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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Gegenwärtiger Stand zur Schätzung der Prävalenz des Typ 2-Diabetes in Deutschland und kritische Reflexion unterschiedlicher Studienmethoden

Meeting Abstract

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  • T. Tamayo
  • W. Rathmann

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds579

doi: 10.3205/11gmds579, urn:nbn:de:0183-11gmds5794

Veröffentlicht: 20. September 2011

© 2011 Tamayo et al.
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Gliederung

Text

Einleitung/Hintergrund: Genaue Zahlen zur Prävalenz des Typ 2 Diabetes liefern Eckdaten für Planungen im Gesundheitswesen. In ihrem aktuellen Atlas berichtet die International Diabetes Federation (IDF) eine alarmierend hohe Prävalenz von 12,0% an Diabetes erkrankten Personen in der Bevölkerung Deutschlands im Alter zwischen 20 und 79 Jahren. Wie ist diese Angabe im internationalen Vergleich und im methodischen Studienvergleich zu bewerten?

Material und Methoden: Sechs Studien wurden für eine Übersicht über den Stand der gegenwärtigen Schätzungen zur Prävalenz des Typ 2-Diabetes in Deutschland herangezogen: A) Drei Studien, die bereits im letzten IDF-Atlas berücksichtigt wurden: A1 Eine Analyse mit AOK-Versicherten in Hessen; A2 eine bundesweite Untersuchung von allgemeinärztlichen Patienten (GEMCAS); A3 der regionale, bevölkerungsbezogene KORA S4 Survey. B) Drei weitere aktuelle Studien aus Deutschland: B1 Eine Meta-Analyse des DIAB-CORE Verbunds mit individuellen Daten aus fünf regionalen Studien und einer bundesweiten Studie des Robert Koch-Instituts (RKI); B2 ein bundesweiter Telefonsurvey des RKI (GEDA2009); B3. Das „quasi“ Diabetes-Register für Sachsen aus dem Jahr 2002.

Ergebnisse: Eine Analyse mit AOK-Versicherten in Hessen schätzte die standardisierte Diabetesprävalenz auf 7,9% (A1). In der bundesweiten Untersuchung von allgemeinärztlichen Patienten (A2: GEMCAS) lag die standardisierte Diabetesprävalenz mit 11,1% unter den erwachsenen Praxisbesuchern deutlich höher. Der regionale KORA S4 und F4 Survey (Augsburg) ermittelte über OGTT- und Nüchternblutzuckerwerte einen Anteil von knapp 50% mit unbekanntem Diabetes an der Gesamtprävalenz des Typ 2 Diabetes (A3: Altersgruppe 59-75: 8,4% bekannt, 8,2% neu diagnostiziert; Altersgruppe 35-59 F4: 2,0% unbekannter Diabetes 2,2% bekannter Diabetes). Eine aktuelle Meta-Analyse individueller Daten von Personen zwischen 45 und 74 Jahren aus fünf regionalen Studien, und dem bundesweiten BGS98 schätzt die Prävalenz des bekannten Diabetes auf 8,6% bzw. auf 8,2% im BGS98. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt der Telefonsurvey der GEDA Studie (B2: 8,8%), allerdings für die bundesweite Bevölkerung über 18 Jahre. Ferner werden in diesen aktuellen Studien beträchtliche regionale Unterschiede berichtet mit der höchsten Prävalenz in Sachsen. Die hohe Prävalenz in Sachsen bestätigt auch das Diabetes-Register dieser Region (B3: 13,4% in der Altersgruppe zwischen 45 und 74; 7,3% gesamt).

Diskussion/Schlussfolgerungen: Methodische Unterschiede im Studiendesign (bevölkerungsbezogener Survey, Register- oder praxisbasierte Stichprobe), der Altersrange der untersuchten Stichprobe, der Zeitraum der Studiendurchführung sowie regionale Besonderheiten führen zu unterschiedlichen Schätzungen der Diabetesprävalenz und sollten beim Vergleich verschiedener Studien berücksichtigt werden. Darüber hinaus ist eine einheitliche Vorgehensweise und ein nachvollziehbarer Umgang mit der Schätzung der Dunkelziffer des Diabetes im Ländervergleich (IDF-Atlas) wünschenswert.