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12. Grazer Konferenz – Qualität der Lehre: Skills and Attitudes

18.09. - 20.09.2008 in Graz, Österreich

Die Implementierung des Ethik-Unterrichts im Rahmen der neuen Studienordnung "Medizin Curriculum Wien" an der Medizinischen Universität Wien

Round Table/Runder Tisch

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  • corresponding author Michael Peintinger - Medizinische Universität Wien, Lehrbeauftragter für Medizinethik, Wien, Austria

12. Grazer Konferenz - Qualität der Lehre: Skills and Attitudes. Graz, Österreich, 18.-20.09.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc08grako17

doi: 10.3205/08grako17, urn:nbn:de:0183-08grako177

Eingereicht: 15. Januar 2009
Überarbeitet: 5. Februar 2009
Angenommen: 18. Februar 2009
Veröffentlicht: 6. April 2009

© 2009 Peintinger.
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Round Table Discussion/Diskussion am runden Tisch

Im Zuge der Entwicklung des MCW wurden neue Wege der Wissensvermittlung und praktischen Ausbildungsmöglichkeiten angestrebt, wobei medizinische Kenntnisse weniger in isolierten Fächern dargelegt, sondern in an wesentlichen Krankheitsbildern orientierten Themenblöcken alle relevanten Aspekte in Zusammenschau abgehandelt werden.

Da dafür neben naturwissenschaftlichen Kenntnissen auch eine für Handlungsentscheidungen unabdingbare Bewertung erfolgt, braucht es dazu ein ethisches Grundwissen und die Fähigkeit zur Reflexion, die nicht bloß auf einer individuellen, familiären und kulturellen Bildung gründen sollte. Deshalb wurde dem Fach Ethik ein wesentlicher Stellenwert im neuen Curriculum eingeräumt.

Die Implementierung beginnt beim Einführungsmodul, in dem das Wesen des Menschen und seine Beziehung zur Umwelt beleuchtet sowie wesentliche ethische Grundkenntnisse dargelegt werden. Erweitert wird diese Sicht in einem dem wissenschaftlichen Denken und Forschen gewidmeten Block und jenem Abschnitt, in dem ethisch Relevantes zum Gesamtthema Gynäkologie und Geburtshilfe behandelt wird.

Dies mündet schließlich im für die Ethik zentralen Block 23 mit dem Titel „Arzt und Ethik. Der alte, kranke, sterbende Mensch”. In insgesamt sechs Vorlesungsstunden werden die Themen „Selbstbestimmung und vier mittlere medizinethische Prinzipien”, die „Arzt-Patient-Beziehung”, die „Aufklärung” sowie ethischen Aspekte der Krankheitsbilder „Apallisches Syndrom”, und „Demenz“ behandelt, wobei Aspekte der Menschenwürde, der Therapiebegrenzungsproblematik, der Belastung von Patient und Angehörigen sowie zu Patientenverfügung und Stellvertreterentscheidungen dargelegt werden.

Den Kern der Vermittlung von Ethik stellt jedoch die Kleingruppenarbeit mit jeweils 20 Studenten dar.

Dabei werden ethische Fallbesprechungen mit Tutoren durchgeführt, die selbst als niedergelassene oder angestellte Ärzte mit einschlägige Entscheidungen konfrontiert waren und zuvor das Seminar „Ethische Grundfragen in der Medizin” erfolgreich absolviert haben. Damit ist die Gewähr gegeben, dass die in Kongruenz zu den Vorlesungsthemen stehenden Fälle ihren Bezug zur Wirklichkeit nicht verlieren.

Das positive Feedback von Studierenden und Tutoren bestätigt das lebhafte Interesse für dieses Vorgehen, das als hilfreich für die Erweiterung des je eigenen Horizontes als auch für zukünftiges ärztliches Verhalten eingeschätzt wird.

Diese auch durch die Evaluationen bestätigte erfolgeiche Implementierung des Faches Ethik wäre unvollständig, wollte man nicht auch zwei problematische Aspekte anführen.

Erstens sollte, abseits des großen Idealismus der Tutoren bedacht werden, dass diese absolut qualitätvolle und zukunftsweisende Tätigkeit auch einer adäquaten Honorierung bedarf!

Der zweite aus Sicht des Ethikvortragenden negative Aspekt beruht auf dem Umstand, dass es mit keinen Argumenten seitens der Fachvertreter gelingen konnte, die für das Fach sehr problematische Wissensabfrage per „Multiple Choice – Verfahren” zu relativieren!