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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Der Zusammenhang zwischen Body-Mass-Index und gesundheitsbezogener Lebensqualität bei Typ-2-Diabetikern: Analysen mit Hilfe semiparametrischer Regression

Meeting Abstract

  • Matthias Hunger - Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, Helmholtz Zentrum München, München
  • Christa Meisinger - Institut für Epidemiologie II, Helmholtz Zentrum München, München
  • Michaela Schunk - Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, Helmholtz Zentrum München, München
  • Annette Peters - Institut für Epidemiologie II, Helmholtz Zentrum München, München
  • Rolf Holle - Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, Helmholtz Zentrum München, München

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds290

doi: 10.3205/11gmds290, urn:nbn:de:0183-11gmds2904

Veröffentlicht: 20. September 2011

© 2011 Hunger et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Rund 80% der Typ-2-Diabetiker sind übergewichtig. Einerseits kann durch eine Reduzierung des Körpergewichts die Insulinresistenz verringert und die Diabetestherapie erleichtert werden. Andererseits können medikamentöse Therapien bei vielen Patienten eine Gewichtszunahme mit sich bringen. Bei der Bewertung unterschiedlicher Behandlungsalternativen wird es daher als wichtig erachtet, den Zusammenhang zwischen Gewichtsänderungen und gesundheitsbezogener Lebensqualität (HRQL) zu berücksichtigen. HRQL beschreibt den Gesundheitszustand aus der Perspektive des Patienten und ist ein zentraler Ergebnisparameter in Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie.

Ziel der Querschnittstudie ist es, den Einfluss des Body-Mass-Index (BMI) auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei Typ-2-Diabetikern zu schätzen und mit dem Effekt von Komorbiditäten zu vergleichen.

Material und Methoden: Im Rahmen einer schriftlichen Nachbefragung der bevölkerungsbasierten MONICA/KORA-Surveys S1-S4 aus der Region Augsburg wurde der EQ-5D als generisches Lebensqualitätsinstrument bei 1009 Typ-2 Diabetikern im Alter von 38 bis 94 Jahren erhoben. Zudem machten die Probanden Angaben zu makrovaskulären (Schlaganfall, Herzinfarkt) und mikrovaskulären (Neuropathie, Retinopathie) Erkrankungen. Aus den Angaben zu Gewicht und Körpergröße wurde der BMI berechnet.

Mittels generalisierter additiver Regressionsmodelle (GAMs) wurde der Zusammenhang zwischen BMI und EQ-5D Index, sowie zwischen BMI und den Problemhäufigkeiten in den EQ-5D Einzelitems geschätzt. Die Effekte von Alter und BMI wurden dabei semiparametrisch modelliert und nach Komorbidität und soziodemographischen Variablen adjustiert.

Ergebnisse: Bei den untersuchten Diabetikern liegt eine nonlineare Assoziation zwischen BMI und EQ-5D Index vor. Der funktionale Zusammenhang wurde mit 3 Freiheitsgraden geschätzt und zeigt einen deutlichen Abfall der Lebensqualität ab einem BMI von ca. 25 kg/m2. So verringert sich der EQ-5D Index zwischen den BMI-Werten 25 und 30 im Durchschnitt um 2 Punkte. Zwischen einem BMI von 30 und 35 nimmt der EQ-5D Index sogar um ca. 4 Punkte ab, was in etwa der halben Differenz zwischen Diabetikern mit und Diabetikern ohne zurückliegendem Herzinfarkt entspricht. Hohe BMI-Werte sind vor allem mit Problemen in den Dimensionen „Beweglichkeit/Mobilität“ sowie „Schmerzen/Körperliche Beschwerden“ assoziiert.

Diskussion: Die gesundheitsbezogene Lebensqualität zeigt bei übergewichtigen und adipösen Typ-2-Diabetikern einen deutlichen Abfall mit dem BMI zusätzlich zum Einfluss vorliegender Begleiterkrankungen. Dies unterstreicht den negativen Einfluss einer durch Medikamente hervorgerufenen Gewichtszunahme auf den Gesundheitszustand aus der Perspektive der Patienten. Dieser Effekt sollte bei der Wahl geeigneter Therapien berücksichtigt werden. Die Ergebnisse können dazu insbesondere auch im Rahmen von modellbasierten Kosten-Nutzen-Analysen verwendet werden. In weiteren Analysen soll der Effekt von Änderungen des BMI im Längsschnitt untersucht werden.

Diese Arbeit erfolgte im Rahmen des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD e.V.), das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.