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Elektronische Gesundheitsakten – Nutzung und Interesse: Ergebnisse einer systematischen Befragung der Bevölkerung im Rhein-Neckar-Raum
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Veröffentlicht: | 2. September 2009 |
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Einleitung: Elektronische Gesundheitsakten (EGA) sollen eine umfassende Sicht auf gesundheitsrelevante Daten bieten. Ärzte und Patienten sollen davon profitieren [1]. Eine Voraussetzung dafür ist neben technischen Aspekten wie Interoperabilität, dass die EGA auch genutzt und angenommen wird.
Unsere Untersuchung sollte klären, warum Patienten eine EGA nutzen würden, um daraus Anforderungen an die Funktionalität ableiten zu können.
Methoden: An sechs Standorten in Heidelberg wurden 292 Personen im Mai 2008 standardisiert interviewt. Die Interviewergebnisse wurden mit LimeSurvey http://www.limesurvey.org/ erfasst und anonym ausgewertet. Freitextantworten wurden gruppiert. Die Ergebnisse wurden mit [2] verglichen.
Ergebnisse: Von den Befragten sammeln 47% (n=137) Gesundheitsdokumente; davon 88% (n=120) ausschließlich auf Papier, einer ausschließlich elektronisch und 11% (n=15) sowohl papierbasiert als auch elektronisch.
Etwa 33% der Befragten (n=95) meinten den Begriff der Gesundheitsakte zu kennen. Nachfragen ergaben, dass 37% (n=35) davon die EGA mit der Gesundheitskarte verwechseln.
Keiner der Befragten besaß bereits eine EGA; 58% der Befragten (n=169) würden eine EGA nutzen, nachdem wir Ihnen Beispiele für mögliche Funktionalitäten genannt hatten. Voraussetzung dafür wären jedoch geeignete Datenschutzmaßnahmen.
Diskussion: Obwohl nach [3] 65% der Deutschen zwischen 15 und 80 Jahre das Internet nutzen, besaß keiner der Befragten eine EGA. Ein Grund könnte sein, dass Patienten die meisten Dokumente in Papierform erhalten (61%). Daher sollten Anwendungen so geplant werden, dass Patienten sehr einfach elektronische Unterlagen erhalten können. Die Untersuchungsergebnisse waren im Wesentlichen mit Österreich vergleichbar. Dort lag der Anteil der Befürworter mit 87% jedoch deutlich höher. Wir führen dies hauptsächlich auf die dort vorhandene nationale E-Health-Strategie zurück.
Bevorzugte Funktionalität einer EGA war in Deutschland und Österreich der elektronische Impfpass, in Deutschland außerdem die Terminverwaltung mit Erinnerungsfunktion und in Österreich die Informationsmöglichkeit über Ärzte und Krankenhäuser in der Umgebung.
Danksagung: Wir danken allen Befragten sowie den Studierenden des Studiengangs Medizinische Informatik der Universität Heidelberg/Hochschule Heilbronn für die Durchführung der Interviews.
Literatur
- 1.
- Warda F. Patienten-Empowerment durch den Einsatz elektronischer Gesundheitsakten. In: Jäckel A, editor. Telemedizinführer Deutschland. Darmstadt: Minerva; 2006. p. 374-8.
- 2.
- Hörbst A, Schabetsbeger T, Ammenwerth E. Die elektronische Gesundheitsakte in Österreich aus Sicht der Bürger. In: 53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). 2008. Stuttgart: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Available from: http://www.egms.de/en/meetings/gmds2008/08gmds168.shtml
- 3.
- Lausen B, Potapov S, Prokosch HU. Health-related use of the Internet in Germany 2007. GMS Med Inform Biom Epidemiol. 2008;4(2):Doc06. Available from: http://www.egms.de/en/journals/mibe/2008-4/mibe000065.shtml