellt werden.