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79. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.

30.04. - 04.05.2008, Bonn

Tonsillektomie und Dysgeusie: eine systematische Literaturanalyse

Meeting Abstract

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  • corresponding author Basile Landis - HNO, Uniklinik Genf, Genf, Schweiz
  • Martin Tramer - Anaesthesiologie, Uniklinik, Genf, Schweiz

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. 79. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Bonn, 30.04.-04.05.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08hnod463

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/hnod2008/08hnod463.shtml

Veröffentlicht: 22. April 2008

© 2008 Landis et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Nach Tonsillektomien können Dysgeusien auftreten. In der Literatur finden sich Fallbeschreibungen zu hartnäckigen Verläufen und nur vereinzelt prospektive Studien. Das Ziel unserer Analyse war, die verfügbare Literatur nach klinisch relevanten Informationen, z.B. Häufigkeit und Dauer solcher Schmeckstörungen, durchzusehen.

Methode: Wir suchten systematisch und in allen Sprachen relevante Artikel jeglicher Art in Datenbanken (Old-Medline, Medline, CINAHL, Cochrane, BIOSIS Previews) mit Stichwort-Kombinationen (tonsillectomy, amygdalectomy, dysgeusia, gustatory, disorder, ageusia, hypogeusia, parageusia, phantogeusia, metallic OR bad taste). Referenzlisten der identifizierten Artikel wurden ebenfalls kontrolliert.

Resultate: Wir analysierten 37 Artikel, überwiegend Einzelfalldarstellungen (1948–2007). Die Hälfte war deutschsprachig. 113 Dysgeusien nach Tonsillektomie wurden gefunden; die Inzidenz schwankte zwischen 0,12 und 22%. Frauen waren häufiger betroffen als Männer. Das häufigste Begleitsymptom war ein Fremdkörpergefühl im Rachenraum. Zwei Drittel der Dysgeusien bildeten sich innert 18 Monaten zurück; bei einem Drittel dauerten die Symptome länger an, oder Informationen über den Langzeitverlauf fehlten. Ansätze zu einer erfolgreichen Prävention oder Therapie existieren nicht.

Schlussfolgerung: Unsere systematische Literaturübersicht gibt neue Erkenntnisse über eine alte, oft verkannte und schlecht dokumentierte Komplikation der Tonsillektomie. Diese ist nicht lebensbedrohlich, wird aber vom Patienten als äußerst störend empfunden und chronische Verläufe scheinen nicht selten zu sein. Da keine Therapie bekannt ist, sollten Patienten zumindest sachgemäß über das mögliche Auftreten und den Verlauf informiert werden.