gms | German Medical Science

54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

07. bis 10.09.2009, Essen

Die BARMER elektronische Gesundheitsakte – Durchführung und Ergebnisse 2007 bis 2009

Meeting Abstract

  • Hanna Kirchner - Forschungsbeauftragte für das BARMER-Forschungsvorhaben elektronisch Gesundheitsakte, Köln
  • Hans-Ulrich Prokosch - Lehrstuhl für Medizinische Informatik der Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
  • Joachim Dudeck - Institut für Medizinische Informatik Giessen, Giessen
  • Karl-Heinz Jöckel - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE)Universität Duisburg-Essen, Essen
  • Walter Lehmacher - Institut für Statistik, Biometrie und Epidemiologie (IMSIE) der Universität zu Köln, Köln
  • Stefan Gesenhues - Institut für Allgemeinmedizin der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen, Essen

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Essen, 07.-10.09.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09gmds206

doi: 10.3205/09gmds206, urn:nbn:de:0183-09gmds2062

Veröffentlicht: 2. September 2009

© 2009 Kirchner et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Seit Ende 2007 evaluiert die BARMER in einem dreijährigen Forschungsprojekt den Einsatz einer elektronischen Gesundheitsakte für ihre Versicherten. Nach Definition der benötigten Funktionen und Auswahl eines Technologieanbieters sowie Festlegung aller Prozesse begannen die ersten Versicherten ab 2008 mit der Nutzung der Akte. Der Einsatz wird wissenschaftlich begleitet durch eine Querschnitterhebung an 8000 Versicherten, eine regelmäßigen Nutzerbefragung online sowie der Auswertung von pseudonymisierten Nutzungsdaten. Es sollen Antworten auf offene Fragen zur tatsächlichen Anwendung des neuen Mediums unter Alltagsbedingungen durch Versicherte sowie die Auswirkungen der Anwendung erforscht werden.

Inhalte der Befragungen waren u.a. epidemiologische Fragen, Erwartungen, Preisvorstellung, gewünschte Funktionalitäten und Umfang des Einsatzes. In der ersten Nutzerbefragung werden ca. 630 Nutzer über Ihre Erfahrungen und deren Bewertung befragt. Die erste Auswertung der bisher vorliegenden Nutzungsdaten zeigt, welche Funktionen einer elektronischen Gesundheitsakte in der Praxis eingesetzt werden. Sehr deutlich ist der Wunsch der Versicherten, dass die behandelnden Ärzte ebenfalls ihre Gesundheitsakte nutzen und diese mit Befunden und anderen Informationen füllen. Die Akte wird als Instrument zur positiven Gestaltung des Arzt-Patienten-Kontaktes gesehen.

Die Bereitschaft zur Bezahlung einer Gesundheitsakte durch die Versicherten ist trotz positiver Wahrnehmung von Nutzen und Möglichkeiten sehr gering. Hier wird von der Krankenkasse die kostenlose Bereitstellung der Akte erwartet.

Bei allen Ansätzen zur Vermittlung der Akte an Versicherte stellte sich deutlich heraus, dass es fast keine Vorinformationen über dieses Medium gibt, dafür häufige Verwechslung mit der elektronischen Gesundheitskarte. Der Versuch, ein sehr modernes Softwareprodukt ohne breite Wahrnehmung in der Bevölkerung gerade älteren Versicherten zu vermitteln, ist zeitaufwändig und beratungsintensiv. Reine Online-Informationen sind für Versicherte nicht ausreichend, um diese zu einer Nutzung einer elektronischen Gesundheitsakte zu motivieren.


Literatur

1.
Grossman JM, Zayas-Cabán T, Kemper N. Information Gap: Can Health Insurer Personal health Records Meet Patients' and Physicians' Needs?. Health Affairs. 2009;28(2): 377-89.
2.
Kaelber DC, Jha AK, Johnston D, Middleton B, Bates DW. A research Agenda for Personal Health Records (PHRs). J Am Med Inform Assoc. 2008;15:729-36.
3.
Pagliari C, Detmer D, Singleton P. Potential of electronic personal health records. BMJ. 2007;335:330-3.
4.
Warda F. Die elektronische Gesundheitsakte in Deutschland. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz. 2005;48:742-6.