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54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

07. bis 10.09.2009, Essen

Analyse des Verordnungsverhaltens komplementärmedizinisch orientierter Ärzte bei Hypertonie im Rahmen eines elektronischen Versorgungsforschungsnetzwerkes

Meeting Abstract

  • Elke Jeschke - Forschungsinstitut Havelhöhe, Berlin
  • Thomas Ostermann - Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Medizintheorie und Komplementärmedizin, Witten
  • Horst Christian Vollmar - Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung, Karlsruhe
  • Angelina Bockelbrink - Charité-Universitätsmedizin, Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Berlin
  • Claudia Witt - Charité-Universitätsmedizin, Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie Charité-Universitätsmedizin, Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Berlin
  • Stefan N Willich - Charité-Universitätsmedizin, Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie Charité-Universitätsmedizin, Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Berlin
  • Harald Matthes - Forschungsinstitut Havelhöhe, Berlin

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Essen, 07.-10.09.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09gmds066

doi: 10.3205/09gmds066, urn:nbn:de:0183-09gmds0665

Veröffentlicht: 2. September 2009

© 2009 Jeschke et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Behandlung der Hypertonie stellt auch künftig eine wichtige Herausforderung des Gesundheitssystems dar. In den letzten Jahren ist auch in diesem Bereich das Interesse der Patienten für komplementärmedizinische (CAM) Therapien gestiegen. Das Ziel der vorliegenden Studie ist die Beschreibung des Verschreibungsverhaltens von CAM orientierten Ärzten bei Hypertonie. Dabei sollen die Unterschiede zu Verordnungsmustern konventionell behandelnder Ärzte analysiert und ein Vergleich mit den aktuellen Hypertonieleitlinien durchgeführt werden.

Material und Methoden: In einem Netzwerk von 25 CAM orientierten Hausärzten wurde eine prospektive Beobachtungsstudie durchgeführt. Es wurden alle Verordnungsdaten des Jahres 2005 erfasst. Dazu wurden regelmäßig ärztliche Routinedaten durch speziell entwickelte Schnittstellen aus Praxissystemen ausgelesen. In standardisierten Web-Interfaces nahmen die Ärzte ergänzend eine Verknüpfung von Medikamenten und Diagnosen vor [1].

Ergebnisse: Insgesamt wurden 1320 Patienten in die Analyse eingeschlossen (65,0% über 60 Jahre; 63,5% weiblich). Diese Patienten erhielten 3278 Rezepte. Die Mehrzahl der Patienten wurde mit einer klassischen Monotherapie behandelt (n=838, 63,5%), vor allem mit Beta-Blockern (30,7%), ACE-Hemmern (24,0%), Calciumantagonisten (16,7%) und Diuretika (15,7%). Eine Kombinationstherapie wurde am häufigsten mit einem Diuretikum und ACE-Hemmer (31,2% aller 2er Kombinationstherapien) sowie mit Diuretikum und AT1-Antagonist (25,8%) durchgeführt. Signifikanten Einfluss auf die verordnete Therapie hatten das Patientenalter und -geschlecht sowie verschiedene Begleiterkrankungen. Insgesamt erhielten 187 Patienten (14,2%) CAM Arzneimittel, am häufigsten als adjuvante Therapie zu einer konventionellen Monotherapie (61,7% aller CAM Verordnungen). Männer (adjustierte Odds Ratio (OR)=0,7) und Patienten mit den Begleiterkrankungen Diabetes (OR=0,6), Hypercholesterinämie (OR=0,6), Adipositas (OR=0,7), Schlaganfall (OR=0,5) und nach Myokardinfarkt (OR=0,4) wurden seltener mit CAM Medikamenten behandelt.

Schlussfolgerung: Durch Aufbereitung und Ergänzung ärztlicher Routinedaten konnte der Verschreibungsalltag komplementärmedizinisch orientierter Hausärzte abgebildet und analysiert werden. Insgesamt können wir schlussfolgern, dass diese Ärzte ihre Patienten in Übereinstimmung mit den Empfehlungen der nationalen Leitlinie der wissenschaftlichen Fachgesellschaften zur Hypertonie behandelten, ausgenommen die zusätzliche Verordnung von komplementärmedizinischen Arzneimitteln bei jedem siebten Patienten.


Literatur

1.
Jeschke E, Schad F, Pissarek J, Matthes B, Albrecht U, Matthes H. QuaDoSta – ein frei konfigurierbares System zur Unterstützung multizentrischer Datenerhebungen in medizinischer Versorgung und Forschung.. GMS Med Inform Biom Epidemiol. 2007;3(2):Doc10. Available from: http://www.egms.de/en/journals/mibe/2007-3/mibe000058.shtml Externer Link