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53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

15. bis 18.09.2008, Stuttgart

Begleitende Evaluation eines Blended Learning-Ansatzes zur Einführung EDV-gestützter Pflegedokumentation in der stationären Altenpflege

Meeting Abstract

  • Jörn Krückeberg - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Sigrun Goll - Fachhochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Marianne Behrends - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Herbert K. Matthies - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Stuttgart, 15.-19.09.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. DocMI2-3

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2008/08gmds107.shtml

Veröffentlicht: 10. September 2008

© 2008 Krückeberg et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung

Der Beitrag behandelt ein Forschungsdesign zur formativen Evaluation eines Einführungsprozesses EDV-gestützter Pflegedokumentation in einem Unternehmen der stationären Altenpflege mit ca. 200 Mitarbeitern. Der Ausgangspunkt der begleitenden Evaluation lag in der Annahme, dass die Perspektiven und Einstellungen wie auch die fachliche Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wesentliche Erfolgsgrößen eines solchen Projektes sind. Die Positionen hinsichtlich der neuen Arbeitsbedingungen, Kompetenzen im Umgang mit der Technologie sowie die Lernbereitschaft wurden untersucht und in die Konzeption eines Blended Learning-Arrangements einbezogen. Material und Methoden Für das Konzept zur Evaluation des Projektes wurde der Ansatz „Kellog Foundation Framework Evaluation“ [1] zu Grunde gelegt. Mit der Wahl dieses formativen Ansatzes aus dem Bereich der Projekt- bzw. Programmevaluationen wurde der prozessorientierte und kommunikative Charakter der Evaluation betont. Der „Framework Evaluation” bietet zum einen den konzeptionellen Rahmen zur Vorgehensweise und Zeitplanung der Evaluation und beinhaltet zum anderen Vorschläge für die Wahl geeigneter Methoden in einzelnen Phasen der Evaluation. Fokussiert wurde dabei vor allem der Entwicklungsprozess des Projektes, in dem Probleme bzw. Schwierigkeiten bei der Einführung EDV-gestützter Pflegedokumentation identifiziert und kommuniziert werden konnten. Die übergeordnete Fragestellung dieser Untersuchung konzentrierte sich somit auf die Bedingungen für eine erfolgreiche Einführung computergestützter Pflegedokumentation.

In einer (Vor-)Befragung per teil-standardisierten Fragebogen wurden individuelle Voraussetzungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfasst. Demografische Variablen, Aussagen zum beruflichen Selbstverständnis, Einstellungen zur Integration von Computern in den pflegerischen Berufsalltag sowie die persönlichen Vorerfahrungen und Kompetenzen in der PC-Arbeit haben Hinweise auf Aspekte erbracht, deren Einfluss sich später im Einführungsprozess des Dokumentationssystems wider gespiegelt hat. Die Untersuchung der Bedingungen zum Erlernen der neu eingeführten Software beinhaltete zum einen die Analyse und Revision des vorgefundenen Schulungskonzeptes und zum anderen eine Analyse der Lernförderlichkeit und Lernhindernisse im beruflichen Alltag. Die Schulungsproblematik im gesamten Bereich von EDV-gestützter Pflegedokumentation, vor allem auch als Teil von Krankenhausinformationssystemen ist vielfach diskutiert worden (vgl. [2], [3]). Ein zentrales Problem besteht darin, dass zielgruppenorientierte Schulungskonzepte entweder nicht oder nur in unzureichendem Maße vorhanden sind. Oft finden Schulungen pro Mitarbeiter nur einmalig und nur zur Einführung der Software statt. Nachschulungen sind von vornherein (meist aus finanziellen Erwägungen) ausgeschlossen und neue Kolleginnen oder Kollegen werden nicht geschult. Der zeitliche Rahmen von Schulungen ist dabei stark komprimiert, was insbesondere weniger erfahrene Computernutzer, angesichts komplexer Inhalte vor erhebliche Probleme stellt. Zudem liegt nicht selten ein größerer Zeitraum zwischen den Schulungen und dem Einsatzbeginn des Programms im Arbeitsalltag. Ausgangspunkt war hier die Annahme, dass ein kontinuierliches und aufgabenorientiertes Blended Learning-Lernangebot die Motivation zum Einsatz der Software auf Seiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützten kann. Methodische Mittel zur Wirkungsanalyse waren dabei problemzentrierte Interviews, in denen insbesondere die Begründungslagen zum Lernen und die Bedingungen und die Bereitschaft zur Integration des Dokumentationssystems in den beruflichen Alltag in den Blick genommen wurden.

Ergebnisse

Exemplarisch soll hier zunächst das Ergebnis zur Frage nach den Computerkenntnissen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (N=95) wieder gegeben werden. Die Frage: „Wie schätzen Sie Ihre Fähigkeiten und Kenntnisse am Computer ein?“ ergab ein zwar überwiegend positives Ergebnis, immerhin schätzten 59% der Mitarbeiter ihre Kenntnisse und Fähigkeiten als „Sehr gut“ bis „Ausreichend“ ein. In der Zusammensetzung fiel aber auch eine nahezu gleichmäßige Verteilung der Antworten von „Gut“ bis „Sehr schlecht“ auf (Abbildung 1 [Abb. 1]). Auf Grundlage dieser Angaben musste für die Schulungen und die Nutzung des E-Learning-Materials von einer höchst heterogenen Zusammensetzung der Teilnehmer, hinsichtlich ihrer Computerkenntnisse ausgegangen werden. Diese Zusammensetzung ließ im Wesentlichen auch einen unterschiedlichen Lern- und Betreuungsbedarf erwarten. Berücksichtigung fanden diese Erkenntnisse in Form eines einfachen Zugangs zum Lernmaterial im Internet. Hier wurde bewusst auf die Verwendung eines komplexen Lern Management Systems verzichtet, um die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht mit der zusätzlichen Anforderung des Umgangs mit einem (voraussichtlich) unbekannten Lernwerkzeug zu konfrontieren.

Des Weiteren konnte festgehalten werden, dass ältere Pflegekräfte, obwohl sie statistisch gesehen geringe Computerkenntnisse aufweisen, sehr wohl bereit sind, den Computer in den Arbeitsalltag zu integrieren. Hier musste aber auf die besondere Bedürfnislage älterer Pflegekräfte angemessenen reagiert werden, z.B. durch umfangreichere und/oder zeitintensivere Schulungen, um den Nachholbedarf gegenüber jüngeren Mitarbeitern in Sachen Computerfähigkeiten zu kompensieren.

Diskussion

Im Beitrag werden weitere Ergebnisse der Evaluation, insbesondere die ausgewerteten Interviews zu Lernförderlichkeiten und der Integration der Software in den Arbeitsalltag diskutiert.


Literatur

1.
Curnan S, et al. W. K. Kellog Foundation Evaluation Handbook. Michigan; 1998. http://www.wkkf.org/Pubs/Tools/Evaluation/Pub770.pdf (04.05.2007) Externer Link
2.
Ammenwerth E, Eichstädter R, Schrader U. EDV in der Pflegedokumentation. Ein Leitfaden für Praktiker. Hannover; 2003.
3.
Steffan S, et al. Einstellungssache IT-gestützte Pflegedokumentation? In: PR-InterNet 2007; 02/07, S. 94-101