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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Prospektiv-randomisierte Studie zur telemedizinischen Betreuung von psychiatrischen Patienten mit Telefonkontakten und SMS-Nachrichten: Explorative Zwischenauswertung der Symptomskala BSI-18 zum Ende der initialen Projektlaufzeit

Meeting Abstract

  • Neeltje van den Berg - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald
  • Hans-Jörgen Grabe - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald
  • Harald J. Freyberger - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald
  • Wolfgang Hoffmann - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds371

doi: 10.3205/11gmds371, urn:nbn:de:0183-11gmds3711

Veröffentlicht: 20. September 2011

© 2011 van den Berg et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Prävalenzen psychiatrischer Erkrankungen sind in Deutschland, wie in vielen anderen Ländern, sehr hoch. Die GHS-Survey zeigte eine Lebenszeitprävalenz von 43% für psychiatrische Erkrankungen, die Häufigsten sind Depression, somatoforme und Angststörungen [1]. Die Behandlungsraten sind gering, z. B. wurde in der Region Vorpommern eine Behandlungsrate von 20% ermittelt [2]. Insbesondere in ländlichen Regionen gibt es in vielen Fällen Lücken in der ambulanten Betreuung psychiatrischer Patienten. Zur Überbrückung dieser Lücken wurde ein telemedizinisches Betreuungskonzept entwickelt, in dem Patienten regelmäßig telefonische Kontakte und individualisierte SMS-Nachrichten erhalten. Ziel der Studie ist eine Verbesserung des Schweregrades der Symptomskala BSI-18, die aus Unterskalen für Angst, Depressivität und Somatisierung besteht [3].

Methoden: Seit September 2009 wird eine drei-armige, prospektiv-randomisierte Studie durchgeführt. Eingeschlossen werden Patienten mit Diagnosen in den Bereichen Depression, Angst-, Anpassungs- und somatoforme Störungen, die kurz vor der Entlassung aus einer psychiatrischen Tagesklinik stehen. Die Interventionen bestehen aus regelmäßigen Telefonaten (Studienarm 1) oder aus Telefonaten und zusätzlichen SMS-Nachrichten (Studienarm 2). Der dritte Arm ist eine Vergleichsgruppe mit üblicher Betreuung. Der Interventionsdauer beträgt 6 Monate. Endpunkte sind die Gesamtscore der BSI-18 mit Unterskalen. Zum Ende der initialen Projektlaufzeit wurde eine Zwischenanalyse durchgeführt. Die Ergebnisse wurden mit t-Tests analysiert, die beiden Interventionsarmen wurden jeweils mit der Kontrollgruppe verglichen [4].

Ergebnisse: Bis zum Zeitpunkt der Zwischenauswertung wurden 93 Patienten (27 Männer, 66 Frauen) eingeschlossen. Das Durchschnittsalter betrug 44,7 Jahren (SD: 10,6; Range: 19,8-66,1 Jahre). Vor der Intervention betrug der durchschnittliche Wert der Gesamt-BSI-18 19,1 Punkte (SD: 12,1; Range 0-50). Die durchschnittliche Werte für die Unterskalen waren für Depressivität 7,2 (SD: 5,3; Range 0-21), für Angst 7,0 (SD: 4,6; Range 0-20) und für Somatisierung 4,9 (SD: 4,3; Range 0-19).

Bei 78/93 Patienten konnte nach 6 Monaten erneut die Symptomskala erhoben werden (29 bzw. 32 in den Interventionsarmen, 17 in der Vergleichsgruppe). Zum Zeitpunkt der Zwischenauswertung betrugen die Durchschnittswerte für den gesamten BSI-18 für die Vergleichsgruppe 19,1 (SD: 13,6; Range: 0-39) für den ersten Interventionsarm 16,2 (SD: 12,1; Range: 2-50, p=0,455) und für den zweiten Interventionsarm 17,6 (SD: 12,7; Range: 2-51, p=0.692). Auch die Unterskalen zeigen keine statistisch signifikanten Ergebnisse.

Diskussion:

Obwohl sich die Werte der BSI-18 in den beiden Interventionsarmen deutlich verbessern, ist die Verbesserung gegenüber der Vergleichsgruppe zum aktuellen Rekrutierungsstand statistisch nicht signifikant. Ursache könnte eine zu geringe Patientenzahl sein. Problematisch war auch das Lost-to-follow-up in der Vergleichsgruppe (12/29 zum Anfang der Studie). Zum Studienende soll die angestrebte Teilnehmerzahl von 120 Patienten erreicht sein und die Anzahl der Lost-to-follow-up Patienten verringert werden.


Literatur

1.
Jacobi F, Wittchen HU, Holting C, Höfler M, Pfister H, Müller N, Lieb R. Prevalence, co-morbidity and correlates of mental disorders in the general population: results from the German Health Interview and Examination Survey (GHS). Psychol Med. 2004;34(4):597-611.
2.
Grabe HJ, Alte D, Adam C, Sauer S, John U, Freyberger HJ. Mental distress and the use of psychiatric and psychotherapeutic treatments services: results of the Study of Health in Pomerania [Article in German]. Psychiatr Prax. 2005;32(6):299-303.
3.
Derogatis LR, Melisaratos N. The Brief Symptom Inventory: an introductory report. Psychol Med. 1983;13(3):595-605.
4.
van den Berg N, Grabe HJ, Freyberger HJ, Hoffmann W. A telephone- and text-message based telemedical care concept for patients with mental health disorders--study protocol for a randomized, controlled study design. BMC Psychiatry. 2011;11:30.