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Früh- und Spätkomplikationen nach Cholezystektomien – Ergebnisse einer Follow-up-Analyse mit Routinedaten
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Veröffentlicht: | 13. September 2012 |
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Hintergrund: Im Zuge der gesetzlichen Qualitätssicherung nach §137 SGB V werden in deutschen Krankenhäusern die Komplikationen bei Cholezystektomien erhoben. Zum Teil werden Komplikationsraten Krankenhausbezogen veröffentlicht. Die Erhebung beschränkt sich dabei auf Ereignisse während des Krankenhausaufenthalts [1]. Die vorliegende Studie analysiert einen möglichen Informationsgewinn hinsichtlich einer klinikbezogenen Qualitätsmessung mittels Routinedaten durch zusätzliche Betrachtung von Komplikationen in definierten Nachbeobachtungszeiträumen.
Methodik: Die Analyse wurde mit anonymisierten Abrechungsdaten der AOK der Jahre 2007 bis 2009 im Rahmen des QSR-Verfahrens „Qualitätssicherung mit Routinedaten“ durchgeführt [2]. Eingeschlossen wurden Fälle mit offen-chirurgischer oder laparoskopischer Cholezystektomie bei Hauptdiagnose Cholelithiasis (Gallenblasenstein). Für die Analyse der klinikbezogenen Ergebnisqualität wurden fünf Qualitätsindikatoren gebildet: Sterblichkeit innerhalb von 90 Tagen nach Krankenhausaufnahme, Transfusion/Blutung während des stationären Aufenthalts, Komplikationen an den Gallenwegen oder durch Gallengangssteine innerhalb von 90 Tagen nach Entlassung, sonstige Komplikationen (versehentliche Stich- oder Risswunden, das Aufreißen der Operationswunde, Infektionen nach dem Eingriff, Relaparotomien innerhalb von 90 Tagen nach dem Eingriff u.a.) sowie die Zusammenfassung dieser Komplikationen [3]. Für jede Klinik wurden adjustierte SMRs (Standardisiertes Mortalitäts- bzw. Morbiditätsratio) mit 95%-Konfidenzintervall berechnet. Zur Analyse des Zusammenhangs zwischen den SMR-Werten im Krankenhaus und im Follow-up wurde der Rangkorrelationskoeffizient nach Spearman (r) ermittelt.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 147.194 AOK-Patienten aus 1.059 Kliniken in die Analyse eingeschlossen. Die Kliniken hatten im Median eine Gesamtkomplikationsrate von 9,4%. Ein Viertel der Kliniken wies Komplikationsraten von 6,9% oder darunter auf. Ein Viertel der Kliniken hatte fast doppelt so hohe Raten (≥12,1%). 30% aller Komplikationsereignisse traten erst nach dem initialen Krankenhausaufenthalt auf. Bezüglich der klinikbezogenen Komplikationen gab es keinen Zusammenhang zwischen den SMR-Werten im Startfall und im Nachbeobachtungszeitraum für die Indikatoren, die sowohl Inhouse- als auch Follow-up-Komplikationen berücksichtigen (Sterblichkeit: r = 0,01; Sonstige Komplikationen: r = 0,04; Gesamtkomplikationen: r = 0,04).
Schlussfolgerung: Die Berücksichtigung von Komplikationen in definierten Nachbeobachtungszeiträumen liefert für die Qualitätsbetrachtung von Gallenblasenentfernungen wichtige Zusatzinformationen. Einerseits treten fast ein Drittel aller Komplikationen erst im Nachbeobachtungszeitraum auf, andererseits ist eine prognostische Aussage für das Auftreten von Follow-up-Ereignissen aus vorliegenden Inhouse-Komplikationen einer Klinik für die betrachteten Indikatoren nicht möglich.
Literatur
- 1.
- AQUA – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH. Qualitätsreport 2010. 2010. Available from: http://www.sqg.de/themen/qualitaetsreport/qualitaetsreport-2010/index.html
- 2.
- Jeschke E, Günster C. Aktueller Stand und Ausbau des QSR-Verfahrens. In: Kuhlen R, Rink O, Zacher J, editors. Jahrbuch Qualitätsmedizin. Berlin; 2011. p. 77-87.
- 3.
- Wissenschaftliches Institut der AOK. QSR-Indikatorenhandbuch. 2011. Available from: http://www.qualitaetssicherung-mit-routinedaten.de/imperia/md/qsr/methoden/wido_qsr_indikatorenhandbuch_022012.pdf