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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Pflegeverläufe – Sequenzmuster der Pflegestufen

Meeting Abstract

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  • Rolf Müller - Zentrum für Sozialpolitik (ZeS), Universität Bremen, Bremen

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds302

doi: 10.3205/11gmds302, urn:nbn:de:0183-11gmds3024

Veröffentlicht: 20. September 2011

© 2011 Müller.
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Gliederung

Text

Einleitung: Pflege geht uns alle an. Mehr als jeder Zweite wir pflegebedürftig im Sinne des SGB XI [1]. Über die Pflegeprävalenzen zum Jahresende berichtet alle zwei Jahre die Pflegestatistik [2]. Querschnittserhebungen in Form der Prävalenzmessungen sind nur Momentaufnahmen. Potentielle pflegende Angehörige oder auch Personen, die für die eventuelle Pflegebedürftigkeit vorsorgen möchten, brauchen Informationen über Verläufe. Diese sind aber weitgehend unbekannt. Daher soll dargestellt werden, wie viele Personen in welcher Pflegestufe beginnen und wie die weiteren Verläufe durch die Pflegestufen aussehen?

Methoden: Auf Basis der Routinedaten der Gmünder Ersatzkasse (GEK) (jetzt BARMER GEK) werden die Sequenzen der Pflegestufen im Längsschnitt untersucht. Berücksichtigt werden die Pflegeverläufe, die in den Jahren 2001–2002 beginnen [3]. Mit Blick auf die Altenpflege werden nur die Verläufe von Personen ab einem Alter von 60 Jahren betrachtet.

Ergebnisse: In der Untersuchungspopulation beginnen 57,0 % der Pflegeverläufe mit Pflegestufe I, 32,2 % mit Pflegestufe II und 10,7 % mit Pflegestufe III. Die Pflegeverläufe werden über 3 Jahre beobachtet. 36,2 % der Pflegeverläufe beginnen mit Pflegestufe I und bleiben 3 Jahre lang stabil oder werden vorzeitig durch den Tod beendet (stabiler Verlauf). Insgesamt beläuft sich der Anteil stabiler Verläufe auf 74,9 %. Sequenzen in Form einer steten Höherstufung machen 16,8 % aus. 4,1 % sind durch eine stete Abstufung gekennzeichnet. Die restlichen Sequenzen zeichnen sich überwiegend durch Wechsel in den Pflegestufen aus, die aber meistens nach 3 Jahren mit einer gleichen (2,6 %) oder höheren Stufe (1,5 %) enden.

Pflegeverläufe lassen sich also überwiegend drei Mustern zuweisen: 1. Stabile Verläufe (bis zum Tod); 2. Verschlimmerung der Pflegebedürftigkeit – Aufstufung (bis zum Tod). Unstete Verläufe sind vom Trend fast durchweg in die gleiche Richtung gerichtet. 3. Verringerung der Pflegebedürftigkeit – Abstufung.

Diskussion: Die zu merklichen Anteilen auftretenden Unterbrechungen der Pflegebedürftigkeit (Abstufungen insbesondere aus Pflegestufe I) beruhen zum Großteil darauf, dass der Leistungsbezug nach SGB XI wegen Leistungen nach SGB V unterbrochen werden.

Die Pflege setzt sich zum Ziel, die Alltagsfunktionen der Pflegebedürftigen so lang wie möglich zu erhalten oder gar wieder zurückzugewinnen. Die Ergebnisse zeigen allerdings kaum nachhaltige Wirkungen. Pflegebedürftigkeit im Alter ist tendenziell eine Phase der stetigen gesundheitlichen und funktionalen Verschlechterung. Ein großer Teil der Verläufe stellt sich zwar als stabil dar, aber vielfach eben auch nur deshalb, weil vor einer Höherstufung der Tod eintritt oder weil die Pflegebedürftigkeit schon mit Pflegestufe III begonnen hat.


Literatur

1.
Rothgang H, Borchert L, Müller R, Unger R. GEK-Pflegereport 2008. Medizinische Versorgung in Pflegeheimen. St. Augustin: Asgard-Verlag; 2008.
2.
Statistisches Bundesamt. Pflegestatistik 2009 - Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung - Deutschlandergebnisse. 2011. Available from: https://www-ec.destatis.de/csp/shop/sfg/bpm.html.cms.cBroker.cls?cmspath=struktur,vollanzeige.csp&ID=1026840. aktuell am 21.02.2011. Externer Link
3.
Rothgang H, Iwansky S, Müller R, Sauer S, Unger R. BARMER GEK Pflegereport 2010. Schwerpunktthema: Demenz und Pflege. Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse. Band 5. St. Augustin: Asgard; 2010.