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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Aktueller Stand bei der Realisierung von Gesundheitsdatenbanken

Meeting Abstract

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  • Erik Tute - Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der Technischen Universität Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover, Braunschweig, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.56

doi: 10.3205/13gmds028, urn:nbn:de:0183-13gmds0281

Veröffentlicht: 27. August 2013

© 2013 Tute.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung: In einer hoch spezialisierten und in verschiedenen Sektoren organisierten Gesundheitsversorgung ist eine gute und koordinierte Zusammenarbeit beteiligter Versorger wichtig für die Qualität und Effizienz der Versorgung. Ein zentrales Problem bei der patientenzentrierten, einrichtungsübergreifenden Versorgung sind Speicherung und Austausch von patientenbezogenen Daten, die von mehr als einer Versorgungseinrichtung benötigt werden. Ein an Banken aus der Finanzbranche angelehnter Lösungsansatz, sind Gesundheitsdatenbanken (GD-Banken). Dies sind unabhängige Einrichtungen, die treuhänderisch patientenbezogene Daten, welche von mehr als einer Versorgungseinrichtung benötigt werden, speichern oder referenzieren. Obwohl die Idee der GD-Bank bereits vor über 15 Jahren aufkam [1] und als Theorie in unterschiedlichen Ausprägungen beschrieben wurde (u.a. [2], [3]), ist dem Autor keine andere Übersichtsarbeit zu Realisierungen bekannt. Daher wurde eine Studie durchgeführt, um vorhandene und geplante GD-Banken zu finden und systematisch zu beschreiben.

Material und Methoden: In einer mehrstufigen Literaturrecherche wurden geplante und bestehende GD-Banken gesucht und mit Hilfe einer dafür entwickelten Systematisierung bezüglich ihrer Zielsetzung, ihres Entwicklungsstadiums, ihrer organisatorischen Struktur, ihrer technischen Architektur und ihrer Leistungen beschrieben. Zunächst wurde dazu eine Suche nach relevanter Literatur in den Literaturdatenbanken PubMed und IEEE Xplore durchgeführt. Im nächsten Schritt wurden die Literaturverzeichnisse der dabei eingeschlossenen Arbeiten nach weiteren relevanten Arbeiten untersucht. In der gesamten Menge eingeschlossener Arbeiten wurde dann nach Informationen über existierende oder geplante GD-Banken gesucht. Eine anschließende informelle Befragung von Experten wurde genutzt, um Rückschlüsse auf die Vollzähligkeit der Ergebnisse zu ziehen und weitere GD-Banken zu ergänzen. Für die Systematisierung gefundener GD-Banken wurden ergänzende Informationen aus öffentlich zugänglichen Informationsquellen, wie z.B. Internetauftritten der GD-Banken, genutzt und seltener auch gezielte Anfragen an die GD-Bank Betreiber gestellt.

Ergebnisse: Im Rahmen der vorgestellten Studie wurden 17 GD-Banken systematisiert. Für die meisten GD-Banken liegt ihre Zielsetzung darin, die Qualität und Effizienz der Gesundheitsversorgung zu steigern und den Patienten mehr Kontrolle über sie betreffende Daten zu geben. Eine GD-Bank befindet sich im Aufbau, acht im operativen Betrieb und weitere acht haben den Betrieb wieder eingestellt. Organisatorische Ansätze können grob in einen Regional-Orientierten und ein Kundenbasis-Orientierten Ansatz unterschieden werden. Erstere GD-Banken versuchen, durch enge Kooperation auf regionaler Ebene, möglichst viele gesundheitsbezogene, insbesondere durch Versorger generierte, Daten über einen Patienten in einem GD-Bank Konto zu vereinen. Beim Kundenbasis-Orientierten Ansatz stellen die GD-Banken den Kunden eine webbasierte Gesundheitsakte mit offenen Schnittstellen für die Kommunikation mit Versorgern zur Verfügung. Diese GD-Banken operieren meist national oder international. Bis auf die GD-Bank für Niedersachsen [4], speichern alle GD-Banken ihre Daten zentral. Einige zusätzliche Leistungen, die über Speicherung und Austausch von Daten hinausgehen, werden angeboten, jedoch noch nicht in dem Umfang, der in der Literatur vorausgesehen wurde.

Diskussion: Die durchgeführte Studie kann nicht den Anspruch erheben, sämtliche der Definition entsprechenden GD-Banken gefunden zu haben. Die Befragung von Experten ließ die Vollzähligkeit der Ergebnisse jedoch zufriedenstellend erscheinen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass GD-Banken realisierbar sind. Für Rückschlüsse darauf, ob die postulierte Verbesserung von Qualität und Effizienz der Gesundheitsversorgung tatsächlich erreicht werden kann und für Vergleiche mit anderen Ansätzen zum einrichtungsübergreifenden Datenaustausch, ist weitere Forschung notwendig.


Literatur

1.
Dodd B. An independent ‘Health Information Bank’ could solve data security issues. BJHC. 1997 Oct;14(8):2.
2.
Gold JD, Ball MJ. The Health Record Banking imperative: A conceptual model. IBM Systems Journal. 2007;46(1):43–55.
3.
Shabo A. A global socio-economic-medical-legal model for the sustainability of longitudinal electronic health records. Part 1. Methods of Information in Medicine. 2006;45(3):240–45.
4.
Gesundheitsdatenbank für Niedersachsen UG [Internet]. Braunschweig. [updated 2012 Jan 27; cited 2013 Mar 6]. Available from: http://www.gdbank.de/ Externer Link