gms | German Medical Science

HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Die Wohnung als Standort der Gesundheitsversorgung – Informatik in der guten Stube

Meeting Abstract

  • Marianne Behrends - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Mathias Witte - Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Ralf Eckert - OFFIS – Institut für Informatik, Oldenburg, Deutschland
  • Markus Schinle
  • Matthias Gietzelt - Universität Heidelberg, Heidelberg, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 833

doi: 10.3205/16gmds126, urn:nbn:de:0183-16gmds1265

Veröffentlicht: 8. August 2016

© 2016 Behrends et al.
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Gliederung

Text

1. Einleitung: Konzepte im Bereich Ambient Assisted Living (AAL) und assistierender Gesundheitstechnologien (AGT) sind eng mit der Wohnung als Gesundheitsstandort verbunden. Mehr als zwei Drittel der Pflegebedürftigen wird laut Statistischem Bundesamt zu Hause versorgt, der größte Teil davon allein durch die Angehörigen [1]. Vor diesem Hintergrund scheint es sinnvoll, die Wohnung als Ort der Gesundheitsversorgung und der Pflege genauer zu betrachten. Dabei bestimmen nicht nur die Räumlichkeiten was eine Wohnung ausmacht. Vielmehr konstituieren die Bewohner mit ihren Vorlieben und Wünschen, ihren sozialen Kontakten, aber auch mit ihren körperlichen und kognitiven Einschränkungen das was die Wohnung als Gesundheitsstandort definiert. Die häusliche Umgebung als Forschungsfeld zeichnet sich so durch Komplexität und Interdisziplinarität aus. Ziel des Workshops ist es, das komplexe Zusammenspiel zwischen Mensch und Technik im Rahmen der häuslichen Versorgung zu beleuchten. Der Workshop richtet sich an Forscher, Entwickler und Anwender von AAL und assistierenden Gesundheitstechnologien und soll als Plattform für den Erfahrungsaustausch dienen.

2. Agenda: Der Workshop ist für zwei Stunden konzipiert und thematisiert drei unterschiedliche Aspekte der häuslichen Versorgung. Nach jeweils einem einführenden Vortrag von 15 Minuten werden gemeinsam Fragestellungen besprochen, die sich aus den Vortragsthemen ableiten (15 Minuten). Die Ergebnisse werden auf Flipcharts festgehalten und abschließend diskutiert (30 Minuten).

3. Themen:

3.1. Einbeziehung der Zielgruppe und Adhärenz der Probanden

Der „Beratungsleitfaden zu ELSI-Themen in der Beratung zu altersgerechten Assistenzsystemen“ [2] der Hochschule Hannover stellt ein Werkzeug zur Verfügung, das die Einbeziehung der Zielgruppe ermöglicht, indem die Lebenswelt älterer Menschen in den Fokus gerückt wird. Entwickelt wurde der Leitfaden als Instrument für Beraterinnen und Berater, die ältere Menschen bei der Entscheidung für oder gegen die Nutzung eines AAL-Angebots unterstützen möchten. Der lebensweltorientierte Ansatz des Beratungsleitfadens kann aber auch Impulse geben für die Einbindung von Probanden in Studien zu altersgerechten Assistenzsystemen, um damit die Adhärenz zu erhöhen.

3.2. Hausautomation für ein längeres, selbstbestimmtes Wohnen

In dem vom BMBF unterstützten Projekt LivingCare [3] wird ein humanzentriertes, lernfähiges AAL-System basierend auf einem kommerziellen Hausautomationssystem entwickelt. Neben den klassischen Funktionen einer Hausautomation werden zusätzlich Szenarien aus den Bereichen Assistenz im Alter, Komfort/Sicherheit und Energieeffizienz abgedeckt. Das System soll sich automatisch an das Verhalten der Bewohner anpassen, indem es deren Verhalten erlernt und sich adaptiert. Erst nach einer mehrwöchigen Anlernphase wird das System selbstständig Schaltvorgänge in der Wohnung in Bezug auf die genannten Szenarien durchführen. So sollen etwa durch intelligente Beleuchtungsszenarien Stürze vermieden oder durch das Erkennen von abweichendem Verhalten bei kranken Erwachsenen Angehörige oder Pflegedienstleister alarmiert werden.

3.3. Elektronische Pflegeunterstützung für Zuhause

Im Rahmen des Forschungsprojekts „PflegeCoDe“ [4] wird ein interaktiver elektronischer Coach entwickelt, der technische, medizinische und organisatorische Lösungen miteinander verbindet, um den Verlauf einer Demenz positiv zu beeinflussen und für alle Akteure eine höhere Lebensqualität zu erreichen. Dabei stehen Aspekte der Aktivität im Wohnumfeld, der Lebensgewohnheiten und des Schlafrhythmus im Vordergrund. Mittels Apps und Diensten zur sozialen und geistigen Aktivierung von Menschen mit Demenz sowie der Unterstützung im Alltag werden die klassischen Demenz-Therapien in Komponenten im häuslichen Umfeld integriert, um auf Ereignisse im Alltag zu reagieren.


Literatur

1.
71 % der Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt. https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2015/03/PD15_094_224.html Externer Link
2.
Entwicklung eines wissenschaftlich fundierten, praxisorientierten Beratungsleitfadens zu ELSI-Themen in der Beratung zu altersgerechten Assistenzsystemen. http://f5.hs-hannover.de/personen/lehrende/goll-sigrun-prof-dr-rernat-profin/projekt/index.html Externer Link
3.
Forschungsprojekt LivingCare. http://www.living-care.de Externer Link
4.
Pflegecode. http://www.pflegecode.de/aktuell Externer Link