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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Berufsspezifische Häufigkeiten der Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Atherosklerose-assoziierten Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland 2008

Meeting Abstract

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  • Claudia Brendler - Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin
  • Falk Liebers - Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin
  • Ute Latza - Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds155

doi: 10.3205/11gmds155, urn:nbn:de:0183-11gmds1558

Veröffentlicht: 20. September 2011

© 2011 Brendler et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) sind häufig der Grund von Arbeitsunfähigkeit (AU) in den industrialisierten Ländern. HKE, die atherosklerotischer Genese sind, treten vor allem im höheren Alter auf und werden in Zukunft bei einem Renteneintritt ab 67 Jahre eine noch größere Rolle spielen. Die jährlichen Statistiken der gesetzlichen Krankenkassen berichten über AU in einzelnen Berufen, stellen dieser aber nicht die einzelnen Erkrankungen gegenüber. Das Ziel war Berufe zu identifizieren, die einen erhöhten Krankenstand aufgrund Atherosklerose-assoziierter HKE aufweisen. Es soll eine Basis geschaffen werden um das Präventionspotential zu bestimmen und den Forschungsbedarf zu erkennen.

Methodik: Aggregierte Daten des Jahres 2008 fast aller gesetzlichen Krankenkassen mit Schichtung nach Beruf (Klassifikation der Berufe 1988), Geschlecht, Alter (15-64 Jahre) und Diagnose (ICD 10) wurden analysiert. Unter den 22 häufigsten Diagnosen von AU aufgrund von HKE befanden sich sechs Artherosklerose-assoziierte Diagnosen („Angina pectoris“, „Akuter Myokardinfarkt“, „Chronische ischämische Herzkrankheit“, „Hirninfarkt“, „Atherosklerose“ und „Sonstige periphere Gefäßkrankheiten“). Berufsbezogene alters- und krankenkassenstandardisierte Morbiditätsratios (SMR) wurden für die beobachteten AU-Fälle und AU-Tage berechnet. Bürofachkräfte wurden als Referenzgruppe gewählt, da sie die größte Berufsgruppe in beiden Geschlechtern darstellen. Schätzer mit einem Standardfehler <0.2 wurden berücksichtigt.

Ergebnisse: Der Datenbestand von insgesamt 26,2 Mio. Versicherten (13,7 Mio. Männer, 12,5 Mio. Frauen) beinhaltet ca. 75% der sozialversicherungspflichtigen Erwerbsbevölkerung des Jahres 2008. Bei den atherosklerotisch bedingten Diagnosen verursachen „Chronisch ischämische Herzkrankheit” (I25), und „Angina pectoris“ (I20) in beiden Geschlechtern sowie bei Frauen der “Hirninfarkt” (I63) und bei Männern der “Akute Myokardinfarkt” (I21) die meisten AU Tage. Deutlich erhöhte SMR für das Auftreten von Arbeitsunfähigkeit für alle sechs Atherosklerose-assoziierten Diagnosen wurden bei Männern in den Berufen „Metallarbeiter“ (SMR Tage für alle 6 Diagnosen im Bereich von 1,11 bis 2,09, SMR Fälle: 1,31-1,96), „Wächter/ Aufseher“ (SMR Tage: 1,51-2,38 und Fälle:1,29-2,11), „Straßenreiniger/ Abfallarbeiter“ (SMR Tage: 1,41-3,54, Fälle: 1,30-2,68) sowie „Lager- und Transportarbeiter“ (SMR Tage: 1,19-1,86, Fälle 1,17-1,63) und bei Frauen in den Berufen „Raum- und Hausratreinigerinnen“ (SMR Tage: 1,40-3,15; Fälle: 1,21-1,95), „Warenaufmacherinnen/ Versandfertigmacherinnen“ (SMR Tage: 1,39-2,45; Fälle: 1,29-1,92) sowie „Hauswirtschaftliche Betreuerinnen“ (SMR Tage: 1,16-2,93; Fälle: 1,23-1,97) beobachtet. Für alle SMR liegen die unteren 99,99% Konfidenzintervalle über 1.

Schlussfolgerung: Mit einer Erfassung von ca. 90% der gesetzlich versicherten Erwerbstätigen sind die Daten als repräsentativ anzusehen. Beschäftigte in den aufgeführten Berufen waren deutlich häufiger durch AU aufgrund atherosklerotischer HKE betroffen. Kausale Zusammenhänge zwischen Diagnose und Beruf können aufgrund des Studiendesigns nicht beschrieben werden. Da jede dieser Berufsgruppen mindestens 50.000 Versicherte umfasst, ist das Präventionspotential hoch einzuschätzen. Berufsbezogene Ansätze zur Prävention von HKE sollten besonders auf diese Berufsgruppen fokussiert werden.