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GMDS 2012: 57. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

16. - 20.09.2012, Braunschweig

Vergleich der Entwicklung des Einkommens zwischen Patienten der ambulanten und stationären Rehabilitation

Meeting Abstract

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  • Rainer Kaluscha - Institut für rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm, Bad Buchau, Deutschland
  • Gert Krischak - Institut für rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm, Bad Buchau, Deutschland
  • Silke Jankowiak - Institut für rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm, Bad Buchau, Deutschland

GMDS 2012. 57. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Braunschweig, 16.-20.09.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12gmds183

doi: 10.3205/12gmds183, urn:nbn:de:0183-12gmds1839

Veröffentlicht: 13. September 2012

© 2012 Kaluscha et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung: Neben der klassischen stationären Rehabilitation entstand in den letzten Jahren auch ein ambulantes Angebot. Ziele waren dabei finanzielle Einsparungen und eine Flexibilisierung des Angebotes. Therapieformen und -intensität der ambulanten Rehabilitation orientieren sich dabei an den stationären Standards [1], d.h. es gelten die gleiche Zielsetzung sowie dieselben Anforderungen an die Quantität und Qualität [2]. Sowohl stationär als auch ambulant wird ein umfassender interdisziplinärer Ansatz verfolgt: Rehabilitation ist eine komplexe, ganztägige und intensive Maßnahme auf multidisziplinärer, fachärztlich geleiteter Basis [3].

Dabei stellt sich die Frage, inwiefern beide Settings bei ähnlichen Rahmenbedingungen auch tatsächlich eine vergleichbare Wirksamkeit erzielen. Ein wichtiger Indikator für den Erfolg einer Rehabilitationsmaßnahme ist die Aufrechterhaltung bzw. Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit. Hierbei ermöglicht die Betrachtung der Einkommensentwicklung vor und nach einer Rehabilitation Rückschlüsse auf Veränderungen im Erwerbsstatus des Rehabilitanden. Da der Zugang zu ambulanter bzw. stationärer Rehabilitation abhängig von der regionalen Verfügbarkeit und den Präferenzen der Betroffenen erfolgt, müssen bei der Analyse der Einkommensentwicklung Unterschiede zwischen ambulanten und stationären Rehabilitanden bezüglich möglicher Confounder berücksichtigt werden. Folgende Fragestellungen wurden daher den Analysen zugrunde gelegt:

1.
Unterscheiden sich Patienten der ambulanten und stationären Rehabilitation hinsichtlich soziodemografischer Merkmale, der beruflichen Leistungsfähigkeit und ausgewählter medizinischer Parameter?
2.
Wie entwickelt sich das Einkommen im Zeitraum vor und nach der Rehabilitation in Abhängigkeit vom rehabilitativen Setting?

Material und Methoden: Als Datenbasis diente eine Testversion des Scientific Use Files „Abgeschlossene Rehabilitation im Versicherungsverlauf 2002– 009“ des Forschungsdatenzentrums der Deutschen Rentenversicherung. Der Vergleich soziodemografischer Merkmale (Geschlecht, Alter, Staatsangehörigkeit, Herkunftsregion, Bildung, berufliche Stellung, Berufsklasse nach Blossfeld, Einkommen), der beruflichen Leistungsfähigkeit (berufstätige Tage, Arbeitsunfähigkeitstage, Arbeitslosigkeitstage) sowie der Hauptdiagnose (ICD 10, 1.Stelle) zwischen ambulanten und stationären Rehabilitanden erfolgte im Zuge einer Querschnittanalyse. Zur Gegenüberstellung der Einkommensentwicklung wurde eine Längsschnittanalyse mittels Mixed Models durchgeführt, wobei für solche Merkmale, in denen sich die beiden Gruppen unterschieden, adjustiert wurde.

Ergebnisse: In die Auswertungen flossen die Daten von 15.499 Rehabilitanden, von denen 6,9% eine ambulante Maßnahme durchgeführt haben. Im Rahmen der Querschnittsanalyse ergaben sich signifikante Unterschiede bezüglich des Einkommens, Geschlechts und Alters sowie hinsichtlich der Herkunftsregion und beruflichen Stellung. Im Zuge der Längsschnittanalyse bestätigten sich bisherige Befunde bezüglich des Einflusses dieser Confounder auf das Einkommen. Das Jahresdurchschnittseinkommen ist bei ganztägig ambulanten Patienten signifikant geringer als bei stationären Patienten. Im Zeitraum vor der Rehabilitationsmaßnahme nimmt das Jahresdurchschnittseinkommen signifikant ab, wobei diese Abnahme bei den ambulanten Rehabilitanden signifikant stärker ausgeprägt ist. Im Zeitraum nach der Rehabilitation nimmt das Jahresdurchschnittseinkommen wieder signifikant zu. Hier unterscheidet sich das Ausmaß der Zunahme nicht signifikant zwischen den Patienten der beiden Settings.

Diskussion und Fazit: Nach Adjustierung für Merkmale, in denen sich ambulante und stationäre Rehabilitanden unterscheiden, liefert das Modell keine Hinweise für eine unterschiedliche Einkommensentwicklung nach der Rehabilitationsmaßnahme. Unabhängig vom Setting zeigten sich positive Effekte der Rehabilitationsmaßnahme auf das Einkommen, so dass beide Settings als gleichwertig betrachtet werden können. Insofern hat sich die Flexibilisierung der Angebote bewährt: Patienten können sich für das von ihnen bevorzugte Setting entscheiden und profitieren unabhängig von ihrer Auswahl von der Behandlung.


Literatur

1.
Koch U, Morfeld M. Weiterentwicklungsmöglichkeiten der ambulanten Rehabilitation in Deutschland. Rehabilitation. 2004;43:284-95.
2.
GRV. Grundsätze und Anwendungsempfehlungen der gesetzlichen Rentenversicherung zur ambulanten medizinischen Rehabilitation. 2001.
3.
Schönle PW. Ambulante und stationäre neurologische Rehabilitation – ein katamnestischer Vergleich. Rehabilitation. 2002;41:183-8.