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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Kalzifizierung der Koronararterien bei asymptomatischen Probanden: Ansätze zur Modellierung der Progression. Ergebnisse der bevölkerungsbasierten Heinz Nixdorf Recall Kohortenstudie

Meeting Abstract

  • Nils Lehmann - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Essen
  • Stefan Möhlenkamp - Westdeutsches Herzzentrum, Essen
  • Susanne Moebus - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Essen
  • Amir Abbas Mahabadi - Westdeutsches Herzzentrum, Essen
  • Raimund Erbel - Westdeutsches Herzzentrum, Essen
  • Karl-Heinz Jöckel - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Essen

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds165

doi: 10.3205/11gmds165, urn:nbn:de:0183-11gmds1654

Veröffentlicht: 20. September 2011

© 2011 Lehmann et al.
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Gliederung

Text

Einleitung/Hintergrund: Das Ausmaß an Kalzifizierung der Koronararterien (CAC= coronary artery calcium, gemessen per Electron Beam Computed Tomography, quantifiziert als Agatston Score) ist ein Indikator für vergangene oder aktive atherosklerotische Prozesse, die über Plaquebildung und –ruptur zu koronarem Verschluss und damit zum Herzinfarkt führen können. Aussagekräftige mathematische Modelle der CAC-Progression – auf Bevölkerungsebene wie auch individuell – sind derzeit nicht etabliert.

Material und Methoden: In der Heinz Nixdorf Recall Studie wurden 4814 Probanden im Alter zwischen 45 und 75 zwischen Dezember 2000 und August 2003 einer Erstuntersuchung unterzogen. Von diesen waren 4487 asymptomatisch, insbesondere ohne Revaskularisierung oder sonstige Eingriffe am Herzen. Im Median 5 Jahre nach der Erstuntersuchung wurde die Zweituntersuchung durchgeführt. Danach liegen von 3541 weiterhin symptomfreien Probanden (53,1% Frauen) zwei Bestimmungen des CAC vor. Bei unplausibel hoch erscheinenden Progressionen oder Regressionen wurde eine Zweitbegutachtung beider Scans durchgeführt.

Ergebnisse: Wir bezeichnen mit t0 die Erst-, und mit t1 die Zweitmessung. Bei t0 hatten 36,2% der Probanden einen CAC=0, bei t1 waren es 34,7%. Im doppelt-logarithmischen Plot ist der Zusammenhang zwischen log(CAC(t0)+1) und log(CAC(t1)+1) in hohem Maß linear mit einem Bestimmtheitsmaß von 81,0%. Dies gilt mit einem Bestimmtheitsmaß von 76,4% auch, wenn man diejenigen Probanden mit CAC(t0)=0 oder CAC(t1)=0 ausnimmt. Damit liegt ein deutlicher Hinweis auf ein Skalengesetz vor. Tatsächlich liefert nichtlineare Regression von CAC(t1) auf A*CAC(t0)**b stabile Schätzungen für A (=4,4) und b (=0,85) mit engen 95%-Konfidenzgrenzen. Demnach ist eine Verzehnfachung des Ausgangswerts CAC(t0) mit einer Versiebenfachung des 5-Jahreswerts CAC(t1) assoziiert. Verwendet man 4,4*CAC(t0)**0,85 in einer linearen Regression auf CAC(t1) als Prädiktor, so ergibt sich ein sehr ausgeprägter linearer Zusammenhang mit einem Bestimmtheitsmaß von 93,0%. Diese Beziehung wird in Untergruppen nach Geschlecht und Alter weiter exploriert.

Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Identifikation eines Skalengesetzes in den CAC-Progressionsdaten führt zu ausgezeichneter Prädiktion der CAC(t1)-Daten durch CAC(t0) auf Bevölkerungsebene. Individuelle Prädiktion unter Rückgriff auf Risikofaktoren sowie weitere Ansätze der Modellierung werden präsentiert.


Literatur

1.
Agatston AS, Janowitz WR, Hildner FJ, Zusmer NR, Viamonte M, Jr, Detrano R. Quantification of coronary artery calcium using ultrafast computed tomography. J Am Coll Cardiol. 1990;15:827-32.
2.
Kronmal RA, McClelland RL, Detrano R, Shea S, Lima JA, Cushman M, Bild DE, Burke GL. Risk factors for the progression of coronary artery calcification in asymptomatic subjects: results from the Multi-Ethnic Study of Atherosclerosis (MESA). Circulation 2007;115(21):2722-30.