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Fallzahlkalkulation und „regions of principally achievable sufficient power“ in Kosteneffektivität-Studien am Beispiel der Komplementärmedizin
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Veröffentlicht: | 20. September 2011 |
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Hintergrund: Angesichts des zunehmenden Stellenwertes der Komplementärmedizin und der wachsenden Anzahl von Ärztinnen und Ärzten mit den Zusatzbezeichnungen Akupunktur, Homöopathie und Naturheilverfahren entsteht direkter und indirekter Druck auf Entscheidungsträger im Gesundheitswesen im Hinblick auf die Erstattung von Behandlungskosten. Ein sinnvoller Diskurs darüber aber kann nur auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse über Therapiesicherheit, Wirksamkeit und Kosteneffektivität geführt werden. Gesundheitsökonomische Evaluationen komplementärmedizinischer Verfahren rücken damit zunehmend in den Mittelpunkt der klinischen Forschung. Dabei kommt der Fallzahlplanung für diese Studien eine besondere Bedeutung zu.
Methodik: Ziel dieser Arbeit ist es auf Basis einer systematischen Übersicht zu gesundheitsökonomischen Studien in der Komplementärmedizin [1] die Methoden der Fallzahlkalkulation zu sichten und auf Basis der in den Studien vorgestellten Resultate und der von Krummenauer vorgeschlagenen Verbesserung der Briggs/Fenn-Fallzahlschätzung [2] Modellrechnungen für „Regions of principally achievable sufficient power“ durchzuführen. Eine systematische Literatursuche wurde in den folgenden Datenbanken vorgenommen: Medline, the Cochrane Central Register of Controlled Trials 1st Quarter 2010, Cochrane Database of Systematic Reviews 2005 to January 2010, the Cochrane Methodology Register 1st Quarter 2010, Database of Abstracts of Reviews of Effects 1st Quarter 2010, Health Technology Assessment (via OVID) und CAMbase (Eingang bis einschließlich Januar 2010).
Ergebnisse: Insgesamt wurden 143 gesundheitsökonomische Studien aus den Jahren 1984 bis 2010 analysiert. 41% (n=58) der Studien waren amerikanischen Ursprungs, während 54% (n=77) aus Europa stammten. Nur n=13 Arbeiten (9%) gaben explizit Hinweise auf die Art der Fallzahlkalkulation und nur 8 davon (6%) waren klinische Studien. Deren Fallzahlplanung wurde hauptsächlich durch Angabe des „clinically important change“ nutzenseitig beschrieben; eine Fallzahlplanung unter Einschluss der Kostenperspektive wurde nur einmal dokumentiert. Unter Annahmen für die Korrelationen zwischen Kosten und Nutzen und einer oberen Schranke λ der Mehr-Investitionsbereitschaft konnten aus den publizierten Daten modellhaft Rückschlüsse auf Flächen potentieller Kosteneffektivität gezogen werden.
Diskussion: Wie auch in anderen Bereichen der Patientenversorgung sind die Fallzahlplanungen in komplementärmedizinischen Studien hauptsächlich durch die Nutzenseite determiniert. Der hier vorgestellte Ansatz zur Ermittlung potentieller Bereiche von Kosteneffektivität kann in der Re-Analyse solcher gesundheitsökonomischen Studien wichtige Informationen für die Planung zukünftiger Studien liefern.
Literatur
- 1.
- Ostermann T, Krummenauer F, Heusser P, Boehm K. Health economic evaluation in complementary medicine – Development within the last decades concerning local origin and quality [zur Publikation eingereicht]. 2011.
- 2.
- Krummenauer F, Landwehr I. Incremental cost effectiveness evaluation in clinical research. Eur J Med Res. 2005;10:18-23.