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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Einfluss des Non-Response auf die Schätzung der Inanspruchnahme medizinischer Versorgung in der älteren Bevölkerung – Ergebnisse aus dem KORA-Age Verbund

Meeting Abstract

  • Rolf Holle - Helmholtz Zentrum München, Neuherberg
  • Matthias Hunger - Helmholtz Zentrum München, Neuherberg
  • Birgit Linkohr - Helmholtz Zentrum München, Neuherberg
  • Larissa Schwarzkopf - Helmholtz Zentrum München, Neuherberg
  • Margit Heier - Helmholtz Zentrum München, Neuherberg
  • Annette Peters - Helmholtz Zentrum München, Neuherberg

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds123

doi: 10.3205/11gmds123, urn:nbn:de:0183-11gmds1231

Veröffentlicht: 20. September 2011

© 2011 Holle et al.
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Gliederung

Text

Bevölkerungsbasierte Gesundheitssurveys spielen in der epidemiologischen Forschung eine zentrale Rolle, da sie eine umfassende Phänotypisierung auf qualitativ hohem Niveau ermöglichen. Die eingeschränkte Repräsentativität aufgrund von Non-Response ist ein erhebliches und in seiner Konsequenz weitgehend unerforschtes Problem, da meist nur Teilnahmeraten von 50 bis 70% erreicht werden. Die Nichtteilnehmer stellen eine heterogene Gruppe von meist teilnahmeunwilligen, aber auch aufgrund von Krankheit nicht teilnahmefähigen Personen dar [1]. Insbesondere letztere spielen bei Studien in der älteren Bevölkerung eine große Rolle. Ziel der Analysen ist es, den Einfluss des Non-Response auf die Schätzung der Inanspruchnahme von medizinischer Versorgung bei älteren Probanden auf der Basis von Surveydaten zu untersuchen und damit die Repräsentativität von Bevölkerungskohorten besser beurteilen zu können. Im Rahmen des BMBF-Programms „Gesundheit im Alter“ wurde 2009 im KORA-Age-Verbund eine schriftliche Nachbefragung der Teilnehmer der bevölkerungsbasierten MONICA/KORA-Surveys S1-S4 aus der Region Augsburg im Alter von 65 bis 94 Jahren durchgeführt. Es wurden u.a. Angaben zu Arztbesuchen, Krankenhausaufenthalten und zur aktuellen Medikation erhoben, außerdem zum Vorliegen einer Pflegestufe. Eine Teilstichprobe der Befragten wurde zudem zu einer Untersuchung ins Studienzentrum eingeladen. Zur Abschätzung von Selektionseffekten werden alters- und geschlechtsspezifische Schätzer der Inanspruchnahme zum einen zwischen Teilnehmern und Nichtteilnehmern der Untersuchung verglichen, zusätzlich wird aber auch ein Vergleich mit verfügbaren Daten aus amtlichen sowie Krankenkassenstatistiken vorgenommen. Es nahmen 4.565 von 5.991 angeschriebenen Probanden an der schriftlichen Befragung und 1.079 von 2.005 eingeladenen Probanden an der Untersuchung teil. Mit zunehmendem Alter nahmen die Teilnahmeraten sowohl an der schriftlichen Befragung (65-69 Jahre; 78,2%, >84 Jahre: 46,4%) als auch an der Untersuchung (65-69 Jahre; 72,2%, >84 Jahre: 36,6%) deutlich ab, zudem nahmen ältere Frauen weniger häufig teil als ältere Männer. Nur ein kleiner Teil gab Krankheit als Grund für die Nichtteilnahme an. Im Vergleich zu amtlichen Statistiken bzw. zu Krankenkassendaten wird in der Studie z.B. der Anteil von Personen mit Pflegestufe in allen Altersgruppen im Mittel um etwa die Hälfte unterschätzt. Auch die Anzahl von Arztbesuchen und Krankenhausaufenthalten zeigt deutliche Verzerrungen, wobei hier aber zusätzlich das Problem des Erinnerungsbias zu berücksichtigen ist. Das Problem des Non-Response Bias kann in Gesundheitssurveys nicht vermieden werden, aber die Ergebnisse unserer Analysen geben Anhaltspunkte zur Abschätzung der Problematik. Verzerrungen treten besonders bei Prävalenzschätzungen auf, aber auch für Risikoschätzer ist zu prüfen, ob eine Verzerrung vorliegen könnte. Daher ist es wichtig, dass solche Abschätzungen auch im Hinblick auf andere Zielgrößen vorgenommen und bei der Interpretation von Studienergebnissen berücksichtigt werden.


Literatur

1.
Holle R, Hochadel M, Reitmeir P, Meisinger C, Wichmann HE, KORA Group. Prolonged recruitment efforts in health surveys: Effects on response, cost and potential bias. Epidemiology. 2006;17:639-43.