gms | German Medical Science

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Zur Kommunikation über kardiovaskuläre Risiken aus der Perspektive von Hausärzten und Hausärztinnen – ein qualitatives Forschungsprojekt

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Maren Stamer - VFwF e.V./ Arbeits- und Koordinierungsstelle Gesundheitsversorgungsforschung (AKG), Bremen
  • Norbert Schmacke - Universität Bremen, VFwF e.V./ Arbeits- und Koordinierungsstelle Gesundheitsversorgungsforschung (AKG), Bremen

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds708

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds708.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Stamer et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung / Hintergrund: Leitlinienorientiert werden individuelle kardiovaskuläre Therapieempfehlungen und Behandlungsentscheidungen nicht mehr an Grenzwerten einzelner Risikofaktoren sondern zunehmend am Gesamtrisiko der einzelnen Menschen ausgerichtet. Gegenüber der Senkung des Gesamtrisikos verliert das Erreichen einzelner Zielwerte somit an Bedeutung. Zu fragen ist, wie dieser Paradigmenwechsel von niedergelassenen Hausärzten und Hausärztinnen betrachtet wird und inwieweit er sich in der unabweislich patientenbezogenen Kommunikation über mögliche kardiovaskuläre Risiken abbildet.

Material und Methoden: Grundlage des qualitativen Projektes sind dreißig leitfadengestützte Experteninterviews mit Hausärzten und Hausärztinnen, die von Oktober 2005 bis Februar 2006 durchgeführt worden sind. Die Auswertung erfolgt anhand der Qualitativen Inhaltsanalyse.

Ergebnisse: In Verbindung mit theoretisch abgeleiteten Voraussetzungen für Gespräche über kardiovaskuläre Risiken - explizit auf der Ebene von Kommunikation wie auch ärztlichem Wissensmanagement - werden die in den Interviews dargelegten unterschiedlichen Einstellungen und Haltungen - im Spannungsfeld von Partizipation bis Paternalismus - aufgezeigt. Dabei werden Möglichkeiten und Grenzen partizipativer Entscheidungsfindung im Kontext einer Kommunikation über kardiovaskuläre Risiken deutlich. Gerade im Hinblick auf Barrieren partizipativer Entscheidungsfindung bleibt zu erörtern, wie sehr das ermittelte Schwanken zwischen eindeutigen und ambivalenten Empfehlungen zum Umgang mit Risikofaktoren, vor allem einem festgestellten Hochdruck, einen grundsätzlichen Widerspruch zum tradierten ärztlichen Krankheits- und Behandlungskonzept widerspiegelt.

Diskussion / Schlussfolgerungen: Die Darlegung empirisch erhobener Einstellungen und Haltungen und deren Verknüpfung mit theoretisch abgeleiteten Gesichtspunkten für eine Kommunikation über kardiovaskuläre Risiken dient dem Ziel zu hinterfragen, welche Voraussetzungen zur Verwirklichung des Konzeptes partizipativer Entscheidungsfindung im hausärztlichen Versorgungsalltag von Bedeutung sind. Perspektivisch können die in der Studie gewonnenen Erkenntnisse einfließen in Angebote ärztlicher Fort- und Weiterbildung und ärztlichen Qualitätsmanagements wie auch in Prozesse der Leitlinienentwicklung und Leitlinienimplementierung.

Die vorgestellte Untersuchung ist Teil des vom BMBF und den Spitzenverbänden der Krankenkassen geförderten Verbundprojektes "Optimierung der hausärztlichen Behandlung von Patienten mit Bluthochdruck unter Berücksichtigung ihres kardiovaskulären Gesamtrisikos durch leitliniengestützte Interventionen".


Literatur

1.
Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. 8. Aufl. Weinheim: UTB/ Belt; 2003
2.
Meuser M, Nagel U. Experteninterviews vielfach erprobt, wenig bedacht. Ein Beitrag zur qualitativen Methodendiskussion. In: Bogner A, Littig B, Menz W (Hrsg.). Das Experteninterview. Theorie, Methode, Anwendung. 2. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften; 2005: 71-93