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Was Mikrotiepatienten von der Ohrmuschelrekonstruktion abhält – Evaluation mit einem Selbstkonzeptfragebogen
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Veröffentlicht: | 24. April 2007 |
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Einleitung: Für die Behandlung von Ohrfehlbildungen existieren etablierte autologe, alloplastische und epithetische Versorgungsmöglichkeiten. Über die Motivation und psychosoziale Charakterisierung derjenigen Patienten, welche nach ausführlicher Beratung von jedweden Rekonstruktionsoptionen Abstand nehmen, ist wenig bekannt.
Methoden: Es wurde den Patienten ohne Rekonstruktionswunsch ein Fragebogen zum Selbstkonzept mit 78 Items (FSKN) zugesandt. Die Daten werden mit den Ergebnissen von Patienten mit einer bevorstehenden Ohrrekonstruktion verglichen.
Ergebnisse: Es konnten von 22 nicht operierten Patienten (Rücklauf 42%) sowie von 13 Patienten mit bevorstehender Ohrmuschelrekonstruktion erhoben werden. Beide Gruppen gleichen sich in der Altersstruktur; es waren jeweils doppelt so viele Männer wie Frauen.
Im Fragenkomplex zur Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit waren beiden Gruppen vergleichbar. Die Mikrotiepatienten ohne Rekonstruktionswunsch wiesen tendenziell höhere Punktzahlen hinsichtlich der Selbstwertschätzung (p=0,09) sowie der psychosozialen Kompetenz auf (p=0,08). Als negativ empfanden diese Patienten die Dauer der Krankenhausaufenthalte (76%) und weniger die Angst vor der Thoraxnarbe (28%), Komplikationen (24%) oder dem Aussehen des neuen Ohres (19%).
Schlussfolgerungen: Mikrotiepatienten, die in ihrer Persönlichkeit sehr stabil sind und in Gesellschaft mit ihrer Fehlbildung selbstsicher auftreten, haben deutlich seltener den Wunsch nach einer Ohrrekonstruktion. Operationsspezifische Folgen wie die thorakale Narbe stehen für eine Ablehnung nicht im Vordergrund. Die Entscheidung für eine Rekonstruktion sollte nach ausführlicher Beratung durch die Patienten selbst getroffen werden und nicht durch das familiäre Umfeld.