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GMDS 2014: 59. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

07. - 10.09.2014, Göttingen

App-Synopsis: Checkliste zur Selbsteinschätzung der Vertrauenswürdigkeit von Health-Apps

Meeting Abstract

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  • U.V. Albrecht - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • O. Pramann - Kanzlei34, Hannover
  • U. von Jan - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover

GMDS 2014. 59. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Göttingen, 07.-10.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocAbstr. 341

doi: 10.3205/14gmds111, urn:nbn:de:0183-14gmds1117

Veröffentlicht: 4. September 2014

© 2014 Albrecht et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Zurzeit werden zwischen 42.000 und 97.000 Apps mit Gesundheitsbezug gezählt. 1000 Gesundheitsapps kommen geschätzt monatlich hinzu [1]. Die Einschätzung der Vertrauenswürdigkeit dieser Applikationen ist für den Nutzer schwierig: Der Rückgriff auf Nutzerbewertungen zu den Apps ist eher unsicher, da diese leicht manipuliert werden können und die wenigsten Apps einer seriösen Prüfung oder Zertifizierung unterzogen werden. Regulierte Apps als CE-gekennzeichnete Medizinprodukte sind rar, genauso wie durch Initiativen zertifizierte Alternativen [2]. Auch Peer-Review Verfahren für Apps haben sich bisher nicht durchsetzen können. Letztendlich ist bei der Angebotsflut auch nicht mit einer flächendeckenden Analyse zu rechnen. Es wird also auch in Zukunft zu erwarten sein, dass die Nutzer auf dem Boden der durch die Hersteller zur Verfügung gestellten Information selbst eine Einschätzung vornehmen müssen, ob sie einer App vertrauen und sie einsetzen wollen.

Vorgestellt wird daher ein Werkzeug in Form einer Checkliste, die Nutzer bei der Selbsteinschätzung der Vertrauenswürdigkeit von Gesundheitsapps unterstützen soll, noch bevor sie die gewünschte App heruntergeladen haben bzw. bevor die App zur Anwendung kommt. Die Checkliste soll dem Nutzer helfen, aus den Herstellerangaben zur App die für die Vertrauenswürdigkeit relevanten Aspekte zu extrahieren und die so gewonnenen Informationen zu sortieren und anschließend zu beurteilen.

Materialen und Methoden: Als Basis der Checkliste dient die „App-Synopsis“, die als standardisiertes Werkzeug zur Berichterstattung für Health-Apps durch ihre Hersteller entwickelt wurde [3]. Sie versteht sich gleichermaßen als Empfehlung für Entwickler und Herausgeber von Apps [4]. Die dort verwendeten Items wurden aus unterschiedlichen Quellen, zusammengetragen und stehen im Einklang mit weiteren Empfehlungen [5].

Diverse Elemente tragen zur Einschätzung der Vertrauenswürdigkeit bei. Zu nennen sind hier Information über den Hersteller/Herausgeber und Beteiligte, um Interessenkonflikte identifizieren zu können sowie Metadaten der App, um ihre Aktualität und den Pflegezustand beurteilen zu können. Um die Idee hinter der App zu verstehen, sie professionell einordnen zu können, ihren Einsatzort und die idealen Einsatzbedingungen zu verstehen, ist die Beschreibung des vorgesehenen Anwendungszwecks der App, der Zielgruppe(n) und möglicher Anwendungszenarien wesentlich. Kenntnisse der Funktionalitäten und Eigenschaften der App sowie ihrer Einschränkungen und Grenzen helfen bei der Beurteilung, ob und wie die App sicher eingesetzt werden kann. Angaben zur Nutzbarkeit geben Hinweise über etwaige Nutzungsbarrieren. Um einschätzen zu können, ob die Inhalte und deren Autor(en) zuverlässig sind und die Funktionalitäten somit auf zuverlässigen und validen Informationsquellen beruhen, sind entsprechende Hintergrundinformationen zu diesen Informationsquellen essentiell. Um feststellen zu können, ob die Datensammlung und -verarbeitung einen dem Anwendungszweck angemessenen Umfang hat oder über das Ziel hinausschießt, sind Angaben über die Menge und Art der von der App gesammelten und verarbeiteten Daten sowie bei etwaiger externer Speicherung dieser Daten, Angaben über die verwendeten Methoden zur sicheren Übertragung und Speicherung, ein entscheidender Faktor [syn].

Ergebnisse: Die Checkliste enthält insgesamt 39 Fragen, die 9 Kategorien zugeordnet wurden. Letztere bilden die sicherheits- und wirksamkeitsrelevanten Aspekte einer Gesundheitsapp ab. Hierunter zählen der Status, ob es sich um eine konformitätsbewertete oder anderweitig zertifizierte/geprüfte App handelt (1), der Zweck der Anwendung (2), sowie Beschreibungen die Funktionalität (3) und wissenschaftlich belegten Wirksamkeit (4), Informationen über die Limitierungen der App (5) und Angaben zu Risiken (6). Ferner Angaben, die Hinweise zur Verlässlichkeit (7) und (Daten-)Sicherheit (8) der Inhalte geben und ob allgemeine Herstellerangaben in Form eines Impressums (9) vorhanden sind.

Die Beantwortung erfolgt anhand von Fragen, die mit „ja“, „nein“ oder „weiß nicht“ beantwortet werden können. Aus dem Anteil der bejahten Fragen zu den verneinten oder nicht gewussten Antworten wird eine Gewichtung der eigenen Abschätzung verbildlicht. Überwiegt der bejahte Anteil, ist eher von einer Vertrauenswürdigkeit der Anwendung auszugehen.

Diskussion: Wie detailliert die Checkliste ausgefüllt werden muss, um dem Nutzer ausreichende Informationen für seine Entscheidung zu geben, ist individuell und vom Fall abhängig. Mitunter reicht schon die Verneinung einer einzigen von sieben Schlüsselfrage der oben genannten Bereiche aus, um die Vertrauenswürdigkeit ausreichend in Frage zu stellen. Letztendlich hängt es natürlich vom Nutzer ab, welchen Vertrauensspielraum dieser bereit ist der App einzuräumen – letzteres hängt auch von der individuellen Abwägung des (erwarteten) Nutzens gegen das Risiko ab. Je nach App ist das natürlich variabel. Derzeit wird die Checkliste evaluiert, um Erkenntnisse über den Gebrauchsnutzen außerhalb des Labors zu bestimmen.


Literatur

1.
Mobile Health Market Report 2013-2017 [Internet]. Research2Guidance. 2013. Verfügbar unter: http://www.research2guidance.com/shop/index.php/mhealth-report-2 [Zitiert: 13.07.13] Externer Link
2.
Albrecht UV. Kommentar: Sichere Medical Apps - Transparenz durch Beipackzettel. Dtsch Arztebl. 2013;110(44):A-2068/B-1826/C-17863.
3.
Albrecht UV. Transparency of Health-Apps for Trust and Decision Making. J Med Internet Res. 2013; 15(12):e277.
4.
Albrecht UV, von Jan U, Pramann O. Standard Reporting for Medical Apps. In: Albrecht UV, Von Jan U, Pramann O. Standard reporting for medical apps. Stud Health Technol Inform. 2013;190:201-3.
5.
Gesundheits-App Fact Sheet [Internet]. Aktionsforum Gesundheitsinformationssystem (afgis). [Zitiert: 13.07.13]. Verfügbar unter: http://www.afgis.de/standards/gesundheits-app-fact-sheet Externer Link