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GMDS 2012: 57. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

16. - 20.09.2012, Braunschweig

Entwicklung und Validierung eines Registrierungsalgorithmus für das Klinische Krebsregister am Universitätsklinikum Essen

Meeting Abstract

  • Michael Nonnemacher - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE), Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen, Universitätsklinikum Essen, Deutschland
  • Anja Merkel-Jens - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE), Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen, Universitätsklinikum Essen, Deutschland
  • Irene Vanberg - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE), Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen, Universitätsklinikum Essen, Deutschland
  • Dorothea Weiland - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE), Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen, Universitätsklinikum Essen, Deutschland
  • Karl-Heinz Jöckel - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE), Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen, Universitätsklinikum Essen, Deutschland

GMDS 2012. 57. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Braunschweig, 16.-20.09.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12gmds214

doi: 10.3205/12gmds214, urn:nbn:de:0183-12gmds2143

Veröffentlicht: 13. September 2012

© 2012 Nonnemacher et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung: Das Klinische Krebsregister (KKR) des Universitätsklinikums Essen bildet eine zentrale Einrichtung des Westdeutschen Tumorzentrums – Comprehensive Cancer Center. Eine zentrale Aufgabe des KKR ist die Bereitstellung einer Datenbasis, um die onkologische Versorgungsqualität abzubilden. Die korrekte Registrierung der Tumorpatienten für das KKR ist dabei von essentieller Bedeutung und verlangt die Berücksichtigung verschiedenster Probleme (z.B. inhaltliche Zusammenführung von Duplikaten bei Patienten oder Behandlungsfällen). Veränderte Rahmenbedingungen erzwingen immer wieder Anpassungen des sehr komplexen Registrierungsalgorithmus. Zur Sicherstellung der Datenqualität ist eine Validierung dieses modifizierten Algorithmus zwingend erforderlich.

Material und Methoden: Als Datenquelle für das KKR dienen Abrechnungsdaten sowie Daten aus der derzeit im Aufbau befindlichen Tumordokumentation, die im Krankenhausinformationssystem Medico der Firma Siemens gespeichert sind. Der Registrierungsalgorithmus ist in einer Microsoft Access Datenbank mit Zugriff auf die Oracle-Datenbank des Krankenhausinformationssystems implementiert.

Die ursprüngliche Version der Registrierung umfasste alle stationären Behandlungsfälle mit einer bösartigen Neubildung als Hauptdiagnose bei Entlassung oder einer Entlassung aus der Tumor- oder Strahlenklinik.Im Zusammenhang mit der Einrichtung des Epidemiologischen Krebsregisters Nordrhein-Westfalen (EKR NRW) im Jahre 2005 und der damit verbundenen Meldepflicht wurde die Registrierung entsprechend der Referenz des EKR NRW erweitert mit In-Situ-Neubildungen, gutartigen Neubildungen und Neubildungen unsicheren/unbekannten Verhaltens. Nach einer ersten Meldephase wurde der Registrierungsalgorithmus aufgrund von Rückmeldungen des EKR NRW zu den übermittelten Daten verfeinert.

Mit der Änderung der ambulanten Kodierrichtlinien zum 01.01.2011 muss zu jedem ambulanten Behandlungsfall für die Abrechnung mindestens eine Diagnose nach ICD-10 GM kodiert werden. Jetzt ist es möglich, auch ambulante Behandlungsfälle nach den oben beschriebenen Kriterien zu registrieren.

Im Rahmen der Validierung des aktuellen Registrierungsalgorithmus wurde mit der Prüfung der Flussdiagramme, die den Registrierungsablauf und die Datenflüsse beschreiben, und ihrer Umsetzung in Programmkode begonnen. Zeitgleich erfolgten mehrere stichprobenartige Tests (medizinisch-inhaltlicher Abgleich der Patientendaten in der KKR-Datenbank mit den Originaldaten im Krankenhausinformationssystem), um neben der korrekten Übernahme von Daten auch die korrekte Registrierung bzw. Nicht-Registrierung von Behandlungsfällen zu prüfen.

Nach erfolgreicher Validierung wurde die Registrierung mit dem neuen Algorithmus rückwirkend für die gesamte bisherige Laufzeit des KKR aktualisiert.

Ergebnisse: Die Änderung der Registrierungsbedingungen führte zu einem größeren Umfang registrierter Patienten und Behandlungsfälle. Die ursprüngliche Version des Algorithmus führte im Zeitraum 01.07.2002 bis 31.12.2010 zu einer Registrierung von 37.149 Patienten und 132.123 Behandlungsfällen, der aktuelle Registrierungsalgorithmus liefert im gleichen Zeitraum 44.077 Patienten und 163.946 Behandlungsfälle. 583 Patienten und 2.910 Behandlungsfälle aus der ursprünglichen Registrierung sind entfallen. 7.511 Patienten und 34.733 Behandlungsfälle wurden neu identifiziert.

In dem Validierungsprozess wurden verschiedene Fehlerquellen eliminiert.

Diskussion: Die Datenbasis des KKR ist verlässlicher geworden und gewinnt damit an Aussagekraft zur onkologischen Versorgungsqualität. Durch die Registrierung der ambulanten Behandlungsfälle, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die ambulante Versorgung immer mehr an Bedeutung gewinnt, wird im KKR eine erhöhte Vollzähligkeit erreicht.

Es handelt sich (mit Ausnahme der Tumordokumentation) um eine sekundäre Nutzung von Routinedaten mit den damit verbundenen Vor- und Nachteilen.

Die ermittelten Fehlerquellen verlangen eine sorgfältige Planung des Registrierungsprozesses.