gms | German Medical Science

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Das situative Rauchverlangen bei Jugendlichen

Meeting Abstract

  • Deniz Tagmat - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Greifswald
  • Judith Wolff - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Greifswald
  • Jeannette Rüge - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Greifswald
  • Ulrich John - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Greifswald
  • Jochen René Thyrian - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Greifswald

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds720

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds720.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Tagmat et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Hintergrund: Rauchverlangen ist bei Rauchern der am häufigsten genannte Grund für einen Rückfall, der in der Regel situationsspezifisch erfolgt. Daher sind Erkenntnisse darüber, wovon dieses situative Rauchverlangen in bestimmten Situationen abhängt, zentral. Es fehlen aber bisher systematische Untersuchungen über den Zusammenhang einzelner rauchrelevanter Variablen mit dem situativen Rauchverlangen.

Methode: Es nahmen N=1095 rauchende Schüler der Klassenstufen 7-10 in Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen einer Rauchprävention an Regionalschulen und Gymnasien teil. Es wurde untersucht, ob das situative Rauchverlangen in Zusammenhang steht mit der Nikotinabhängigkeit (Hooked on Nicotine Checklist, HONC), den Jahren des Rauchens, der Anzahl gerauchter Zigaretten pro Tag (tägliche Raucher) bzw. pro Gelegenheit (Gelegenheitsraucher), den durchgeführten Aufhörversuchen sowie ihrer Anzahl. Die Daten wurden mittels ordinaler Regression für Surveydaten mit 18 Schulen als Strata und 40 Klassen als primäre Auswahleinheit analysiert.

Ergebnisse: Die Stichprobe bestand aus N=2525 Schülern aus 5 Gymnasien und 13 Regionalschulen. Von den N=1095 Rauchern (43.4 %) bezeichneten sich N=748 als tägliche und N=347 als gelegentliche Raucher. HONC (OR 1.98/1.69, p < 0.001), Jahre des Rauchens (OR 1.44, p < 0.001), Anzahl täglich gerauchter Zigaretten (OR 1.12, p < 0.001), Anzahl gelegentlich gerauchter Zigaretten (OR 1.67/1.25, p < 0.001) und durchgeführter Aufhörversuch (OR 1.25, p < 0.05) weisen eine signifikanten Zusammenhang mit dem situativen Rauchverlangen auf. Die Anzahl der Aufhörversuche wurde hingegen nicht signifikant.

Schlussfolgerung: Situatives Rauchverlangen und Nikotinabhängigkeit sind stark assoziiert miteinander. Das Rauchverlangen, operationalisiert über die Situationen, scheint ein integraler Bestandteil der Zigarettenabhängigkeit zu sein. Das wird auch in verschiedenen Klassifikationssystemen berücksichtigt (DSM-IV oder ICD-10), allerdings noch nicht in erforderlichem Maße, da auch eine Nikotinabhängigkeit ohne ein Rauchverlangen vorliegen kann. Zukünftige Studien sollten sich bemühen, den Zusammenhang zwischen dem Rauchverlangen und der Nikotinabhängigkeit näher zu untersuchen, wobei insbesondere die Situationsabhängigkeit des Rauchverlangens stärker berücksichtigt werden sollte.