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53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

15. bis 18.09.2008, Stuttgart

Übergewicht bei Kindern mit Migrationshintergrund

Meeting Abstract

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  • Jodok Erb - Gesundheitsamt Stuttgart, Stuttgart, Deutschland
  • Gertrud Winkler - Hochschule Albstadt-Sigmaringen, Sigmaringen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Stuttgart, 15.-19.09.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. DocEPI5-1

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2008/08gmds021.shtml

Veröffentlicht: 10. September 2008

© 2008 Erb et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung

Seit einigen Jahren wird in der breiten Öffentlichkeit eine Diskussion über die Zunahme von übergewichtigen Kindern geführt. Betroffen sind bei weitem nicht alle Kinder, sondern bestimmte Risikogruppen [1]. Um gezielte Maßnahmen der Prävention starten zu können, haben wir sozialepidemiologische Analysen durchgeführt.

Material und Methoden

Die Schuluntersuchung, die in Baden-Württemberg flächendeckend bei den Kindern im Alter von etwa sechs Jahren vor der Einschulung durchgeführt wird, bietet für die Analyse des Übergewichts eine hervorragende Grundlage. In Stuttgart werden die Kinder dabei seit Jahren von Kinderkrankenschwestern mit geeichten Instrumenten gemessen und gewogen. Wir haben die Daten der Einschulungsjahrgänge 2004, 2006 und 2007 analysiert. Der Migrationshintergrund wurde dabei anhand der Sprache bestimmt, die in der Familie mit den Kindern in den ersten drei Jahren gesprochen wurde.

Ergebnisse

13,0 % (95-%CI: 12,5-13,5 %) der untersuchten 14280 Kinder sind übergewichtig, 6,0 % adipös (95-%CI: 5,6-6,4 %), Mädchen in gleichem Maße wie Jungen. Für Kinder aus Familien der klassischen Gastarbeiterländer Türkei, Italien, Griechenland und dem ehemaligen Jugoslawien ergibt sich eine Übergewichtsprävalenz von 22,1 % (95-%CI: 20,8-23,4 %) und eine Prävalenz für Adipositas von 11,3 % (95-%CI: 110,2-12,2 %). Die Prävalenzwerte für deutsch, russisch, englisch und französisch sprechende Kinder wiesen keine statistisch signifikanten Unterschiede zu den Referenzwerten von Kromeyer-Hauschild et al. [2] auf. Je besser das Wohngebiet bei den deutschen Kindern, desto geringer die Übergewichtsprävalenz. Diese sozialen Unterschiede fanden wir bei Migrantenkindern nicht.

Diskussion

Die Ergebnisse können dazu genutzt werden, Präventionsaktivitäten der Primärprävention bei den hauptsächlich betroffenen Zielgruppen zu konzentrieren. Eine generelle Kampagne gegen Übergewicht könnte eher dazu führen, dass Kinder und Jugendliche fälschlicherweise meinen, sie seien übergewichtig [3].

Danksagung

Wir danken den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Gesundheitsamts Stuttgart, Sachgebiet Kinder- und Jugendgesundheit, für die Erhebung und Dokumentation der Daten bei der Einschulungsuntersuchung sowie dem Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt, für das Einlesen der Daten.


Literatur

1.
Erb J, Winkler G. Rolle der Nationalität bei Übergewicht und Adipositas bei Vorschulkindern. Monatsschr Kinderheilkd 152: 291-298, 2004
2.
Kromeyer-Hauschild K, Wabitsch W, Kunze D, Geler F, Geiß HC, Hesse V, von Hippel A, Jaeger U, Johnson D, Korte W, Menner K, Müller G, Müller JM, Niemann-Pilatus A, Remer T, Schaefer F, Wittchen HU, Zabrabnsky S, Zellner K, Ziegler A, Hebebrand J. Perzentile für den Body-mass-Index für das Kindes- und Jugendalter unter Heranziehung verschiedener deutscher Stichproben. Monatsschr Kinderheilkd 149: 807-818, 2001
3.
Galante-Gottschalk A, Erb J. Selbsteinschätzung des Körpergewichts bei Jugendlichen und Body Mass Index. Gesundheitswesen 69: 560-564, 2007