gms | German Medical Science

GMDS 2012: 57. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

16. - 20.09.2012, Braunschweig

Identifizierung von Todesursachen in Daten der Gesetzlichen Krankenversicherung am Beispiel des Lungen- und Pankreaskrebs

Meeting Abstract

  • Christoph Ohlmeier - BIPS – Institut für Epidemiologie und Präventionsforschung, Bremen, Deutschland
  • Marieke Niemeyer - BIPS – Institut für Epidemiologie und Präventionsforschung, Bremen, Deutschland
  • Edeltraut Garbe - BIPS – Institut für Epidemiologie und Präventionsforschung, Bremen, Deutschland
  • Rafael Mikolajczyk - BIPS – Institut für Epidemiologie und Präventionsforschung, Bremen, Deutschland

GMDS 2012. 57. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Braunschweig, 16.-20.09.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12gmds177

doi: 10.3205/12gmds177, urn:nbn:de:0183-12gmds1775

Veröffentlicht: 13. September 2012

© 2012 Ohlmeier et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung: Routinedaten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) enthalten keine Informationen über die Todesursache von verstorbenen Versicherten. Anhand des Austrittsgrunds aus der Versicherung bzw. des Entlassungsgrunds aus dem Krankenhaus ist lediglich der Tod identifizierbar. GKV-Routinedaten sind jedoch inhaltlich umfangreich genug, um eine indirekte Ermittlung von Todesursachen vorzunehmen. Ziel dieser Studie war es, einen Algorithmus zur Identifizierung von Todesursachen am Beispiel von Lungen- und Pankreaskrebs zu entwickeln und eine indirekte externe Validierung durch Vergleich mit den entsprechenden Mortalitätsraten aus den Krebsregistern vorzunehmen.

Material und Methoden: Die Analysen basierten auf Daten der German Pharmacoepidemiological Research Database (GePaRD), welche am BIPS angesiedelt ist. Für diese Studie konnten Daten von über 6 Mio. Versicherten (~7% der deutschen Bevölkerung) aus drei GKVen herangezogen werden. Anhand von Versicherten, die in 2005 eine inzidente Lungen- bzw. Pankreaskrebserkrankung (als stationäre Hauptdiagnose) aufwiesen, wurde eine Überlebenszeitanalyse durchgeführt. Bei Patienten, die hierbei innerhalb von 6–12 Monaten nach inzidenter Diagnose verstarben, also mit hoher Wahrscheinlichkeit am entsprechenden Krebs gestorben sind, wurde ein Zeitraum von 3 Monaten vor dem Todesdatum auf das Vorliegen von stationären Haupt- oder Nebendiagnosen zu Lungen- oder Pankreaskrebs untersucht, sowie das Quartal des Todes und das Quartal vor dem Tod auf das Vorliegen von gesicherten ambulanten Krebsdiagnosen. Damit sollte bestimmt werden, wie gut die Krebsdiagnosen im Zeitraum direkt vor dem Tod erfasst sind und damit auf die Todesursache hinweisen können. Letztendlich wurde bei allen in 2005 verstorbenen Patienten dieser definierte prämortale Zeitraum auf das Vorliegen von Diagnosen zu Lungen- oder Pankreaskrebs geprüft, um anschließend anhand der identifizierten Patienten Mortalitätsraten für Lungen- und Pankreaskrebs zu ermitteln.

Ergebnisse: 3.414 inzidente Lungenkrebsfälle konnten in 2005 identifiziert werden (Pankreaskrebs: n=1.230). Hiervon verstarben 513 Patienten innerhalb von 6–12 Monaten nach der inzidenten Diagnose (Pankreaskrebs: n=211). Insgesamt wurde bei 81% (n=513) in dem definierten prämortalen Zeitraum eine Lungenkrebsdiagnose entdeckt (Pankreaskrebs: 84%; n=177). Bei beiden Erkrankungsbildern erhielten 90% der Patienten diese Diagnose im stationären Sektor.

Die Überlebenswahrscheinlichkeit 1 Jahr nach der inzidenten Lungenkrebsdiagnose betrug bei Männern circa 46% und bei Frauen circa 53% (Pankreaskrebs: Männer: circa 35%; Frauen: circa 40%). Die Mortalitätsraten von Lungen- bzw. Pankreaskrebs betrugen 67,0/100.000 Personen bei Männern und 24,9/100.000 Personen bei Frauen bzw. 19,9/100.000 Personen bei Männern und 12,7/100.000 Personen bei Frauen. 46,6% der Männer und 43% der Frauen, die an Lungenkrebs verstorben sind, verstarben im Krankenhaus. Bei Pankreaskrebs lag der entsprechende Anteil bei 43,0% (Männer) bzw. 37,4% (Frauen).

Diskussion: Sowohl die Form der Kaplan-Meier-Kurve als auch die kumulierte Überlebenswahrscheinlichkeit 1 Jahr nach der Diagnose waren bei beiden analysierten Erkrankungen mit den Ergebnissen der deutschen epidemiologischen Krebsregister gut vergleichbar. Auch die Mortalitätsraten für Lungen- und Pankreaskrebs stimmten gut mit den Raten aus den deutschen epidemiologischen Krebsregistern überein. Die Lungenkrebsmortalität betrug hier 71,8/100.000 Personen bei den Männern und 27,8/100.000 Personen bei den Frauen. Die Pankreaskrebsmortalität in den deutschen epidemiologischen Krebsregistern lag bei 16,2/100.000 Personen bei Männern und 16,7/100.000 bei Frauen. Anhand des verwendeten Algorithmus konnten Mortalitätsraten aus externen Statistiken gut approximiert werden.