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54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

07. bis 10.09.2009, Essen

Auswirkungen der Einführung von Mindestmengen in der Versorgung von sehr untergewichtigen Früh- und Neugeborenen. Eine Simulation mit Echtdaten

Meeting Abstract

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  • Günther Heller - Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO), Berlin

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Essen, 07.-10.09.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09gmds054

doi: 10.3205/09gmds054, urn:nbn:de:0183-09gmds0543

Veröffentlicht: 2. September 2009

© 2009 Heller.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die fachgerechte Versorgung von Früh- und Neugeborenen mit einem Geburtsgewicht < 1500g (VLBW, Very Low Birth Weight) ist in Deutschland nach wie vor umstritten. Zwar wurden unlängst verbindliche Richtlinien aufgestellt und mehrfach angepasst, die allerdings bis heute nur sehr geringe Mindestfallzahlen beinhalten. Gleichzeitig wird aktuell vor dem Gemeinsamen Bundesausschuss über die Einführung einer höheren Mindestmenge verhandelt. Zur Unterstützung dieser Beratungen wurden in Simulationsstudien nicht nur die Auswirkungen der Einführung unterschiedlichster Mindestmengen in Bezug auf eine veränderte Ergebnisqualität, sondern auch mit Blick auf eine flächendeckende Versorgung, untersucht.

Material und Methoden: Datenbasis waren alle AOK-Versicherten VLBW, die 2006-2007 entlassen wurden. Zur Evaluation der Ergebnisqualität wurden logistische Regressionen angewendet. Zusätzlich wurden geographische statistische Analysen durchgeführt

Ergebnisse: Nach der Einführung einer Mindestmenge von 15 VLBW pro Jahr und Klinik ist von 37 potenziell vermiedenen Todesfällen, während bei einer Mindestmenge von 55, 162 Todesfälle weniger zu erwarten sind. Insgesamt war die Zahl der potenziell vermiedenen Todesfälle umso höher, je höher die simulierte Mindestmenge war. Zusätzlich wurde untersucht, wie sich die Einführung von Mindestmengen auf die Entfernungen zu den behandelnden Kliniken auswirkt und ob nach Einführung einer Mindestmenge eine ausreichend flächendeckende Versorgung gefährdet ist. Beispielsweise wurden Wohnorte von Kindern/Eltern ausgewiesen, die bei Einführung einer Mindestmenge von 35, mehr als 50 km zu überwinden hätten, um eine Klinik der Regelversorgung zu erreichen. Erwartungsgemäß zeigt sich eine Häufung solcher Fälle, in Grenzgebieten und strukturschwachen ländlichen Regionen, für die Ausnahmeregelungen von einer Mindestmengenregelung sinnvoll erscheinen.

Diskussion: Nach unserer Kenntnis stellt die vorgelegte Analyse die erste Studie in Deutschland dar, welche die Effekte einer gesetzlichen Änderung auf eine resultierende Versorgung in Bezug auf die zu erwartende Ergebnisqualität aber auch in Bezug auf eine flächendeckende Versorgung untersucht. Eine Anwendung dieser oder ähnlicher Analysetechniken vor künftigen reformbedingten Umverteilungen von medizinischen Leistungen scheint sinnvoll.


Literatur

1.
Heller G. Auswirkungen der Einführung von Mindestmengen in der Behandlung von sehr untergewichtigen Früh- und Neugeborenen (VLBWs). In: Klauber J, Robra BP, Schellschmidt H, Hrsg. Krankenhaus-Report 2008/2009. Stuttgart: Schattauer-Verlag; 2009. p. 183-199.