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53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

15. bis 18.09.2008, Stuttgart

Geschlechtsspezifischer Zusammenhang von gestörter Nüchternglukose (IFG) und koronarer Arterienverkalkung – Ergebnisse der Heinz Nixdorf Recall Studie

Meeting Abstract

  • Susanne Moebus - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Essen, Deutschland
  • Andreas Stang - Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik, Universität Halle/Wittenberg, Halle, Deutschland
  • Stefan Möhlenkamp - Klinik für Kardiologie, Westdeutsches Herzzentrum Essen, Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Uta Slomiany - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Essen, Deutschland
  • Martina Broecker-Preuss - Klinik für Endokrinologie, Zentrallabor Bereich Forschung und Lehre, Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Raimund Erbel - Klinik für Kardiologie, Westdeutsches Herzzentrum Essen, Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Klaus Mann - Klinik für Endokrinologie, Zentrallabor Bereich Forschung und Lehre, Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Karl-Heinz Jöckel - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Essen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Stuttgart, 15.-19.09.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. DocEPI3-4

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2008/08gmds014.shtml

Veröffentlicht: 10. September 2008

© 2008 Moebus et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung

Kardiovaskuläre Erkrankungen sind häufig schon bei einer Erstdiagnose eines Diabetes mellitus Typ 2 präsent. Inwieweit bei Personen mit einer gestörten Nüchternglukose (impaired fasting glucose, IFG) koronare Arterienverkalkungen als Zeichen einer subklinischen Atherosklerose bereits feststellbar sind, ist bislang nicht geklärt. Ziel dieser Analyse ist es, den Zusammenhang von IFG und koronarer Kalzifizierung bei Männern und Frauen zu untersuchen

Material und Methoden

Datenbasis sind die Querschnittsergebnisse der Heinz Nixdorf Recall Studie, einer populationsbasierten, prospektiven Kohortenstudie im Ruhrgebiet, die seit Dezember 2000 durchgeführt wird [1]. IFG wurde definiert nach der ADA (American Diabetes Association) von 1997 [2]. In die Analysen wurden 2184 Studienteilnehmer (Alter 45-75 Jahre) ohne bekannte KHK oder Diabetes mellitus und einer normalen Nüchternglukose (NFG: <6,1mmol/L) bzw. einer IFG (≥6,1 - <7,0mmol/L) einbezogen. Koronare Arterienverkalkung wurde mittels Elektronenstrahltomografie (EBCT), Risikofaktoren durch umfangreiche, standardisierte Messungen und Interviews erhoben. Um den Einfluss von Risikofaktoren abzuschätzen, wurden bivariate Analysen durch multiple logistische (CAC >0) und ordinale Regressionsmodelle (Proportional Odds Model, POM, Kategorien CAC 0-10, 10-100, 100-400, >400) kontrolliert für Alter, Rauchen, BMI, Blutdruck, Medikation (Hypertensiva und Lipidsenker), Gesamt- und HDL-Cholesterin ergänzt. Alle Analysen wurden nach Geschlecht getrennt ausgewertet.

Ergebnisse

633 (29%) der in die Analyse eingeschlossenen Probanden wiesen eine IFG auf, davon waren häufiger Männer als Frauen betroffen (37,2% respektive 22,3%). Probanden mit IFG beiderlei Geschlechts waren eher älter, wiesen häufiger Übergewicht, einen erhöhten Hüftumfang sowie Bluthochdruck auf. Rauchen, Dyslipidämie und Medikamenteneinnahme fielen dagegen in Bezug auf Geschlecht und Glukosestatus unterschiedlich aus. Die Ergebnisse der Regressionsanalysen zeigten ein erhöhtes krudes Odds Ratio (OR) bei Männern von 1,9 (95%-CI 1,3-2,7), für das Vorhandensein von Kalk (CAC >0), das auch im volladjustierten Modell erhöht blieb (OR 1,6; 1,1-2,4). Dagegen lag bei Frauen das krude und adjustierte OR für das Vorhandensein von Kalk insgesamt niedriger (1,6; 1,2-2,2 resp. 1,3; 0,9-1,7). Andererseits war bei den Männern im POM keine Assoziation mehr zwischen Höhe der koronaren Verkalkung und IFG erkennbar (Abbildung 1 [Abb. 1]), während sich das OR im POM bei den Frauen nicht wesentlich änderte (adjustiertes OR 1,3; 1,0-1,8).

Diskussion

Deutliche Geschlechts- und Altersunterschiede hinsichtlich der Assoziation zwischen erhöhten Nüchternglukosewerten im prä-diabetischen Bereich und koronarer Arterienverkalkung konnten in einer populationsbezogenen Stichprobe ohne koronare Herzerkrankung und Diabetes gezeigt werden. Wurden die niedrigeren Grenzwerte der ADA für IFG (5,6-6,9mmol/L) herangezogen ließen sich die Assoziationen nicht mehr nachweisen.


Literatur

1.
Schmermund A, Möhlenkamp S, Stang A, et al. Assessment of clinically silent atherosclerotic disease and established and novel risk factors for predicting myocardial infarction and cardiac death in healthy middle-aged subjects: rationale and design of the Heinz Nixdorf Recall Study. Risk Factors, Evaluation of Coronary Calcium and Lifestyle. Am Heart J. 2002;144:212-218
2.
The Expert Committee on the Diagnosis and Classification of Diabetes Mellitus. Report of the Expert Committee on the Diagnosis and Classification of Diabetes Mellitus. Diabetes Care 1997;20:1183-1197
3.
Genuth S, Alberti KG, Bennett P, Buse J, Defronzo R, Kahn R, Kitzmiller J, Knowler WC, Lebovitz H, Lernmark A, Nathan D, Palmer J, Rizza R, Saudek C, Shaw J, Steffes M, Stern M, Tuomilehto J, Zimmet P, the Expert Committee on the Diagnosis and Classification of Diabetes Mellitus. Follow-up report on the diagnosis of diabetes mellitus. Diabetes Care 2003;26:3160 –3167