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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Überlebenswahrscheinlichkeit für Krebserkrankungen bei Kindern mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland

Meeting Abstract

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  • Claudia Spix - Deutsches Kinderkrebsregister am IMBEI, Mainz
  • Jakob Spallek - AG Epidemiologie & International Public Health, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld
  • Hajo Zeeb - IMBEI, Mainz
  • Oliver Razum - AG Epidemiologie & International Public Health, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld
  • Peter Kaatsch - Deutsches Kinderkrebsregister am IMBEI, Mainz

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds707

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds707.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Spix et al.
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Gliederung

Text

Ein vollzähliges Krebsregister bietet viele Möglichkeiten, bevölkerungsbezogene Fragen zu überprüfen, z.B. Besonderheiten in Krankheitsinzidenz und Behandlungserfolg bei Patienten mit Migrationshintergrund. Die Angabe zur Nationalität am Deutschen Kinderkebsregister (DKKR) ist jedoch weder vollständig noch verlässlich und gibt keine Auskunft zu eingebürgerten Patienten mit Migrationshintergrund.

Auf Grund der Besonderheiten der türkischen Namensgebung war es mit Hilfe eines Namensalgorithmus [1] möglich, am DKKR 1774 Kinder mit türkischem Migrationshintergrund zu identifizieren [2]. Dies bezieht sich auf 37259 Kinder unter 15 Jahren mit ständigem Wohnsitz in Deutschland aus den Diagnosejahren 1980-2005, die mit Einwilligung am Deutschen Kinderkrebsregister namentlich gespeichert sind (95% aller gemeldeten Fälle).

Ein direkter Vergleich von Inzidenzen ist aufgrund fehlender Bezugszahlen nicht möglich; ein relativer Vergleich mit Hilfe von PCIR’s erbrachte keine nennenswerten Unterschiede in der Diagnoseverteilung [3].

Im Folgenden untersuchen wir mögliche Unterschiede im Überleben zwischen Kindern türkischer Herkunft im Vergleich zu den übrigen Patienten. Es bestehen keine nennenswerten Unterschiede in der Vollständigkeit der Nachbeobachtung.

Insgesamt ist die Überlebenswahrscheinlichkeit eines von Krebs betroffenen, in Deutschland lebenden türkischstämmigen Kindes nicht verschieden von der eines nicht-türkischstämmigen Kindes: 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit 74% im Vergleich zu 75%. Beim Vergleich der Überlebenskurven nach Geschlecht, Alter, Diagnosezeitraum, Diagnosegruppen und häufigen Einzeldiagnosen ergab sich auf Basis des Log-Rank-Tests eine signifikant geringere Überlebenswahrscheinlichkeit nur in der Subgruppe der türkischstämmigen Kinder, die vor 1988 an einer akuten lymphatischen Leukämie erkrankten (5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit 62% im Vergleich zu 75% bei nicht-türkischstämmigen Kindern). Bei bösartigen Knochentumoren deutet sich eine bessere Prognose für türkischstämmige Kinder an (5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit 72% im Vergleich zu 66%).

Aufgrund der bundesweit standardisierten Therapiepläne für derzeit mehr als 95% aller kindlichen Krebsfälle war mit größeren Unterschieden im Behandlungserfolg nicht zu rechnen. Aufgrund des explorativen Charakters dieser Analysen ist mit mindestens einem zufällig signifikanten Ergebnis zu rechnen, daher sollten die Auffälligkeiten nicht überbewertet werden.


Literatur

1.
Razum O, Zeeb H, Beck K, Becher H, Ziegler H, Stegmaier C. Combining a name algorithm with a capture-recapture method to retrieve cases of Turkish descent in a German population-based cancer registry. European Journal of Cancer. 2000;36:2380-4.
2.
Spallek J, Kaatsch P, Spix C, Ulusoy N, Zeeb H, Razum O. Namensbasierte Identifizierung von Fällen mit türkischer Herkunft im Kinderkrebsregister Mainz. Gesundheitswesen. 2006;68:1-7. DOI 10.1055/s-2006-927166.
3.
Spallek J, Spix C, Zeeb H, Kaatsch P, Razum O. Krebs bei türkischen Kindern in Deutschland. Poster. 1. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Greifswald 21.-23.09.2006; Abstractbuch.