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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Genetische Randomisierung als Basis eines unverzerrten Überlebenszeitvergleiches zwischen allogener Stammzelltransplantation und bester konservativer medikamentöser Therapie

Meeting Abstract

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  • Markus Pfirrmann - Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, München
  • Joerg Hasford - Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, München

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds652

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds652.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Pfirrmann et al.
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Gliederung

Text

Einleitung / Hintergrund: Die meisten Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie (CML) stehen vor der Entscheidung, sich primär einer allogenen Stammzelltransplantation (SZT) oder einer konservativen medikamentösen Therapie zu unterziehen. Im Rahmen der deutschen CML-Studie III sollten daher die Überlebenswahrscheinlichkeiten zwischen beiden Behandlungsoptionen verglichen werden. Traditionell existierten dabei zwei methodische Hauptprobleme: Die Auswahl der zu transplantierenden Patienten war unkontrolliert und nicht zufällig und die Zeit zwischen Diagnose und SZT wurde nicht unverzerrt berücksichtigt.

Material und Methoden: Nach Registrierung für die CML-Studie III qualifizierten sich Patienten mit prinzipieller Eignung für und dem Einverständnis zu einer allogenen SZT für den Überlebenszeitvergleich. Patienten mit passendem Verwandtenspender wurden einer frühen allogenen SZT zugewiesen, die übrigen der besten medikamentösen Therapie. Da die bloße Verfügbarkeit eines Verwandtenspenders zufällig und ohne Einfluss auf die Überlebenszeit war, kann diese Zuteilung als „genetische Randomisierung“ bezeichnet werden. Die Zeit zwischen Diagnose und dem Tag der SZT war als „Vorbereitungsrisiko“ resp. „Überlebenserfolg“ zu Recht der zugeteilten Behandlungsoption „allogene SZT“ zuordenbar. Wegen des (erwartbaren) logistischen Verhältnisses zueinander, wurden die Überlebenswahrscheinlichkeiten der beiden Behandlungsarme „intention-to-treat“ (ITT) mit dem Wilcoxon-Gehan-Test verglichen.

Ergebnisse: Von 354 für die SZT geeigneten Patienten hatten 135 (38%) einen Verwandtenspender. Davon wurden 123 (91%) tatsächlich transplantiert, vier waren zuvor verstorben, acht lehnten eine SZT nachträglich ab. 219 Patienten ohne passenden Verwandtenspender wurden dem medikamentösen Arm zugeordnet und primär mit Interferon-alpha behandelt. Die Überlebenszeiten von 97 Patienten mit Fremdspender-SZT in erster chronischer Phase wurden zensiert.

Diskussion / Schlussfolgerungen: Mit dem hohen Anteil von 91% transplantierten Patienten erwies sich die genetische Randomisierung für einen unverzerrten ITT-Überlebenszeitvergleich zwischen primärer allogener SZT und bester medikamentöser Therapie als erfolgreiche Strategie. Die Überlebenswahrscheinlichkeiten im Transplantationsarm waren im Sinne des Therapiekonzeptes „allogene SZT“ interpretierbar, acht Protokollverletzter hatten keinen relevanten Einfluss auf den Hauptzielparameter. Die für beide Arme aussagekräftigen Studienergebnisse zeigten für die beste konservative Therapie einen Überlebensvorteil.


Literatur

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Hehlmann R, Berger U, Pfirrmann M, Heimpel H, Hochhaus A, Hasford J, Kolb HJ, Lahaye T, Maywald O, Reiter A, Hossfeld DK, Huber C, Löffler H, Pralle H, Queisser W, Tobler A, Nerl C, Solenthaler M, Goebeler ME, Griesshammer M, Fischer T, Kremers S, Eimermacher H, Pfreundschuh M, Hirschmann WD, Lechner K, Wassmann B, Falge C, Kirchner HH, Gratwohl A; the SAKK and the German CML-Study Group. Drug treatment is superior to allografting as first line therapy in chronic myeloid leukemia. Blood. 2007; Feb 22 [Epub ahead of print].