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Männliche Keimzelltumoren in der KFZ-Produktion – eine eingebettete Fall-Kontrollstudie
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Veröffentlicht: | 2. September 2009 |
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Einleitung: Die in einer Inzidenzstudie festgestellte Häufung von Hodentumoren in der Automobilherstellung wurde im Rahmen einer eingebetteten Fall-Kontrollstudie näher untersucht, um die Rolle beruflicher Expositionen und außerberuflicher Faktoren aufzuklären.
Methoden: Von 2006 bis 2008 wurden insgesamt 205 Patienten mit einem gesicherten Keimzelltumor (Diagnose 1989 bis 2006) und 1105 altersgematchte Kontrollpersonen in einem Computer-basierten Face-to-Face Interview ausführlich zu beruflicher Tätigkeit, medizinischer Anamnese und Lebensstilfaktoren befragt. Gleichzeitig ermittelten betriebliche und berufsgenossenschaftliche Experten unter arbeitsmedizinischer Leitung mittels Job-Expositions-Matrix (JEM) und individueller Arbeitsplatzbewertung die Art und Intensität betrieblicher Expositionen gegenüber elektromagnetischen Feldern (EMF), Metallen und chemischen Stoffen mit endokriner Wirkung unter Heranziehung betrieblicher Expositionsmessdaten. Die Berechnung von Odds Ratios (OR) und 95%-Konfidenzintervallen (CI) erfolgte mittels bedingter logistischer Regression.
Ergebnisse: Fälle und Kontrollen waren im Mittel 35 Jahre alt. Wie auch in früheren Studien zeigte sich weder für Rauchen noch für Übergewicht eine Risikoerhöhung Allerdings deutete sich ein positiver Zusammenhang mit der Körpergröße und ein protektiver Einfluss einer spät einsetzenden Pubertät an. Kryptorchismus wurde als bekannter Risikofaktor bestätigt (OR Leistenhoden 2,38; CI 1,40-4,07). In der Land- und Forstwirtschaft zeigte sich -anders als in vorangegangenen Studien- keine Risikoerhöhung (OR 0,7; CI 0,41-1,15), wohl aber für Mechaniker und Maschinenbauer (OR 1,8; CI 1,25-2,53) und zwar sowohl für entsprechende Tätigkeiten vor und nach Eintritt in die Kohorte. Dabei war das Risiko besonders für Berufe der spanenden Metallbearbeitung erhöht. EMF zeigten keinen Trend mit zunehmender Intensität (OR und 95%-CI: niedrig 2,06; 0,41-10,24; mittel 0,79; 0,27-2,28; hoch 1,26; 0,74-2,16). Die JEM ergab überwiegend keine Auffälligkeiten hinsichtlich Metallen oder endokrin aktiven Substanzen.
Schlussfolgerungen: Die bisherigen Analysen ergaben Hinweise aber noch keine überzeugende Erklärung der Inzidenzerhöhung. Vor einer Bewertung sind vertiefende Analysen der individuellen Expositionseinstufung und die Ergebnisse des parallel erfolgten Biomonitoring abzuwarten.