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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Soziale Charakteristiken, Rauchen, Geburten und das Risiko für Uvealmelanome. Ergebnisse der RIFA Fall-Kontroll-Studie

Meeting Abstract

  • Melanie Zinkhan - Institut für Klinische Epidemiologie, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale)
  • Anja Marr - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen
  • Norbert Bornfeld - Zentrum für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen
  • Karl-Heinz Jöckel - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen
  • Andreas Stang - Universität Halle, Halle
  • Andrea Schmidt-Pokrzywniak - Institut für Klinische Epidemiologie, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale)

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds210

doi: 10.3205/11gmds210, urn:nbn:de:0183-11gmds2102

Veröffentlicht: 20. September 2011

© 2011 Zinkhan et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Das Aderhautmelanom stellt die häufigste primär maligne intraokulare Tumorerkrankung des Erwachsenen dar. Ein möglicher Zusammenhang zwischen sozialen Charakteristiken sowie Rauchen und dem Risiko für Aderhautmelanome ist bisher kaum untersucht. Die veröffentlichten Daten zu Geburten und anderen reproduktiven Faktoren bei Frauen und dem Risiko für Aderhautmelanom sind widersprüchlich [1], [2], [3]. Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Schätzung eines Zusammenhangs zwischen zwei Dimensionen sozialer Schichtzugehörigkeit (höchster Schulabschluss, höchster Ausbildungsabschluss), Rauchen sowie Geburten und Geburtenzahl und dem Risiko für Uvealmelanome anhand der Daten der RIFA (Risikofaktoren des Aderhalutmelanoms) Fall-Kontroll-Studie [4].

Material und Methoden: In die RIFA Fall-Kontroll-Studie wurden in Deutschland lebende Personen zwischen 20 und 74 Jahren mit inzidentem Uvealmelanom eingeschlossen. Die Fälle wurden am Zentrum für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Essen zwischen dem 25.09.2002 und dem 24.09.2004 rekrutiert. Die nach Alter, Geschlecht und Wohnregion gematchten Kontrollpersonen wurden per Zufallsauswahl aus den Listen der Einwohnermeldeämter ausgewählt. Nicht geeignet waren Teilnehmer, die die Befragung nicht in deutscher Sprache durchführen konnten. Die Datenerhebung erfolgte mittels eines Fragebogens sowie computerassistierten Telefoninterviews. Odds Ratios (ORs) und 95 % Konfidenzintervallen (KIs) wurde mittels konditionaler logistischer Regression geschätzt. Insgesamt gingen Daten von 455 Fällen und 827 Bevölkerungskontrollen in die statistische Analyse ein. In die Analyse zu Geburten und Geburtenzahl gingen Daten von 214 Frauen und 373 weiblichen Bevölkerungskontrollen ein.

Ergebnisse: Im Vergleich zur Referenzkategorie (Haupt-/ Volksschulabschluss) wurden erniedrigte Schätzer mit höheren Schulabschlüssen ermittelt (Mittlere Reife: OR=0,8; 95 % KI: 0,6-1,1; Fachhochschulreife/ Abitur: OR=0,7; 95 % KI: 0,5-0,9). Für aktuelle Raucher wurde ein OR von 0,9 (95 % KI: 0,6-1,2) geschätzt. Unabhängig von der Zahl der Geburten zeigte sich ein erhöhtes Risiko für Frauen, die ein oder mehrere Kinder geboren haben (OR=1,6; 95 % KI: 1,0-2,6).

Diskussion: Die geschätzten ORs in den Bereichen höchster Schulabschluss sowie höchster Ausbildungsabschluss haben vermutlich Stellvertreterfunktion für andere Einflussfaktoren, die noch weiter untersucht werden müssen. Weiterhin deuten die Ergebnisse wie in anderen bisher publizierten Studien darauf hin, dass Rauchen keinen Risikofaktor für das Aderhautmelanom darstellt [5]. Bei den Frauen der RIFA-Studie wurden erhöhte ORs für Frauen, die Kinder geboren haben, geschätzt. Ein erhöhtes Aderhautmelanomrisiko durch Geburten könnte über verschiedene, mit einer Schwangerschaft einhergehende, hormonelle Effekte vermittelt werden.

Förderung: DFG (Förderkennzeichen: KFO 109/1-1), BfS (Förderkennzeichen: M8811).


Literatur

1.
Holly EA, Aston DA, Ahn DK, et al. Uveal melanoma, hormonal and reproductive factors in women. Cancer Res. 1991;51(5):1370-2.
2.
Hartge P, Tucker MA, Shields JA, et al. Case-control study of female hormones and eye melanoma. Cancer Res. 1989;49(16):4622-5.
3.
Behrens T, Kaerlev L, Cree I, et al. Hormonal exposures and the risk of uveal melanoma. Cancer Causes Control. 2010;21(10):1625-34.
4.
Schmidt-Pokrzywniak A, Jöckel KH, Bornfeld N, Stang A. Case-control study on uveal melanoma (RIFA): rational and design. BMC Ophthalmol. 2004;4:11.
5.
Stang A, Ahrens W, Anastassiou G, Jöckel KH. Phenotypical characteristics, lifestyle, social class and uveal melanoma. Ophthalmic Epidemiol. 2003;10(5):293-302.