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54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

07. bis 10.09.2009, Essen

Umweltgerechtigkeit: Eine empirische Untersuchung zum Zusammenhang zwischen Verkehrsbelastung, sozialer Benachteiligung und Frühstadien der koronaren Herzkrankheit in drei Städten des Ruhrgebiets

Meeting Abstract

  • Nico Dragano - Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf
  • Barbara Hoffmann - Universität Duisburg-Essen, Essen
  • Susanne Moebus - Universität Duisburg-Essen, Essen
  • Stefan Möhlenkamp - Universität Duisburg-Essen, Essen
  • Andreas Stang - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle a.d. Saale
  • Pablo Emilio Verde - Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf
  • Karl-Heinz Jöckel - Universität Duisburg-Essen, Essen
  • Raimund Erbel - Universität Duisburg-Essen, Essen
  • Johannes Siegrist - Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Essen, 07.-10.09.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09gmds053

doi: 10.3205/09gmds053, urn:nbn:de:0183-09gmds0536

Veröffentlicht: 2. September 2009

© 2009 Dragano et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Vom Straßenverkehr ausgehender Lärm und Abgase sind Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen. In diesem Zusammenhang wurde postuliert, dass Bewohner sozial benachteiligter Stadtviertel nicht nur überdurchschnittlich häufig durch Straßenverkehr belastet werden, sondern auch anfälliger für die negativen gesundheitlichen Folgen sind (Effekt-Modifikation). In dieser Studie werden Zusammenhänge zwischen wohnortbezogener Verkehrsbelastung, sozialen Merkmalen des Wohnviertels und subklinischen Stadien der koronaren Herzkrankheit (koronare Verkalkung) empirisch untersucht.

Methoden: Diese Mehrebenenanalyse verknüpft medizinische und soziale Daten auf individueller Ebene mit kontextuellen Informationen über Verkehrsbelastung und soziale Merkmale des Wohnviertels. Die Stichprobe stammt aus der bevölkerungsbezogenen Heinz Nixdorf Recall Studie und umfasst 2264 Frauen und 2037 Männer im Alter von 45 bis 75 Jahren aus 106 Vierteln der Städte Essen, Bochum und Mülheim. Abhängige Variable ist der durch Elektronenstrahl-Computertomographie bestimmte koronare Kalkscore. Als hoher Kalk wird hier ein Wert > der 75. alters- und geschlechtsspezifischen Perzentile definiert. Verkehrsbelastung wurde als GIS-gestützte Entfernungsmessung des Wohnorts zu verkehrsreichen Straßen erfasst und die Arbeitslosenquote im Wohnviertel wird verwendet, um sozial benachteiligte Viertel zu identifizieren. Zusätzlich werden individuelle Angaben zu Bildung, Einkommen und Beruf berücksichtigt.

Ergebnisse: Sowohl Verkehrsbelastung als auch soziale Benachteiligung waren für sich genommen mit erhöhter koronarer Verkalkung assoziiert. Kamen beide Belastungen zusammen, zeigten sich bei Männern die vergleichsweise ungünstigsten Kalkwerte: z.B. lag der Kalkwert bei 23,2% der Männer in sozial privilegierten Stadtteilen ohne Verkehrsbelastung oberhalb des Grenzwerts, in sozial benachteiligten Stadtteilen mit Verkehrsbelastung dagegen bei 38,9%. Bei den Frauen war eine solche Kumulation nur für individuelle soziale Merkmale wie Bildung oder Einkommen zu beobachten. Hinweise auf eine Effektmodifikation der Beziehung zwischen Verkehrsbelastung und Kalk durch soziale Benachteiligung fanden sich nicht.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der Untersuchung lassen vermuten, dass Verkehrsbelastungen bereits bestehende soziale Ungleichheiten bei der koronaren Herzkrankheit verschärfen können.