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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Bieten Pflegeheime mit besseren Pflegenoten auch eine bessere Qualität? Eine empirische Analyse auf Basis von GKV-Routinedaten

Meeting Abstract

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  • Magdalena Stroka - Ruhr-Unievrsität Bochum, RWI, WINEG, Bochum, DE; RWI, Essen, DE; WINEG, Hamburg, DE
  • Susanne Engel - WINEG, Hamburg, DE
  • Roland Linder - WINEG, Hamburg, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.111

doi: 10.3205/13gmds225, urn:nbn:de:0183-13gmds2254

Veröffentlicht: 27. August 2013

© 2013 Stroka et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels gewinnt die professionelle Pflege älterer Menschen in unserer Gesellschaft immens an Bedeutung. Zur Schaffung von mehr Transparenz in der Pflegeversorgung werden in Deutschland seit 2009 Pflegeeinrichtungen durch die Landesverbände der Pflegekassen mit Pflegenoten bewertet. Bisher ist ein Nutzen der Pflegenoten nicht belegt, weil es keine pflegewissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse über valide Indikatoren der Ergebnis- und Lebensqualität der pflegerischen Versorgung in Deutschland gibt. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob sich bessere Pflegenoten auch in einer besseren Pflegequalität bemerkbar machen.

Methoden: Unter Rückgriff auf die Routinedaten der Techniker Krankenkasse werden als ein objektives Maß zur Beurteilung der Ergebnisqualität die in einem Jahr bei den Heimbewohnern aufgetretenen Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen herangezogen. Diese Ergebnisgröße wird anhand einer Abzählung der im Betrachtungszeitraum festgestellten Diagnosen im ambulanten bzw. stationären Bereich (Entlassungsdiagnose), die auf derartige Leiden hinweisen und unter die Klassifizierung ICD-10: S00-T98 fallen, ermittelt. Das zugrundeliegende Sample für das Jahr 2009 umfasst pflegebedürftige Personen ab einem Alter von 65 Jahren, die in einem Pflegeheim leben. Den individuellen Daten werden institutionellen Daten zu den Pflegeeinrichtungen zugespielt, aus denen hervorgeht, wie teuer die jeweiligen Pflegeeinrichtungen sind und mit welcher Pflegenote diese bei der Qualitätskontrolle bewertet wurden. Mittels eines Hürden-Models wird der Zusammenhang zwischen den Verletzungen der pflegebedürftigen Personen in stationären Einrichtungen und den Qualitätsprüfdaten in Form der Pflegenoten des jeweiligen stationären Pflegeheimes empirisch untersucht. Anhand des gewählten Modells wird sowohl der intrinsische als auch extrinsische Effekt betrachtet, indem sowohl die Wahrscheinlichkeit, Verletzungen zu erleiden, als auch die Anzahl der erlittenen Verletzungen (gegeben, dass diese zumindest einmal vorkommen) analysiert wird. Hierbei lässt das Hürden-Model als ein modifiziertes Zähldatenmodel zu, dass die Wahrscheinlichkeit und Häufigkeit von Verletzungen von zwei unterschiedlichen Prozessen bestimmt werden. Dadurch lässt sich der zugrundeliegende datengenerierende Prozess der vorliegenden Untersuchung sehr gut abbilden. In dem gewählten nicht-linearen Regressionsmodell testen wir zudem auf einen möglichen Zusammenhang hinsichtlich des durchschnittlichen Pflegesatzes der jeweiligen Heime und kontrollieren für den Gesundheitszustand der Pflegebedürftigen.

Ergebnisse: Es besteht kein Zusammenhang zwischen den bis 2010 vergebenen Pflegenoten und der betrachteten Ergebnisqualität. Ebenso wird kein signifikanter Effekt für die Preise der Pflegeheime festgestellt. Signifikante Ergebnisse lassen sich ausschließlich für die Charakteristika und den Gesundheitszustand der Heimbewohner beobachten. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Frauen ein erhöhtes Risiko haben, Verletzungen zu erleiden. Ferner fällt das Verletzungsrisiko mit höheren Pflegestufen der betrachteten Heimbewohner.

Diskussion: Das vorliegend verwendete, aus den Routinedaten abgeleitete Qualitätsmaß kann als weitgehend objektiv gelten, berücksichtigt jedoch nicht in den Routinedaten undokumentierte Ereignisse wie etwa Fixierungen, deren Einsatz umstritten ist, durch die aber Diagnosen aus den untersuchten ICD-Kapiteln vermieden werden können. In der vorliegenden Untersuchung ist kein Zusammenhang zwischen den in den ab dem Jahr 2009 vergebenen Pflegenoten und der erbrachten Pflegeleistungen feststellbar. Daraus ist die Forderung nach einer Weiterentwicklung der Pflegenoten abzuleiten, die im GKV-Spitzenverband bereits intensiv diskutiert wird. Möglicherweise können auch Qualitätsindikatoren unter Einbeziehung von GKV-Routinedaten einen Beitrag leisten.