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54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

07. bis 10.09.2009, Essen

Beherrschbarkeit, nicht Beweisbarkeit: Ein nichtmonotones Begriffsystem für semantische Zuweisungen

Meeting Abstract

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  • Hans Rudolf Straub - Semfinder AG, Kreuzlingen, Schweiz
  • Norbert Frei - Interstate University of Applied Sciences of Technology NTB, Buchs, Schweiz
  • Jörg Niggemann - CompuGROUP Holding AG, Koblenz

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Essen, 07.-10.09.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09gmds295

doi: 10.3205/09gmds295, urn:nbn:de:0183-09gmds2955

Veröffentlicht: 2. September 2009

© 2009 Straub et al.
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Gliederung

Text

Einleitung / Hintergrund: Für die Kodierung medizinischer Sachverhalte werden theoretische Modelle vorgeschlagen, die auf First-Order-Logic bzw. Description-Logic basieren. Deren Grenzen werden jetzt immer deutlicher [1], [2], [3].

Aber auch wenn ein ideales Zielsystem zur Verfügung stünde, sein Nutzen bliebe abhängig von der Güte der Dateneingabe [4]. Mindestens ebensoviel Aufmerksamkeit wie das (Ziel-)Kodiersystem verlangt also der Vorgang des Kodierens und dessen Unterstützung durch Werkzeuge [5], [6], [7].

Material und Methoden: Wir analysieren den Kodierprozess auf Stellen nichtmonotoner Schlussfolgerung und untersuchen, wie ein Werkzeug gebaut sein muss, das einen solchen Kodierprozess zuverlässig unterstützen kann.

Ergebnisse: Beweisbarkeit und Systemgeschlossenheit spielen bei der Kodierunterstützung keine Rolle. Wichtig ist vielmehr die Beherrschbarkeit des Prozesses. Auch die "computational complexity" ist kein Hindernis: Ein relevanter Ausschnitt z.B. aus SnomedCT ist klein genug, dass man komplexere Algorithmen einsetzen kann [2]. Entsprechend aufbereitet, ist ein solches System auch zugänglich für manuelle Wartung.

Für ein Kodierwerkzeug schlagen wir eine Toplevelstruktur vor, die aus einer Trias von Begriffsnetz, Regelwerk und Chronologiekontrolle besteht. Bei der Netzerstellung gilt Postkoordination, das heisst, die Konzepte im Netz sind strikt atomar. Das Netz enthält keine Definitionen. Aussagen und Regeln entstehen durch Zusammenstellung von mehreren Knoten und den zugehörigen Relatoren aus diesem Netz. Das Regelwerk zur Bearbeitung der Aussagen (Kodierung) wird manuell erstellt. Eine dynamisch aus dem Input gesteuerte Auswahl der Regeln erlaubt eine punktgenaue Chronologiekontrolle des nichtmonotonen Schlussvorganges.

Diskussion / Schlussfolgerungen: Mit der vorgeschlagenen Trias bringen wir die Nachteile eines Default-Reasoners an eine genau beobachtbare Stelle: die Chronologiekontrolle. Da es sich um ein endliches System handelt, ist der Prozess dort klar erkennbar und manuell steuerbar. Dabei müssen Wartbarkeitsprimat und Ökonomieprinzip beachtet werden - das System muss einfach und konzentriert sein, um den menschlichen Experten zu unterstützen: Möglichst wenige formale Elemente, möglichst viel Content pro Bildschirm, möglichst klar lesbar, der Inferenzablauf sichtbar, für eine Wirkung genau eine Regel, alles explizit.


Literatur

1.
Schulz S, Suntisrivaraporn B, Baader F. SNOMED CT's problem list: ontologists' and logicians' therapy suggestions. Stud Health Technol Inform. 2007;129:802-806.
2.
Rector AL, Brandt S. Why do it the hard way? The case for an expressive description logic for SNOMED. J Am Med Inform Assoc. 2008;15:744-751.
3.
Schulz S, Stenzhorn H, Boeker M, Smith B. Strengths and Limitations of Formal Ontologies in the Biomedical Domain. Eingereicht bei: Electronic Journal of Communication, Information & Innovation in Health (RECIIS), special issue on Ontologies, Semantic Web and Health. 2009.
4.
Andrews JE, Patrick TB, Richesson RL, Brown H, Krischer JP. Comparing heterogeneous SNOMED CT coding of clinical research concepts by examining normalized expressions. Journal of Biomedical Informatics. 2008;41:1062-1069.
5.
Straub HR, Frei N, Mosimann H, Perger C, Ulrich A. Simplified Representation of Concepts and Relations on Screen. Stud Health Technol Inform. 2005;116:799-804.
6.
Straub HR, Duelli M, Frei N, Mosimann H, Ulrich A. From Terminologies to Classifications: The Challenge of Information Reduction. In: Integrating Biomedical Information : From eCell to ePatient (Proceedings of the EFMI Special Topic Conference 2006, Timisoara). 2006. p.341-352.
7.
Donnelly K. Multilingual documentation and classification. Stud Health Technol Inform. 2008;134:235-43.